Klagen gegen Impf-Hersteller: Krank nach der Corona-Impfung
Klagen gegen Impf-Hersteller:Krank nach der Corona-Impfung - und jetzt?
von Michael Haselrieder und Martina Morawietz
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Corona-Impfungen haben Leben gerettet. Doch Menschen, die nach der Impfung unter Beschwerden leiden, fühlen sich allein gelassen. Viele von ihnen verklagen nun die Hersteller.
Wer haftet für die Folgen?25.04.2023 | 11:31 min
Oxana Garder kann ohne Rollstuhl nicht mehr aus dem Haus. Die 36-Jährige kann nur noch kurze Strecken gehen, dann muss sie sich ausruhen. Direkt nach der zweiten Impfung gegen Corona hatte sie Herzrasen und einen Schwächeanfall, erzählt die Frau aus Halle an der Saale.
Schließlich habe sie Monate lang nur im Bett gelegen, konnte nicht einmal alleine auf die Toilette gehen. "Ich habe durch die Impfung mein Leben verloren", sagt Garder im Interview mit ZDF frontal.
Prozesse gegen Impfstoff-Hersteller
Noch vor eineinhalb Jahren war sie gesund und fit, arbeitete als Physiotherapeutin. Nach der Impfung bescheinigen ihr Ärzte das Fatigue-Syndrom, eine schwere chronische Krankheit und eine Störung des Kreislaufsystems. Garders Diagnose im Arztbrief lautet: "Unerwünschte Wirkung bei der Anwendung von Covid-19-Impfstoffen".
Garder will deshalb den Impfstoffhersteller Biontech verklagen - auf 100.000 Euro Schmerzensgeld. "Das bringt mir meine Gesundheit leider nicht zurück. Aber zumindest Gerechtigkeit und auch etwas Geld. Wir haben schon über 10.000 Euro ausgegeben für alle Therapien."
Nach einer Corona-Infektion können langfristige Beschwerden auftreten. Dagegen soll die Impfung schützen - doch diese kann auch Nebenwirkungen haben. Impfschaden - und jetzt?10.03.2023 | 32:23 min
Rechtsanwalt Joachim Cäsar-Preller vertritt Garder und 850 andere Mandanten gegen die Impfstoff-Hersteller. Die ersten Prozesse sollen im Juni beginnen. Entscheidend wird sein, ob es gelingt, einen direkten Zusammenhang zwischen der Impfung und der Krankheit nachzuweisen, sagt der Anwalt.
Biontech sieht keinen kausalen Zusammenhang
Biontech brachte im Dezember 2020 mit "Comirnaty" den ersten Impfstoff gegen Corona auf den Markt. Ein Interview zu den Klagen will das Unternehmen ZDF frontal nicht geben. Schriftlich heißt es auf Anfrage, es gebe "keine Anhaltspunkte, die einen kausalen Zusammenhang zwischen der Impfung mit Comirnaty und diesen (?) gesundheitlichen Beeinträchtigungen belegen."
Die Mainzer Firma hat in den vergangenen zwei Jahren 19,7 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Aber haften für mögliche Impfschäden muss das Unternehmen nicht. Denn die EU hat 2020, noch bevor der Impfstoff auf den Markt kam, in einem zunächst geheimen Vertrag unter anderem mit Biontech vereinbart, dass die Mitgliedsstaaten - also auch Deutschland - mögliche Schadenersatzzahlungen an Stelle der Impfstoffproduzenten übernehmen.
Wer einen Impfschaden erlitten hat, kann gegen die Impfstoff-Hersteller vorgehen und staatliche Leistungen beantragen. Doch die Hürden für Schadensersatz sind hoch.
von Samuel Kirsch
Kaum medizinische Hilfe für Betroffene
Medizinische Hilfe für Betroffene wie Garder gibt es bisher kaum. Sie ist an der Uniklinik Marburg in Behandlung. Die Ambulanz war zunächst auf Long-Covid spezialisiert und beschäftigt sich jetzt auch mit möglichen Impfschäden.
Es ist eine der wenigen Anlaufstellen für Long-Covid-Patienten und sogenannte Post-Vac-Fälle zur Behandlung von Folgen, die nach der Erkrankung an dem Virus oder einer Impfung aufgetreten sind. Der Kardiologe Professor Bernhard Schieffer betreut insgesamt 2.500 Patienten, weitere 7.000 stehen auf seiner Warteliste.
Es müssten dringend Fördergelder für Grundlagenforschung und die Patientenversorgung bereitgestellt werden, fordert Schieffer: "Ich hoffe, dass der Bund seine Verantwortung wahrnimmt und diese Patienten, diese jungen Menschen, die im Arbeitsleben für uns alle gesteckt haben, nicht einfach so unkontrolliert sich selbst betreuen lässt."
Ein Versprechen des Gesundheitsministers Lauterbach
Im heute journal hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Mitte März versprochen, ein Programm aufzulegen, um die Folgen des Post-Vac-Syndroms und von Long-Covid zu untersuchen und die Versorgung der Patienten zu verbessern. 100 Millionen Euro sollen dafür bereitgestellt werden, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Doch wann das Programm kommt, ist noch völlig unklar. Die Betroffenen müssen weiter warten.
Um die Versorgung von Impfgeschädigten und Long-Covid-Patienten in der Praxis zu verbessern, werde das Gesundheitsministerium eigens „ein Programm auflegen“, so Karl Lauterbach.
12.03.2023 | 6:55 min
Oxana Garder hofft, dass sie vielleicht irgendwann ein Stück ihres alten Lebens zurückbekommt - auch wenn das noch Jahre dauern kann. Ihr größter Wunsch: "Ich will beim Abiball meiner Tochter tanzen." Ihre Tochter ist heute drei Jahre alt.
Die aktuellen Corona-Zahlen im Überblick: Wie hoch ist die Inzidenz in meinem Landkreis? Wie viele haben sich infiziert? Wie viele sind gestorben? Wie viele sind geimpft?