Hanau gedenkt den Opfern des rassistischen Attentats

    Gedenken an Anschlags-Opfer:Hanau: "Wir sind stärker als Euer Hass"

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    Vor drei Jahren wurden in Hanau neun Menschen bei einem rassistischen Anschlag ermordet. Bei der Gedenkstunde riefen Vertreter aus Politik und Religion zum Kampf gegen Hass auf.

    In Hanau ist am Sonntag der Opfer des rassistischen Terroranschlags vor drei Jahren gedacht worden. Am Mittag kamen auf dem Marktplatz rund 500 Vertreter aus Politik, Bürgerschaft und Religionsgemeinschaften zu einer Gedenkstunde zusammen. An ihr nahmen neben Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) unter anderem auch Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) und die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, teil.

    Oberbürgermeister von Hanau: Müssen uns gegen Hass und Rassismus wehren

    Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD), der außer Angehörigen der Opfer als einziger eine Ansprache hielt, rief bei der Gedenkveranstaltung dazu auf, sich gegen Hass, Rassismus und Hetze zu wehren und für eine kämpferische Demokratie einzutreten.

    Deshalb sagen wir allen Rassisten, allen Antidemokraten, ja allen, die mit ihren Parolen unser Land vergiften: Wir sind mehr! Und wir sind stärker als euer Hass!

    Claus Kaminsky (SPD), Oberbürgermeister von Hanau

    Kaminsky verwahrte sich auch gegen Stimmen, die ein Ende des Gedenkens forderten. Der 19. Februar müsse neben der Erinnerung an die Ermordeten "ein dauerhafter Tag der Reflexion, der Prüfung, der Selbstvergewisserung" sein. Zudem müsse weiter an der Aufdeckung der Tathintergründe gearbeitet werden, forderte das Stadtoberhaupt.
    Hessens Ministerpräsident Rhein und sein Stellvertreter, Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) erklärten in Wiesbaden, dass es für die "grausamen, unfassbaren" Morde niemals ein Vergessen geben könne.
    Rassismus ist in Deutschland tief verwurzelt. Woran liegt das?
    Puppen vor einer Tafel
    07.04.2022 | 44:30 min
    Nach dem Gedenkakt auf dem Hanauer Marktplatz kamen die Teilnehmenden am Sonntag auf dem Hauptfriedhof zusammen. Dort wurde für jedes der Opfer ein Blumengesteck niedergelegt, ebenso auf den anderen Friedhöfen im In- und Ausland, auf denen die Opfer beerdigt sind. Am Nachmittag und Abend sollten in Hanau eine Demonstration gegen Rassismus und weitere Gedenkveranstaltungen stattfinden.

    Bundeskanzler Scholz: Opfer sichtbar machen

    Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erinnerte an die Toten. "Wir können den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft nur stärken, indem wir die Erinnerung an die Opfer sichtbar machen" schrieb Scholz auf Twitter.
    Bundeskanzler Scholz auf Twitter zum Gedenken an den Anschlag von Hanau
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    Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) hatte am Samstag erklärt, der Anschlag in Hanau bleibe eine Wunde, die nicht verheilt. Die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, kritisierte am Samstag den Umgang mit Betroffenen von Rassismus in Deutschland.
    Am 19. Februar 2020 hatte Tobias R. in der hessischen Stadt neun Menschen mit Migrationshintergrund, seine Mutter und sich selbst getötet. Ende Dezember 2021 stellte die Bundesanwaltschaft ihre Ermittlungen zu dem Anschlag ein. Es gebe keine Anhaltspunkte für Mittäter, Anstifter, Gehilfen oder Mitwisser des Attentäters, hieß es. Unter den Angehörigen der Opfer sorgte das für Kritik.
    Quelle: epd