Zweite Woche der Klimakonferenz COP27: Die Zeit drängt

    Klimakonferenz in Ägypten:COP27: Zweite Woche, die Zeit drängt

    ZDF-Reporterin Winnie Heescher
    von Winnie Heescher, Scharm el Scheich
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    Die zweite Woche der Klimakonferenz von Scharm el Scheich hat begonnen. Und wenn sie so weitergeht wie bislang, wird sie nicht gut enden. Trotz vereinzelt guter Nachrichten.

    Ägypten, Scharm El Scheich: Junge Klimaaktivisten halten Schilder mit der Aufschrift "From COP27 To G20 Fight For 1.5" beim UN-Klimagipfel COP27.
    Es läuft nicht gut bei der Weltklimakonferenz in Ägypten. Fortschritte sind rar - und langsam drängt die Zeit.
    Quelle: Peter Dejong/AP/dpa

    Svenja Schulze (SPD) hat sich vorgenommen, etwas gegen den Stimmungsblues zu tun, der sich auf der Klimakonferenz breit gemacht hat. "We want to build a bridge over troubled water" zitiert die deutsche Entwicklungshilfeministerin den Klassiker von Simon und Garfunkel. Ob ihre Ministerkollegen aus Ghana und Bangladesch, die mit ihr auf dem Podium sitzen, noch Sinn für solche Lyrik haben?

    Globaler Schutzschirm für bedrohte Staaten

    Einen globalen "Schutzschirm" für arme Länder verkündet die Ministerin, eine Art Versicherungssystem für Menschen in den Ländern, die von extremen Wetterereignissen in ihrer Existenz bedroht sind. Wie in Ghana, wie in Bangladesch. Die beiden Minister könnten viel erzählen über Dürre, über starke Regenfälle und Überflutungen, über den Klimawandel in ihrer Heimat.
    170 Millionen Euro sagt die Ministerin als deutschen Startbeitrag zu, auch andere Industriestaaten sollen sich beteiligen. Wie genau das aussehen soll, wie das Geld verteilt wird und vor allem wie schnell - all das kann die Ministerin noch nicht beantworten. "Der Schutzschirm ist nicht groß genug" kritisiert Abdul Momen, Finanzminister von Ghana, "das sind nur kleine Tropfen." Ghana warte seit Jahren auf Milliarden. "Aber es passiert nichts, die Menschen in meinem Land leiden."

    Geld ist das Thema dieser COP

    Die Wiedergutmachung klimabedingter Schäden heißt im Klimagipfelvokabular "Loss and Damage". Es ist das Thema dieser Konferenz. 1992 und 2015 hatten sich die Industriestaaten dazu verpflichtet, ärmere Länder beim Klimaschutz und bei Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Das 100-Milliarden-Dollar-Vesprechen wurde jedes Jahr gerissen.
    Den Schutzschirm, den die deutsche Entwicklungshilfeministerin jetzt als gute Nachricht verkündet, sehen viele betroffene Länder deshalb kritisch. Sie haben Sorge, damit abgespeist zu werden.

    Schulze: Schutzschirm darf nicht einzige Lösung sein

    "Der Schutzschirm ist ein guter und wichtiger Schritt, darf aber nicht davon ablenken, dass es hier bei der Konferenz darum geht, unter dem Dach der Konvention jetzt einen Geldtopf einzurichten, der in Größe und Breite das darstellt, was gebraucht wird", sagt Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace.
    "Wir haben letztes Jahr in Deutschland, im Ahrtal gesehen, dass allein 30 Milliarden notwendig waren, um die Schäden und Verluste zu beseitigen. Global ist es eine zigfache Summe, die notwendig ist und die die Industrieländer und die großen Emittenten jetzt endlich zur Verfügung stellen müssen."

    ZDF-Themenschwerpunkt zur Energiekrise
    Quelle: ZDF, Getty Images / [M] Corporate Design

    Heizung herunterdrehen, Licht ausmachen, Strom sparen: Die Energiekrise ist im Alltag der Menschen angekommen und viele fragen sich: Wie wird der Winter angesichts von Energieknappheit und hohen Preisen? Der ZDF-Themenschwerpunkt "Energiekrise" beleuchtet vom 11. bis 18. November diese und weitere Fragen zu Energiekosten und Energiewende. In den aktuellen Magazinsendungen des ZDF, in Doku-Formaten wie "plan b", "planet e.", "ZDFzeit" und "ZDFzoom", in einem "moma vor ort" aus Ludwigshafen, im ZDF-Polittalk oder online auf ZDFheute rückt die aktuelle "Energiekrise" in den Fokus, ausgelöst durch Russlands Angriff auf die Ukraine.

    Svenja Schulze weiß all das nur zu gut. Der Schutzschirm dürfe nicht die eine und einzige Lösung sein und es sei auch "kein Ablenkungsmanöver", beteuert sie.

    Der beste Schutz ist, damit aufzuhören, weiter Treibhausgase in die Atmosphäre zu bringen.

    Svenja Schulze, Entwicklungsministerin

    Deutschland Teil des Problems

    Doch das Ziel erreicht Deutschland selbst nicht. Es gehört zu den schlechten Nachrichten des Tages, dass Deutschland in einem jährlich erscheinenden Ranking weiter abgerutscht ist: Drei Plätze runter auf Platz 16 im sogenannten Klimaschutzindex der 60 größten Verursacher von Treibhausgasen.
    Weil es beim Ausbau der erneuerbaren Energien lahmt, weil es selbst seine Klimaziele im Verkehrs- und Gebäudebereich nicht schafft. Deutschland hält selbst nicht ein, was es einhalten müsste, und ist damit kein Vorbild, sondern Teil des Problems dieser Konferenz. Eigene Ziele werden nicht erreicht, was die Frage nach Geldern zur Wiedergutmachung weiter anstachelt.
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    COP27: Keine Fortschritte in entscheidenden Fragen

    "Wir müssen einen Gang hochschalten" sagt der ägpytische Konferenz-Präsident zum Beginn dieser zweiten Konferenz-Woche. In entscheidenden Fragen hätten die Teilnehmerstaaten keine Fortschritte gemacht.
    Was unter anderem auch daran liegt, dass alle auf die Gipfel starren, die diese COP27 parallel begleiten: das Treffen von US-Präsident Joe Biden und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und der G20-Gipfel in Bali. Ab Mittwoch aber fällt auch dieses Argument für die Verhandlerinnen und Verhandler in Ägypten weg.

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    Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie viel CO2 haben die Länder seit 1990 eingespart? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.
    von Moritz Zajonz
    Fünf Icons mit Fabrikschlot, Blitz, Thermometer vor Deutschland und Weltkarte, und einem Haus über Wellen. Im Hintergrund ein Braunkohlekraftwerk.
    Grafiken
    Quelle: ZDF, dpa

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