Wohnungsnot in Großbritannien: Immobilienwächter als Lösung?

    Steigende Mieten und Wohnungsnot:Als Immobilienwächter günstig wohnen

    von Fabian Medler
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    In Großbritannien schützen Menschen als Immobilienwächter leerstehende Gebäude und wohnen gleichzeitig darin. Das Konzept verspricht Vorteile für alle Beteiligten.

    Häuser in London
    In Großbritannien wird der Wohnraum immer knapper. Als Lösung für das Problem können Immobilienwächter auf leerstehende Gebäude aufpassen und in ihnen wohnen.
    Quelle: reuters

    In ehemaligen Polizeistationen, aufgegebenen Pubs, gotischen Kirchen und verlassenen Altersheimen finden "Immobilienwächter" günstigen Wohnraum, aber auch einen ungewöhnlichen Ort zum Leben.
    Über 10.000 dieser "Guardians" gibt es schätzungsweise derzeit in England. Sie wohnen für geringe Miete in den Gebäuden, die sonst Leerstehen würden. Damit schützen sie die Immobilien vor Vandalismus, Diebstahl und Hausbesetzungen. Angesichts der Wohnungsnot in England könnte dies eine vielversprechende Lösung sein. Allein in London stehen nach Angaben der Stadt mehr als 30.000 Gebäude langfristig leer. Häufig weil Eigentümer bürokratische Hürden für einen Umbau überwinden müssen. Zumindest vorübergehend können diese Gebäude Wohnraum bieten.
    Fotomontage: Der ehemalige britische Premierminister Boris Johnson mit blauem Helm hängt an einem Seil über dem Ärmelkanal und hält britische Flaggen in den Händen, daneben ein das gelbe auslandsjournal-Logo
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    London: Leerstand an jeder Ecke

    Das Leben als Immobilienwächter mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, doch für tausende Menschen in Großbritannien ist es bereits die Antwort auf steigende Mieten und knappen Wohnraum. Ben Owora ist einer von ihnen. Er lebt im Süden Londons in einer früheren Polizeistation. Mit 20 Anderen teilt er sich die Wache in einer Wohngemeinschaft. Privatsphäre sei kein Problem, sagt Ben. Schließlich habe er sein eigenes Zimmer. Nur Küche und Bad muss er sich teilen. Als monatliche Miete inklusive aller Nebenkosten zahlt Ben knapp 690 Euro. Für ein normales WG-Zimmer würde mindestens das Doppelte fällig werden.

    Ich mag das Gespenstische hier. Es ist, als würde man in einem Geisterhaus leben.

    Ben Owora über das Leben in einer Polizeiwache

    Mietkrise in Großbritannien
    :Nicht nur in London ist Wohnen Luxus

    Home sweet home! My home is my castle! Geflügelte, englische Worte. Die Realität sieht anders aus. Wohnen, mieten, kaufen ist schon jetzt für viele Briten unerschwinglich.
    Andreas Stamm, London
    Vor dem Hintergrund von Bankhochhäusern in Canary Wharf in London, Großbritannien, 30. Oktober 2015, stehen Wohnhäuser.

    Britische Firma bietet eine Lösung

    Die Firma Live-In-Guardians schafft aus den leerstehenden Gebäuden vorübergehenden Wohnraum. Arthur Duke gründete das Unternehmen im Jahr 2010. Seine Idee damals: Diese Immobilienwächter können für eine geringe Miete in den Gebäuden wohnen. Dadurch müssen die Eigentümer keine Sicherheitsfirmen für viel Geld beauftragen. Das Unternehmen kümmert sich um die Organisation und Ausstattung der Wohnungen. Im Gegenzug kassiert es die Miete.

    Es ist eine Win-Win-Win Situation.

    Arthur Duke, Gründer Live-In-Guardians

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    Guardians müssen häufig umziehen

    Die Deutsche Modedesignerin Miriam Krämers hat sich bewusst für das ungewöhnliche Wohnkonzept entschieden. Mitten im Londoner Stadtteil SoHo zahlen sie und ihre Mitbewohnerin für ihre Etage im ehemaligen Büro der Metall-Band Iron Maiden knapp 1800 Euro im Monat. Und das in einer Gegend, in der eine Dreizimmerwohnung schonmal umgerechnet 5000 Euro im Monat kosten kann.

    Also ich fühle mich eigentlich besser versorgt, als wenn ich jetzt normal mieten würde.

    Miriam Krämers ist seit 2 Jahren ein Immobilienwächter

    Typisch für Immobilienwächter ist, dass sie oft umziehen müssen. Schließlich sollen die Gebäude nach einer Weile wieder normal genutzt werden. Daran hat sich Miriam mittlerweile gewöhnt. Besonderes viel Pech hatte sie vergangenes Jahr. Da hat sie an vier verschiedenen Orten gelebt. Normalerweise bleiben Guardians etwas länger, durchschnittlich neun Monate.
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    Lösung für die Wohnungsnot?

    Graham Sievers trägt mit seiner Property Guardian Providers Association dafür Sorge, dass der Wohnraum für die Guardians gut bewohnbar ist. Denn nicht alle Anbieter kümmern sich so gut um ihre Guardians. Im Streitfall vermittelt Graham Sievers zwischen den Parteien. Er glaubt, dass das Konzept vielen helfen kann, eine bezahlbare Unterkunft zu finden.

    Wenn es genug Bemühungen der Regierung, lokaler Behörden und von Immobilieneigentümern gäbe, könnte man schnell 100.000 Menschen unterbringen, die auf eine Wohnung warten.

    Graham Sievers, PGPA

    Guardians bekommen jeden Monat aufs Neue einen Vertrag. Sie haben deswegen nicht dieselben Rechte wie ein normaler Mieter. Kinder, Tiere und Partys sind verboten. Planungssicherheit- Fehlanzeige. Bewerben kann sich jeder über 21.
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