Neuer Korridor: Ukraine exportiert wieder mehr Getreide

    Neuer Schwarzmeer-Korridor:Ukraine exportiert wieder mehr Getreide

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    Nachdem im Sommer der Getreide-Deal zwischen Moskau und Kiew ausgelaufen war, wurde ein neuer Korridor über das Schwarze Meer eingerichtet. Die Exporte steigen - trotz Risiken.

    Ein Kran lädt Weizenkorn in das Frachtschiff Mezhdurechensk, aufgenommen am 25.10.2023 in Mariupol
    Das Plus bei den Getreideexporten ist eine mehr als willkommene Spritze für die ukrainische Wirtschaft. Archivfoto
    Quelle: Reuters

    Getreide rieselt unter lautem Donnern in Eisenbahnwaggons und es wimmelt geradezu von Lastwagen, die darauf warten, beladen zu werden. Es ist ein geschäftiger Tag auf diesem Getreidespeichergelände in der mittleren Ukraine - und nicht nur hier. Insgesamt wird im Land wieder mehr Weizen, Gerste und Mais aus überfüllten Silos geholt und zu Häfen am Schwarzen Meer gebracht, um dann von dort aus die See durch einen neuen Korridor zu überqueren.
    Er entstand, nachdem Russland im Sommer aus einem von den UN und der Türkei vermittelten Deal ausgestiegen war, der es der Ukraine ermöglicht hatte, trotz des Krieges sein Getreide sicher über das Schwarze Meer zu transportieren.
    Der türkische Präsident Erdogan und sein russischer Amtskollege Putin bei einer Pressekonferenz in Sotschi
    Der russische Präsident hat sich beim Treffen mit dem türkischen Präsident Erdogan gegen einen neuen Getreidedeal ausgesprochen. Erdogans Vermittlungsversuch scheiterte.04.09.2023 | 1:52 min

    Mehr Schiffe steuern Schwarzmeerhäfen der Ukraine an

    Es war ein Schlag für das Land und die vielen Bauern, deren Lebenserwerb vom Auslandshandel abhängt: Schließlich zählt die Ukraine traditionell zu den größten Getreideexporteuren auf der Welt. "Es war eng, aber wir haben weiter gearbeitet (...) Wir haben versucht, jede Tonne aufzunehmen", schildert der Chef der Speichereinrichtung, Roman Andrejkiw, die Zeit nach dem Ende des Deals im Juli. Dank des neuen ukrainischen Korridors, geschützt durch das Militär, kann er jetzt "Lagerraum freischaufeln und Aktivitäten erhöhen". 
    Eine zunehmende Zahl von Schiffen steuert jetzt wieder die Schwarzmeerhäfen des Landes an und verlässt sie mit Getreide, Metallen und anderem Frachtgut - trotz des Risikos russischer Angriffe und auf dem Wasser treibender Minen.
    Getreideabkommen
    Die Ukraine lagert immer noch das Getreide von vor zwei Jahren ein. Getreide, das der Weltmarkt dringend braucht – und das die Ukraine kaum noch exportieren kann.23.10.2023 | 2:37 min

    Getreide-Exporte kurbeln Wirtschaft an

    Die Exporte sind eine mehr als willkommene Spritze für die ukrainische Wirtschaft und sorgen wieder für einen beständigeren Fluss von Weizen, Mais, Gerste, Sonnenblumenöl und anderen erschwinglichen Nahrungsmitteln in Teile von Afrika, des Nahen Ostens und Asiens, wo die Preise für örtliche Erzeugnisse angestiegen sind und die Nahrungsmittel-Unsicherheit wächst.
    Das Vertrauen kommerzieller Betreiber und damit ihr Interesse, ukrainische Getreidefrachten zu übernehmen, nehme wieder deutlich zu, schildert Munro Anderson vom Unternehmen Vessel Project. Die Firma schätzt Kriegsrisiken auf dem Meer ein und bietet Versicherungen an, gestützt von Lloyd's, dessen Mitglieder den größten Versicherungsmarktplatz der Welt bilden.
    Hände mit Getreide
    Der Getreide-Export aus der Ukraine findet vorwiegend über Land in Nachbarländer statt. Dort überschwemmen Mais und Weizen die lokalen Märkte. Das Überangebot drückt die Preise.21.03.2023 | 9:37 min

    Angriffe durch Russland auf Häfen und Getreideinfrastruktur

    Aber es gibt natürlich weiter Risiken. So warnte Russland im Sommer, es werde davon ausgehen, dass Schiffe auf dem Weg zu ukrainischen Schwarzmeerhäfen Waffen transportieren. Und nach der Aufkündigung des Deals hat Moskau sowohl Häfen als auch Getreideinfrastruktur in der Ukraine angegriffen und dabei Nahrung in einem Umfang vernichtet, der ausgereicht hätte, mehr als eine Million Menschen ein Jahr lang zu versorgen.
    Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj haben sich Verbündete bereit erklärt, kommerzielle Schiffe im Schwarzen Meer zu schützen, es seien allerdings mehr Luftverteidigungssysteme nötig. 

    Was wichtig ist, ist, dass wir Vereinbarungen haben.

    Wolodymyr Selenskyj, Präsident Ukraine

    Der Korridor sei "betriebsfähig", so Selenskyj.
    Ukraine, 18.04.2023: Ein Bauer betrachtet das Teil einer Rakete auf einem Feld während der Aussaat.
    Landwirt Maxim hat das Feld, auf dem vor einem Jahr die russische Artillerie stand, selbst geräumt. Die gesamte Ernte ging verloren. Maxim setzt nun alles auf einen Neuanfang.08.05.2023 | 1:26 min

    Exporte noch weit hinter Niveau vor Kriegsbeginn

    Insgesamt hat die Ukraine durch den neuen Korridor bereits mehr als 5,6 Millionen Tonnen an Getreide und anderen Produkten ausgeführt, wie die US-Botschafterin in Kiew, Bridget Brink, kürzlich mitteilte. Allerdings waren es vor dem Krieg fast doppelt so viel pro Monat, sagt der ukrainische Vizeagrarminister Taras Kachka.
    Dem ukrainischen Agrarministerium zufolge ist es das Ziel, mindestens sechs Millionen Tonnen Getreide im Monat durch den neuen Korridor auszuführen. Ein ehrgeiziges Vorhaben: Im Oktober hatte es die Ukraine auf insgesamt 4,3 Tonnen gebracht - auf allen Routen zusammen.
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    Quelle: AP
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