Geiselvereinbarung mit Hamas: Wen lässt Israel da frei?

    Geiselvereinbarung mit Hamas:Wen lässt Israel da frei?

    Jan Schneider
    von Jan Schneider
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    Die Hamas lässt Geiseln frei, wenn Israel im Gegenzug inhaftierte Palästinenser freilässt. Wer sind diese Häftlinge und wie gehen die Verhandlungen weiter?

    Die ehemalige palästinensische Inhaftierte Israa
    Die ehemalige palästinensische Inhaftierte Israa Jaabis (links im Bild) wird von ihrer Familie im Jerusalemer Stadtteil Jabel Mukaber empfangen.
    Quelle: dpa

    Die Terrororganisation Hamas hat sich mit ihren Geiselnahmen am 7. Oktober ein starkes Druckmittel gegenüber der israelischen Regierung aufgebaut. Im Rahmen der vereinbarten Feuerpause lässt sie nun nur Geiseln frei, wenn im Gegenzug inhaftierte Palästinenser freigelassen werden. 177 Palästinenser wurden so bisher aus israelischer Haft entlassen, als Gegenleistung für die Freilassung von 58 Geiseln der Hamas. Doch wen lässt Israel da frei? Und bleibt es bei dem Verhältnis von etwa drei Häftlingen gegen eine Geisel?

    Wer sind die freigelassenen Palästinenser?

    Wer freigelassen werden darf, kann auf der Internetseite der israelischen Regierung sehr genau nachgelesen werden. Dort ist eine Liste mit 300 Namen veröffentlicht, die zur Freilassung in Frage kommen. Auf der Liste stehen hauptsächlich männliche Jugendliche unter 18, die Jüngsten sind 14 Jahre alt. Außerdem sind auch 33 Frauen auf der Liste, sie sind teilweise auch älter, die Älteste ist 59 Jahre alt.
    Die meisten der Inhaftierten wurden bisher nur verhaftet, aber noch nicht verurteilt. Der Vorwurf lautet in vielen Fällen recht vage "Beeinträchtigung der Sicherheit des Gebiets". Einigen wird das Werfen von Steinen zur Last gelegt.
    Es gibt aber auch drastischere Vorwürfe: Schwere Körperverletzung, die Herstellung von Sprengsätzen oder Brandstiftung. In zwei Fällen geht es aber auch um versuchte Morde durch Messerattacken. Oder die 37-jährige Israa Jaabis, die verurteilt wurde, weil sie an einem Kontrollpunkt im Westjordanland eine Gasflasche in ihrem Auto zur Explosion gebracht und dabei einen Polizeibeamten verletzt haben soll.
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    Erinnerungen an den Fall Gilad Shalit

    Auch in der Vergangenheit gab es bereits Geiselvereinbarungen. Eine für Israel besonders bittere Erfahrung war der Austausch des israelischen Soldaten Gilad Shalit gegen mehr als 1.000 palästinensische Häftlinge. Shalit war im Juni 2006 von der Hamas entführt und in den Gazastreifen gebracht worden. Ganze fünf Jahre wurde er dort gefangengehalten, bis er im Oktober 2011 im Tausch gegen 1.027 Palästinenser freigelassen wurde.
    Das Bittere: unter den Freigelassenen war auch der heutige Hamas-Chef Jahia al-Sinwar, der einer der Drahtzieher hinter den Angriffen vom 7. Oktober gewesen sein soll. Außerdem waren unter den damals Freigelassenen auch Assis Salha, der im Oktober 2000 einen israelischen Soldaten während eines Lynchmordes in Ramallah erwürgt und erstochen hatte und auch eine palästinensische Journalistin, die einen Selbstmordattentäter mit dem Auto zu seinem Anschlagsziel in Jerusalem gefahren hatte. Insgesamt sollen die damals freigelassenen Häftlinge für den Tod von etwa 600 Israelis verantwortlich gewesen sein.
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    Diesmal soll es anders laufen. Ein Regierungssprecher hat angekündigt, dass Familien von betroffenen Terroropfern die Möglichkeit haben, Einspruch einzureichen:

    Nach israelischem Recht haben die Familien der Opfer von Terroristen, die in israelischen Gefängnissen sitzen und Blut an ihren Händen haben, das Recht, innerhalb von 24 Stunden vor dem Obersten Gerichtshof gegen ihre Freilassung Einspruch zu erheben.

    Israelischer Regierungssprecher

    Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)
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    Wie geht der Austausch weiter?

    Terrorismus- und Extremismusexperte Hans-Jakob Schindler vom Counter Extremism Projekt (CEP) Berlin sieht in den ersten Freilassungen eine "vertrauensbildende Maßnahme zwischen Hamas und Israel". Die Verhandlungen würden nach seiner Ansicht nun aber mit jeder Geisel schwieriger: Die Hamas werde fordern, dass mehr palästinensische Gefangene pro Geisel freigelassen werden sollen und auch die begangenen Verbrechen der Inhaftieren werden schwerer werden. Gerade für die Freilassung von Geiseln, die dem israelischen Militär angehören, werde die Hamas einen sehr hohen Preis fordern, so Schindler im ZDF-Morgenmagazin.
    Hans-Jakob Schindler | Netzwerk Counter Extremism Project (CEP) Berlin
    Die Freilassung der Geiseln sei eine "vertrauensbildende Maßnahme zwischen Hamas und Israel", so Hans-Jakob Schindler.27.11.2023 | 5:07 min
    Dass aktuell die Verhandlungen laufen, sei laut Schindler der Plan der Hamas gewesen. Die Terrorgruppe habe sich mit den Geiselnahmen vom "Objekt der Zerstörung" - Israel hatte lange beschworen, die Organisation gänzlich auszulöschen - zu einem Zurück an den Verhandlungstisch erpresst. Außerdem nutze die Hamas die Freilassungen der Häftlinge, um sich im Machtkampf mit anderen palästinensischen Gruppen als Kümmerer zu präsentieren und so Unterstützung in der Bevölkerung zu bekommen.
    Dazu passt, wie die freigelassenen Palästinenser in ihren Heimatregionen aufgenommen werden: Mehr als drei Dutzend Gefangene sind am Sonntag ins Westjordanland zurückgekehrt. Die 39 jungen Männer wurden von mehreren Hundert Gratulanten im Zentrum von Ramallah wie Helden empfangen. Die Menge hob die Männer - sie trugen graue Gefängniskleidung - auf ihre Schultern. Viele der Gratulanten schwenkten grüne Fahnen der militant-islamistischen Hamas.
    Währenddessen werden weiterhin 184 Menschen im Gazastreifen als Geiseln festgehalten.

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