Chrupalla zu Spionage-Affäre: Kreml-Papier "Räuberpistole"

    Interview

    Chrupalla zu Spionage-Affäre:AfD-Chef: Kreml-Papier ist "Räuberpistole"

    von Stefanie Reulmann
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    Die Existenz eines Papiers aus Russland, das der AfD innenpolitische Thesen formuliert habe, weist Parteichef Chrupalla zurück. Das sei "eine abenteuerliche Räuberpistole".

    AfD-Chef Tino Chrupalla im Berlin-direkt-Interview
    Chrupalla bei "Berlin direkt"28.04.2024 | 4:45 min
    Der Kreml soll ein Manifest für die AfD geschrieben haben und ihr Thesen zur deutschen Innenpolitik formuliert haben. Diese soll der thüringische AfD-Vorsitzende Björn Höcke fast wortwörtlich bei einer Veranstaltung in Gera vorgetragen haben, berichtet der "Spiegel".

    Chrupalla bestreitet Existenz eines Kreml-Papiers

    Diesen Vorwurf weist der AfD-Parteivorsitzende Tino Chrupalla in der ZDF-Sendung "Berlin direkt" zurück. "Das ist natürlich eine abenteuerliche Räuberpistole", sagt er.

    Ich kenne dieses Papier nicht, ich habe noch nie so ein Papier gesehen.

    Tino Chrupalla

    Das könne auch nur vom "Spiegel" kommen, "die aktuell nichts anderes zu tun haben, als die AfD in diesem Wahlkampf zu diskreditieren", so Chrupalla.
    Doch die Fakten sprechen für sich. Maximilian Krah, Spitzenkandidat der AfD im Europawahlkampf, sucht die Nähe zu China und Russland. Er steht im Verdacht, Geld von Putin-Freunden erhalten zu haben. Gegen ihn laufen Vorermittlungen bei der Staatsanwaltschaft Dresden. Und letzte Woche wurde sein Mitarbeiter wegen des Spionageverdachts für China verhaftet.
    Maximilian Krah
    Die AfD und der Fall Krah28.04.2024 | 4:13 min

    Chrupalla: Rolle des "deutschen Geheimdienstes" klären

    Auch der zweite auf der AfD-Liste für den Europawahlkampf, Petr Bystron, soll Geld aus Russland erhalten haben.
    Auf die Frage, ob er Krah und Bystron noch vertraue, weicht Chrupalla wiederholt aus. Stattdessen betont er, dass doch erst einmal die Rolle des "deutschen Geheimdienstes" geklärt werden müsse, für den der chinesische Mitarbeiter Krahs ebenfalls gearbeitet haben soll. Hier sei also wahrscheinlich "ein Doppelagent im Spiel", sagt er.
    Zudem müsse auch die Verantwortung von Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) geklärt werden, die zugelassen hätten, dass seit zehn Jahren ein Spion bei Krah arbeite. Auch den Zeitpunkt der Festnahme findet der AfD-Vorsitzende auffällig. "Warum kommt das jetzt, drei Wochen, vier Wochen vor der Wahl?", fragt er.

    Warnungen aus den eigenen Reihen

    Warnungen vor Krah wegen seiner Russland-Nähe und seiner Propaganda für China gab es in der Vergangenheit auch aus den Reihen der AfD-Delegation im Europaparlament. Auch auf die Frage, ob er diese Warnungen kannte und darauf reagiert habe, weicht Chrupalla aus, sichtlich nervös. Krah sei gewählt worden, daher unterstütze er ihn, solange nicht ermittelt werden. "Wir warten jetzt erstmal die Ermittlungen ab", sagt er. Es seien "noch viele Dinge ungeklärt".
    Sylvia Limmer, AfD-Europaabgeordnete
    Erstaunlich sei, dass Krah "überhaupt als Spitzenkandidat auf der EU-Liste landen konnte", sagt die AfD-Europaabgeordnete Sylvia Limmer. Die Vorwürfe seien bekannt gewesen.28.04.2024 | 0:47 min
    Die Situation sei erst dann eine neue, "wenn es klare Beweise und Belege gibt, dass Herr Krah in irgendeiner Weise käuflich ist, dann wird er auch die Konsequenzen ziehen müssen und dann werden wir auch Konsequenzen als Partei ziehen".

    Am 9. Juni wird Europaparlament gewählt

    Erstmal scheint sich die Parteispitze der AfD in Zurückhaltung zu üben. Trotzdem hat sie beim Auftakt des Europawahlkampfes in Donaueschingen am Samstag auf die Anwesenheit Krahs verzichtet. Das habe Krah selbst so gewollt, betont Chrupalla im ZDF, "damit eben genau diese Person beim Wahlauftakt nicht alles überspielt".
    Ein abgetauchter Spitzenkandidat, sinkende Umfragewerte - für die AfD könnten die sechs Wochen bis zur Europawahl schwierig werden.
    Meuthen: "Resultat politischen Versagens"
    Die völkisch-nationalistische Linie der AfD habe sich "absolut und uneingeschränkt" gegen die marktwirtschaftlich-liberale durchgesetzt, so der Ex-AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen.28.04.2024 | 9:21 min
    Quelle: ZDF
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