Bei "Lanz": Wagenknecht kennt Initiator von AfD-Treffen

    BSW-Chefin bei "Lanz":Wagenknecht kennt Initiator von AfD-Treffen

    von Pierre Winkler
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    Der Organisator des rechtsradikalen "Geheimtreffens" traf Sahra Wagenknecht zum Abendessen und hatte jahrelang Kontakt mit ihr. Wagenknecht gibt sich erschrocken.

    Markus Lanz vom 17. Januar 2024: Sahra Wagenknecht, Markus Lanz, Marcus Bensmann, Robin Alexander
    Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 17. Januar.17.01.2024 | 75:01 min
    Ende November hatte der rechtsextreme Aktivist und ehemalige Zahnarzt Gernot Mörig Vertreter von AfD, CDU und Wirtschaft zu einem Treffen nach Potsdam eingeladen, auf dem ein Plan zur Deportation bestimmter Bevölkerungsgruppen aus Deutschland besprochen wurde. Das machte das Recherchenetzwerk "Correctiv" öffentlich.
    Laut Sahra Wagenknecht hatte Mörig bereits vor rund zehn Jahren auch Kontakt zu ihr gesucht. Sie kenne Mörig, sagte Wagenknecht am Mittwochabend bei Markus Lanz: "Er hat mir mehrfach Mails geschrieben."

    Wagenknecht: Wusste nicht, dass Mörig rechtsradikal ist

    2013 oder 2014 sei der erste Kontakt zustande gekommen, damals habe Mörig ihr "ein Abendessen mit einem linken deutschen Kabarettisten vermittelt".

    Ich war überhaupt nicht bösgläubig, dass der aus der rechten Szene kommt.

    Sahra Wagenknecht, Vorsitzende des "Bündnis Sahra Wagenknecht"

    Die Vorsitzende des "Bündnis Sahra Wagenknecht" gab an, nicht gewusst zu haben, "dass das ein Rechtsradikaler ist".
    Bei dem Kabarettisten habe es sich dem "Correctiv"-Reporter Markus Bensmann zufolge um Volker Pispers gehandelt, was Wagenknecht bestätigte. "Er ist ja nun wirklich ein ehrenwerter Mann, der nichts mit irgendwelchen Rechtsradikalen zu tun hat", sagte Wagenknecht über Pispers.

    Wenn mir jemand anbietet, dass ich jemanden treffen kann, den ich interessant finde, den ich hochrespektabel finde, dann freut mich das. Dann mache ich das.

    Sahra Wagenknecht, Vorsitzende des "Bündnis Sahra Wagenknecht"

    Mörig sei bei dem Abendessen der beiden ebenfalls dabei gewesen.
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    Kontakt zu Wagenknecht über Otte

    Sie habe keinen Verdacht geschöpft, weil Mörig sich bei seiner Anfrage "auf einen gemeinsamen Bekannten berufen" habe. Dieser sei das damalige CDU-Mitglied Max Otte gewesen, "der damals ein Bestsellerautor, ein Starautor" gewesen sei, wie Wagenknecht es ausdrückte. Später wurde Otte Vorsitzender der wegen ihrer inhaltlichen Nähe zur AfD kritisierten Werteunion, 2022 sogar der AfD-Kandidat bei der Wahl des Bundespräsidenten.
    Mörig habe sich nach dem Abendessen "immer mal wieder gemeldet", sagte Wagenknecht. Der letzte Kontakt sei "auf jeden Fall schon Monate, vielleicht Jahre her".
    Die aktuellen Enthüllungen hätten ihr das alles wieder ins Bewusstsein gerufen. "Der Name war ja jetzt in der Presse. Und dann ist mir das aufgefallen", sagte Wagenknecht. Als sie von Mörigs rechtsradikalen Ansichten gelesen habe, habe sie "erst mal geschluckt und dachte: 'Was, der Mann?'" Laut ihrer Aussage habe sich Wagenknecht in all den Jahren nie mit Mörigs Aktivismus auseinandergesetzt.
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    Wagenknecht über Geheimtreffen mit AfD: "Nazi-Ideologie"

    In Bezug auf die rechtsextreme Szene in Deutschland allgemein sei das Potsdamer Treffen für sie jedoch nicht überraschend. Der ebenfalls dort anwesende österreichische Rechtsextreme Martin Sellner habe bereits ein Buch geschrieben:

    Das ist Nazi-Ideologie, das ist richtig düstere faschistoide Ideologie

    Sahra Wagenknecht, Vorsitzende des "Bündnis Sahra Wagenknecht"

    Sie sei erstaunt, "dass man das mit so einem Überraschungsmoment diskutiert". Schließlich sei etwa Björn Höcke "in etwa so drauf wie Herr Sellner. Und der ist nicht nur Mitglied der AfD, sondern Fraktionsvorsitzender in Thüringen."
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    Wagenknecht gegen AfD-Verbot

    Trotz dieser Gefahren sprach sich Wagenknecht gegen ein AfD-Verbotsverfahren aus. Darüber werde aktuell nur diskutiert, "weil die AfD so stark ist". Das sei "ein Geschenk an die AfD und ein Armutszeugnis für die Demokratie".
    Statt eines Verbots müsse man darüber diskutieren, wie eine Partei "trotz Höcke, trotz solcher Positionen" in Umfragen so gut dastehen könne.

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