Sicherheitskonferenz: Was hat Klima mit Sicherheit zu tun?

    Münchner Sicherheitskonferenz:Die Klimakrise rückt mit in den Vordergrund

    von Elisa Miebach
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    Kriege und Konflikte stehen bei der Münchner Sicherheitskonferenz im Fokus - doch nun auch eine der größten globalen Herausforderungen: der Kampf gegen den Klimawandel.

    Ein Mann fährt mit seinem Motorrad, nachdem am 26.07.2023 in Izmir ein Feuer im Wald ausbrach und sich weiter ausbreitete.
    Experten zufolge hat der vom Menschen verursachte Klimawandel die Intensität und Häufigkeit von extremen Wetterereignissen wie Hitzewellen, Dürren und Waldbränden erhöht.
    Quelle: picture alliance / AA

    Es gäbe genug düstere Themen zu besprechen: Ukraine, Gaza-Krieg - und die vielen anderen militärischen Konflikte auf der ganzen Welt. Muss auf der Sicherheitskonferenz dann auch noch über den Klimawandel diskutiert werden? Vorsitzender Christoph Heusgen wünscht sich Hoffnung, einen Silberstreif am Horizont. Und vielleicht liefert diesen gerade ein Podium zum Thema Klima.
    Dass der Klimawandel ein Faktor für die Sicherheitspolitik ist, ist hier vielen klar. US-Vizepräsidentin Kamala Harris nennt das Wort gleich drei Mal in ihrer Rede, UN-Generalsekretär Antonio Guterres widmet dem Thema zur Eröffnung einen ganzen Abschnitt und die Premierministerin von Barbados, Mia Mottley, ist sowieso nur zur Sicherheitskonferenz gekommen, um darüber zu sprechen.
    Katarina Kertysova, Expertin für Klimasicherheit der Nato, sagte am Rande der Konferenz:

    Es gibt keinen Teil unserer nationalen Sicherheit, der nicht auf die eine oder andere Art mit dem Klimawandel zu tun hat.

    Katarina Kertysova

    Neues Etappenziel in der EU-Klimapolitik
    In Straßburg sind die neuen Klima-Zwischenziele vorgestellt worden. Die EU-Kommission will eine Emissionssenkung von 90 Prozent (im Vergleich zum Stand 1990) bis 2040 vorantreiben.06.02.2024 | 2:11 min

    Guterres: "Krieg mit der Natur beenden"

    "Wir müssen endlich unseren Krieg mit der Natur beenden", sagt UN-Generalsekretär Antonio Guterres.

    Das letzte Jahr war das heißeste Jahr der Aufzeichnungen bisher und es wird eines der kältesten von den Jahren, die noch kommen.

    Antonio Guterres

    Er fordert einen klaren Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen und eine Reduktion von Treibhausgasen um 45 Prozent bis 2030. Darüber hinaus wiederholt er die Ziele der Klimakonferenz im vergangenen Dezember, wie etwa die Verdreifachung der Erneuerbaren Energien.
    Auf genau dieser Klimakonferenz stand "Frieden" zum ersten Mal als Thementag mit auf der Agenda. Die kommende Klimakonferenz wird sich vor allem ums Geld drehen. Und so bekommt die Klimafinanzierung auf der Münchner Sicherheitskonferenz in diesem Jahr zum ersten Mal einen Platz auf der Hauptbühne.
    Ergebnisse der Weltklimakonferenz
    Auf der Klimakonferenz COP 2023 wurde über mögliche Maßnahmen gegen den Klimawandel diskutiert. ZDF-Reporter Mark Hugo ordnet die Ergebnisse ein.13.12.2023 | 7:36 min

    Klimakrise verstärkt Schuldenkrise

    Das Problem: "Wir müssen heute viel Geld, das wir für Krankenhäuser und Schulen hätten verwenden können, für die Anpassung an den Klimawandel ausgeben", sagt der Außenminister der Malediven, Moosa Zameer auf der Bühne. Dafür müssen Länder wie die Malediven oft neue Schulden aufnehmen, zu hohen Zinsen. Für die teuren Rückzahlungen müssen häufig noch einmal Schulden aufgenommen werden. Der Teufelskreis einer weltweiten Schuldenkrise.
    Die Malediven sind nur für 0,003 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich, aber die Folgen der Klimakrise treffen den Inselstaat schon jetzt besonders hart. Der Minister fordert Hilfe bei der Energiewende und den Vorbereitungen für Naturkatastrophen: "Wenn ihr einen Dollar heute ausgebt, spart uns das 50 Dollar morgen."
    Vor dem Logo der Weltklimakonferenz in Dubai 2023 sind die Schatten zweier miteinander diskutierender Personen zu sehen.
    Die Physikerin und Philosophin Friederike Otto über Klimagerechtigkeit und die Folgen von Extremwetter. 01.12.2023 | 9:28 min

    Weltweit werden Billionen gebraucht

    Der US-Klimabeauftragte John Kerry stimmt zu, dass weltweit nicht Milliarden, sondern Billionen gebraucht werden, um die Klimakrise einzudämmen. Und er hat einen Plan: Geld, das bereits zur Entwicklungshilfe eingesetzt wird, soll gleichzeitig der Energiewende und der Anpassung an den Klimawandel dienen. Gemeint sein könnte zum Beispiel beim Bau einer neuen Schule, Solarzellen aufs Dach zu legen und sie so zu bauen, dass sie gegen einen steigenden Meeresspiegel gewappnet ist und als Schutzraum dienen könnte.
    Außerdem müsse das Geld der Privatwirtschaft mobilisiert werden. Investmentfonds sollen ihr Geld nicht mehr in fossile Energie, sondern zur Klimafinanzierung anlegen, so Kerry. Bei vielen grünen Projekten gebe es Renditen oder man verkleinere mit dem Engagement Risiken für andere Geldanlagen, die durch den Klimawandel betroffen sind.
    Auf dem Bild ist eine Straße mit einem fahrenden Auto zu sehen.
    In Bonn kamen im Oktober Vertreter einiger Dutzend Staaten zu einer internationalen Konferenz zum Thema Klimafinanzierung zusammen. Die Industriestaaten haben Unterstützung zugesagt. 05.10.2023 | 1:58 min
    Die Premierministerin Mia Mottley nennt weitere Ideen. Sie hatte mit ihrer "Bridgetown-Initiative", benannt nach der Hauptstadt von Barbados, die Diskussion um die Reform der Klimafinanzierung vor Jahren mit angestoßen. Konzerne, die durch ihre Geschäfte zum Klimawandel beitragen und damit extrem hohe Gewinne einfahren, sollen zur Kasse gebeten werden.
    Auch die internationale Schifffahrt solle besteuert werden. Es seien kleine Prozente, die nicht zur Pleite von Konzernen führen, aber den kürzlich aufgesetzten Fonds für Schäden und Verluste durch die Klimakrise mit füllen könnten.
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    "Größter wirtschaftlicher Umbruch seit industrieller Revolution"

    John Kerry und Mia Mottley erhalten für ihre Verdienste um die Reform der Klimafinanzierung am Samstag den Ewald-von-Kleist-Preis, der jährlich von der Sicherheitskonferenz verliehen wird.
    "Ich arbeite seit 1988 zum Thema Klima und ich habe noch nie so viel Bewegung gesehen", sagt Kerry.

    Das ist der größte wirtschaftliche Umbruch seit der industriellen Revolution - und er schafft Arbeitsplätze.

    John Kerry

    Allein durch den Ausbau von Solarzellen und Windkraft könnten 40 Prozent der Emissionen bis 2030 eingespart werden, so Kerry. Vielleicht könnte dies der Silberstreif am Horizont sein, auf den Heusgen in seiner Eröffnungsrede gehofft hat.

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