Vorfall über Schwarzem Meer: Was ist zur US-Drohne bekannt?

    FAQ

    Vorfall über Schwarzem Meer:Was ist zur US-Drohne bekannt? Was sagt Kiew?

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    Nach der Kollision eines russischen Kampfjets mit einer US-Drohne verteidigt Kiew den Einsatz von Drohnen im internationalen Luftraum. Moskau hingegen wirft den USA Spionage vor.

    Ein Drohnen-Vorfall über dem Schwarzen Meer sorgt vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs für neue Verunsicherung. Am Dienstag wurde bekannt, dass eine US-Drohne des Typs MQ-9A - auch als Reaper bezeichnet - ins Schwarze Meer gestürzt ist. Der Zwischenfall ereignete sich südöstlich der zur Ukraine gehörenden Schlangeninsel. Antworten auf die wichtigsten Fragen:

    Was sagen die USA zu dem Vorgang?

    Ein russisches Kampfflugzeug hat am Dienstag über dem Schwarzen Meer eine US-Überwachungsdrohne getroffen. Dabei wurde der Propeller der Drohne beschädigt, woraufhin die amerikanischen Betreiber die Drohne in internationalen Gewässern zum Absturz brachten, wie das Pentagon mitteilte.
    Nach Angaben amerikanischer Militärs befand sich die unbewaffnete Reaper-Drohne auf einem Aufklärungsflug, als sie etwa 120 Kilometer südwestlich der ukrainischen Halbinsel Krim von zwei russischen Su-27-Kampfjets abgefangen wurde.
    Das US-Militär habe den Einsatz der Drohne über eine Videoübertragung auf dem Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Deutschland verfolgen können, erklärte Patrick Ryder, Sprecher des Pentagons.
    John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, sagte, dass es in den letzten Wochen ähnliche "Abfangmanöver" durch russische Flugzeuge gegeben habe. Die seien nach Angaben des Militärs fast alle ohne Zwischenfälle verlaufen - der aktuelle Vorfall sei aber "bemerkenswert, weil er so unsicher und unprofessionell war", so Kirby.
    Die "Unprofessionalität" begründen die USA mit der Art und Weise, wie die Drohne zum Absturz gebracht worden sein soll. So sollen die russischen Jets bewusst Treibstoff auf der Drohne abgeworfen haben - möglicherweise um Sensorik und Kamera der Drohe zu beeinträchtigen.
    [Aktuelle Meldungen finden Sie jederzeit in unserem Liveblog zum Krieg in der Ukraine.]

    Was sagt Russland?

    Das russische Verteidigungsministerium bietet eine alternative Darstellung der Ereignisse an. In einer Erklärung hieß es, nachdem die russische Luftwaffe Kampfjets zur Identifizierung der Drohne losgeschickt hatte, habe das unbemannte US-Flugzeug scharf manövriert, an Höhe verloren und sei auf das Wasser aufgeschlagen.
    Die Drohne sei in der Nähe der von Russland annektierte Krim geflogen und habe sich ohne Identifizierungstransponder auf die russische Grenze zubewegt, was gegen die Anweisungen verstoße, die Russland für den Luftraum über seinen Militäroperationen in der Ukraine erlassen habe, hieß es in einer Erklärung.
    Moskaus Botschafter in Washington, Anatoli Antonow, kritisierte nach dem Zwischenfall, dass die abgestürzte US-Drohne Tausende Kilometer weit von der Heimat entfernt in der Nähe der russischen Grenze im Einsatz sei. Es handele sich um eine "Provokation". Die Drohne sammle Daten für die ukrainischen Streitkräfte, um so Schläge gegen Russland zu verüben. Das sei eine "unzulässige Tätigkeit", sagte Antonow.
    Auch Militärexperte Wolfgang Richter glaubt, Moskau habe mit dem Absturz der US-Drohne Aufklärung verhindern wollen:

    Was sagt die Ukraine?

    Die Luftstreitkräfte der Ukraine verteidigen den Einsatz von US-Aufklärungsdrohnen über dem Schwarzen Meer. Der Sprecher der ukrainischen Luftstreitkräfte, Jurij Ihnat, sagte im Fernsehen:

    Das Schwarze Meer ist kein Binnenmeer Russlands, so wie sie das Asowsche Meer besetzt haben und es für ihres halten.

    Jurij Ihnat

    Anrainer des Schwarzen Meeres seien auch Mitglieder der Nato, darunter die Türkei und Rumänien, weshalb die US-Drohnen dort auf rechtlicher Grundlage agierten. Das Schwarze Meer grenzt sowohl an Russland als auch an die Ukraine.
    [Warum Elon Musk der Ukraine keine Starlink-Satelliten mehr für die Drohnensteuerung zur Verfügung stellen will.]

    Ist es der erste Vorfall dieser Art?

    Bereits im vergangenen Oktober feuerte Russland eine Rakete auf ein unbewaffnetes britisches Überwachungsflugzeug ab, das über dem Schwarzen Meer flog.
    Russische Kampfflugzeuge führen über dem Schwarzen Meer sowie in anderen Gebieten, in denen westliche und russische Flugzeuge im benachbarten Luftraum fliegen - etwa in der Ostsee - häufig solche Abfangaktionen durch.
    Die meisten dieser Einsätze würden professionell abgewickelt, wie die "New York Times" unter Berufung auf Stimmen aus der US-Regierung schreibt. Doch russische Kampfflugzeuge seien den Angaben zufolge in den vergangenen Jahren mehrfach in gefährlicher Nähe zu amerikanischen und anderen verbündeten Flugzeugen geflogen - mit dem Ziel der Provokation und Einschüchterung.

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    Um welche Drohne handelte es sich?

    Die MQ-9A-Drohne - genannt Reaper - kann vom US-Militär sowohl für Aufklärungsflüge als auch für Angriffe benutzt werden. Die Drohne kann Geschwindigkeiten von bis zu 440 km/h erreichen und in 15 Kilometern Höhe fliegen. Sie ist für lange Einsätze ausgelegt, wobei einige Modelle nach Angaben ihres Herstellers, der in Kalifornien ansässigen General Aomics Aeronautical Systems, bis zu 34 Stunden fliegen können.
    Der Reaper kann zwar Bomben abwerfen und Raketen abschießen, ist aber aufgrund seiner geringen Geschwindigkeit und des Fehlens von Abwehrwaffen relativ leicht abzuschießen.

    Der MQ-9A Reaper ist eine neuere, größere Version der MQ-1 Predator-Drohne, die bis 2018 von der US-Luftwaffe eingesetzt wurde. Die Drohnen werden von einem Team aus Piloten und Sensorbedienern am Boden ferngesteuert, oft weit entfernt von den Drohnen selbst. Ein Pilot steuert den Start, die Flugbahn und die Landung, während Sensorbediener die Kameras und die Überwachungsausrüstung kontrollieren.

    Die Vereinigten Staaten haben Reaper bereits in Afghanistan, Irak und Syrien eingesetzt.

    Laut Hersteller haben neben den USA auch die britische, italienische, französische und spanische Luftwaffe MQ-9A-Drohnen erworben.

    Quelle: New York Times, General Atomics Aeronautical Systems

    Quelle: Mit Material von dpa, Reuters
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