Festgenommener US-Journalist: Moskau warnt vor Drohungen

    Fall Evan Gershkovich:US-Journalist: Moskau warnt vor Drohungen

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    Er hatte aus Russland über Politik und den Ukraine-Konflikt berichtet. Nun sitzt Evan Gershkovic dort in U-Haft. Moskau macht klar: Drohungen aus Washington akzeptieren wir nicht.

    Der Reporter der US-Zeitung The Wall Street Journal Evan Gershkovich, der wegen Spionageverdachts festgenommen wurde, verlässt am 30. 3. 2023 ein Gerichtsgebäude in Moskau, Russland.
    Evan Gershkovich vor einem Gerichtsgebäude in Moskau, Russland.
    Quelle: Reuters

    Russland hat die USA im Fall des festgenommenen amerikanischen Journalisten Evan Gershkovich vor Drohungen gewarnt. Die USA hätten gar nicht versucht, den Vorgang zu verstehen, erklärte eine Sprecherin des Außenministeriums im russischen Fernsehen. "Sie gehen sofort zu Drohungen, zu Repressalien gegen russische Journalisten über", sagte sie dem Sender Rossija 1. Wenn dieser Ansatz sich "im öffentlichen Raum" fortsetze, würden die USA "einen Sturm ernten".
    US-Präsident Joe Biden rief seinerseits Russland auf, Gershkovich freizulassen. Auf die Frage, ob die USA russische Diplomaten ausweisen würden, sagte Biden, dies sei gegenwärtig nicht vorgesehen.

    "Wall Street Journal" weist Vorwürfe zurück

    Russland hatte am Donnerstag die Festnahme des Reporters des "Wall Street Journal" (WSJ) unter dem Vorwurf der Spionage bekanntgegeben. Die WSJ-Chefredaktion wies die Vorwürfe in einem Kommentar zurück und erklärte zur Reaktion der US-Regierung:

    Die Ausweisung des russischen Botschafters in den USA sowie aller hier tätigen russischen Journalisten wäre das Mindeste, was man erwarten kann.

    Chefredaktion des "Wall Street Journal"

    Der US-Bürger Gershkovich berichtet seit 2017 über Russland. Vor dem WSJ arbeitete er für die englischsprachige Zeitung "The Moscow Times" und die Nachrichtenagentur AFP. In den vergangenen Monaten deckte der 31-Jährige vor allem russische Politik und den Ukraine-Krieg ab.

    USA sprechen von Einschüchterung
    :Spionage? Moskau lässt US-Reporter verhaften

    In Russland ist ein US-Journalist wegen angeblicher Spionage festgenommen worden. In Washington hat man keine Zweifel, dass die Vorwürfe gegen den Reporter konstruiert sind.
    Evan Gershkovich (undatierte Aufnahme)

    Medienvertreter rufen zur Freilassung von Gershkovich auf

    Vertreter von Medien und Presserechtsorganisationen verschiedener Länder forderten Russland zur Freilassung von Gershkovich auf. So hieß es in einem offenen Brief, der am Freitag von der Nichtregierungsorganisation Committee to Protect Journalists veröffentlichten wurde und der an den russischen Botschafter in Washington gerichtet war:

    Gershkovich ist ein Journalist, kein Spion, und er sollte sofort und ohne Bedingungen freigelassen werden.

    Offener Brief des Committee to Protect Journalists

    Der Brief war von 38 Vertretern renommierter internationaler Medien wie der "New York Times", der britischen BBC, Associated Press und Agence France-Presse unterschrieben worden. Zu den Unterzeichnern gehörten auch Organisationen wie PEN America und das International Press Institute, die sich für Pressefreiheit einsetzen.

    Weißes Haus verurteilt Inhaftierung Gershkovichs

    Ein Gericht in Moskau hatte den Haftbefehl wegen angeblicher Spionage für die USA erlassen. Der Reporter sei zunächst bis 29. Mai in Untersuchungshaft, teilte das Gericht mit. Dem 1991 geborenen Gershkovich drohen bei einer Verurteilung bis zu 20 Jahre Haft.
    Die US-Regierung verurteilte die Inhaftierung Gershkovichs aufs Schärfste. "Die Verfolgung amerikanischer Staatsbürger durch die russische Regierung ist inakzeptabel", teilte das Weiße Haus mit. "Wir sind zutiefst besorgt über die beunruhigenden Berichte, dass Evan Gershkovich, ein amerikanischer Staatsbürger, in Russland festgenommen wurde." Das US-Außenministerium stehe in direktem Kontakt mit der russischen Regierung und bemühe sich aktiv darum, Gershkovich konsularischen Zugang zu verschaffen.
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