Frühjahrsoffensive: Fehlende Waffen bremsen Kiew "erheblich"

    Kaim zu Frühjahrsoffensive:Fehlende Waffen bremsen Ukraine "erheblich"

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    Schon seit einigen Wochen ist Frühling, alle Welt wartet auf die Gegenoffensive der Ukraine. Woran der verzögerte Start auch liegt, erklärt Sicherheitsexperte Markus Kaim im ZDF.

    Markus Kaim
    Markus Kaim, Experte für Sicherheitspolitik bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, im ZDF-Interview zur Frühjahrsoffensive.19.04.2023 | 4:35 min
    Die Kämpfe im Osten der Ukraine gehen weiter: Russische Militärs berichteten von ukrainischen Angriffen in der Region Donezk. Unter anderem sei dabei von ukrainischer Seite eine Luft-Boden-Rakete eingesetzt worden, die speziell zur Bekämpfung von bodengestützten Radaranlagen entwickelt wurde.

    Experte: Keine Frühjahrsoffensive an ganzer Front

    Markus Kaim, Sicherheitsexperte Stiftung Wissenschaft und Politik, sieht in den jüngsten Angriffen noch nicht die erwartete Frühjahrsoffensive der Ukraine. "Wir haben eine Front von etwa 1.600 Kilometern in Gänze gerechnet", so Kaim im ZDF-Morgenmagazin. "Und es wäre, glaube ich, eine Fehleinschätzung, zu glauben, dass die Ukraine in der gesamten Breite vorrücken würde."

    Wenn wir von einer Frühjahrsoffensive sprechen, dann ist es eher ein schmaler Angriff.

    Markus Kaim, Stiftung Wissenschaft und Politik

    So gebe es etwa Spekulationen, dass es Pläne gebe, die Landbrücke zur russischen Seite der Krim zu kappen. Doch die Ukraine habe stets betont, dass man es deutlich erkenne, wenn die Frühjahrsoffensive begonnen habe. Insofern sei es nun "spekulativ", wie eine solche Offensive verlaufen könnte.
    ZDF-Reporter Dara Hassanzadeh in Odessa
    Im letzten Jahr sei die "Sommeroffensive aus Kherson genauso langwierig angekündigt" worden, so ZDF-Reporter Dara Hassanzadeh in Odessa, "und dann wurde überraschend im Norden des Landes eine Offensive gestartet".19.04.2023 | 4:33 min

    Kaim: Auf der Krim sind "Verteidigungslinien bereits vorbereitet"

    Im Verlauf neuerlicher Kämpfe in der Ostukraine zerstörten ukrainische Artilleristen nach eigener Darstellung eine russische Einrichtung zur elektronischen Kriegsführung. Daneben seien zwei Bereitstellungen russischer Soldaten und Fahrzeuge unter Beschuss genommen worden, teilte der Generalstab in Kiew ohne genaue Ortsangaben mit.
    Dass Russland unvorbereitet oder überraschend getroffen würde, hält Sicherheitsexperte Kaim für eine "Fehlwahrnehmung". Satellitenaufnahmen aus den letzten Wochen hätten gezeigt, dass die russische Seite Annahmen zu Vorstößen auf die Krim tätige und "entsprechende Verteidigungslinien bereits vorbereitet hat".

    Bisherige Waffenlieferungen laut Experte zu wenig für Frühjahrsoffensive

    Den bisher ausgebliebenen Start der Frühjahrsoffensive führt Kaim auch auf "begrenzte Ressourcen" zurück. Nun seien zwar neue Waffenlieferungen erfolgt - "aber doch nicht in dem Umfang, in dem die Ukraine es erwartet hat", so der Sicherheitsexperte im ZDF.

    Wir reden hier von mehreren Dutzend Panzern […] und die Ukraine bräuchte mehrere Hundert.

    Markus Kaim, Stiftung Wissenschaft und Politik

    Das bremse die Planung einer Frühjahrsoffensive "erheblich". Auch der Munitionsmangel spiele eine Rolle. Dies sei auch Thema am Freitag beim Zusammentreffen der sogenannten Ramstein-Gruppe jener Länder, die die Ukraine militärisch unterstützen. "Da wird es insbesondere um die Frage gehen, wie man die Lieferung von Munition ankurbeln kann - bis hin zu der Überlegung, ob man die Munitionsproduktion in die Ukraine hinein verlagern könnte."
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    Quelle: ZDF, dpa
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