Ende des Getreidedeals zwischen Russland und Ukraine?

    FAQ

    Export-Stopp aus Ukraine droht:Läuft der Getreidedeal aus?

    |

    Das Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine könnte bald auslaufen, die UN sind in Sorge. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Deal.

    Laster lädt Mais auf dem Bauernhof Roksana-K in Winnyzja, Ukraine, ab
    Ein Laster lädt Mais auf dem Bauernhof Roksana-K in Winnyzja, Ukraine, ab. Wie es im Getreideabkommen weitergeht, ist unklar.
    Quelle: dpa

    In vielen Ländern drohte eine Hungersnot, als Russland nach dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 die Schwarzmeerhäfen des Nachbarlandes und damit Getreideexporte blockierte. Unter Vermittlung der Vereinten Nationen (UN) und der Türkei wurde eine Lösung gefunden.
    Russland droht aber, die Vereinbarung Ende nächster Woche auslaufen zu lassen. UN-Generalsekretär António Guterres versucht, zu vermitteln.

    Was beinhaltet die Schwarzmeer-Getreide-Initiative:

    Die Blockade der ukrainischen Ausfuhren und Sanktionen gegen Russland haben im vergangenen Jahr zu starken Preisanstiegen unter anderem bei Getreide und Dünger geführt. Russland und die Ukraine lieferten vor dem Krieg fast ein Viertel der Getreideexporte weltweit.
    Winter is coming teil 6
    Wie ernst die Lage bei der Lebensmittelversorgung ist, sah man im Oktober mit Blick auf den Weizen – in Tunesien kann der Staat die Importe "des neuen Goldes" kaum noch bezahlen. 27.10.2022 | 7:17 min
    Im Juli 2022 kam die Schwarzmeer-Getreide-Initiative zwischen den UN, der Türkei, der Ukraine und Russland zustande. Sie erlaubt die kontrollierte Getreideausfuhr aus den Schwarzmeerhäfen Odessa, Tschornomorsk und Piwdennyj.
    Die Schiffe werden inspiziert, bevor sie durch den Bosporus ins Marmara- und dann ins Mittelmeer fahren. Russland will so unter anderem Waffenlieferungen an die Ukraine ausschließen.

    Wie lange ist sie noch gültig?

    Die Vereinbarung galt zunächst für 120 Tage bis November, und wurde dann nach zähen Verhandlungen um weitere vier Monate verlängert. Sie läuft nach UN-Angaben am 19. März aus.

    Läuft der Transport reibungslos?

    Es läuft, aber nicht reibungslos. Die Absprachen unter den Inspektoren sind mühsam, Russland hat Kräfte abgezogen und die Zahl der Inspektorenteams damit reduziert, heißt es aus UN-Kreisen. Deshalb stauen sich die Getreide-Schiffe am Bosporus.

    Welche Teile der Vereinbarung nützen der Ukraine, welche Russland?

    Für die Ukraine ist es wichtig, dass durch die Exporte Geld in die Kasse kommt. Russland braucht UN-Hilfe, um Getreide und Düngemittel exportieren zu können. Die westlichen Sanktionen schränken viele russische Geschäfte ein.
    Zwar sind Getreide und Düngemittel nicht direkt betroffen, aber russische Akteure haben es schwer, europäische Häfen anzulaufen, Zahlungen abzuwickeln und Schiffsversicherungen zu bekommen.

    Wird die volle Kapazität ausgeschöpft?

    Bis Anfang März wurden auf dieser Route insgesamt gut 23 Millionen Tonnen Getreide exportiert. Zurzeit sind es drei bis vier Millionen Tonnen im Monat, das Potenzial wären aber sieben Millionen.

    Was sind die russischen Beschwerden?

    Russland beklagt, dass westliche Sanktionen seine Exporte weiter behindern. Außenminister Sergej Lawrow sagte seinem türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu Anfang März, die Initiative könne nur fortgesetzt werden, wenn die Interessen der russischen Hersteller von Agrarprodukten und Düngemitteln besser berücksichtigt werden.
    Moskau will wieder Ammoniak zur Produktion von Düngemitteln auf den Weltmarkt bringen. Das ging früher vor allem über eine Pipeline durch die Ukraine, die jetzt gesperrt ist. Russland wirft der Ukraine außerdem vor, das Getreide gelange kaum an arme Länder, sondern werde als Tierfutter für viel Geld an westliche Länder verkauft.

    Wie steht Kiew dazu?

    Eine Öffnung der Ammoniakpipeline vom russischen Toljatti in die südukrainische Hafenstadt Odessa ist politisch brisant. Kiew hat als Gegenleistung die Freilassung ukrainischer Kriegsgefangener ins Spiel gebracht.
    Kiew seinerseits will erreichen, dass auch anderen Häfen genutzt werden können, insbesondere Mykolajiw. Ziel sei es, bis Juli weitere 25 Millionen Tonnen Getreide zu exportieren.

    Wie beurteilen das die Vereinten Nationen?

    UN-Vertreter räumen ein, dass es bei den russischen Exporten hakt. "Es ist kein Geheimnis, dass es eine Reihe von Herausforderungen regulatorischer und anderer Natur gibt, die überwunden werden müssen", sagte UN-Sprecher Stephane Dujarric. Monatelang hingen wegen westlicher Sanktionen mehr als 250.000 Tonnen russischer Düngemittel in Lettland und anderen europäischen Transithäfen fest, die vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine ausgeführt worden waren.
    Die UN haben im November eine erste Lieferung russischer Düngemittel aus den Niederlanden nach Malawi ermöglicht, ähnliche Lieferungen sind in andere afrikanische Länder geplant. In Bezug auf die Ammoniak-Pipeline hoffen UN-Vertreter auf ein Einlenken Kiews.

    Erreichen die Exporte tatsächlich vom Hunger bedrohte Länder?

    Unter den Empfängerländern führen die UN unter anderem Afghanistan, Äthiopien, den Irak und den Jemen. Dahin gehen aber nur kleine Mengen von wenigen zehn- oder hunderttausend Tonnen. Der Großteil wurde bislang nach China geliefert: 4,9 Millionen Tonnen, gefolgt von Spanien mit 4 Millionen Tonnen und der Türkei mit 2,7 Millionen Tonnen. Das sagt noch nichts über die Endziele der Lieferungen aus.
    Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

    Russland greift die Ukraine an
    :Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Patriot-System
    Liveblog
    Quelle: dpa
    Thema

    Aktuelle Nachrichten zur Ukraine