Justizreform: Biden ruft Netanjahu zu Kompromiss auf

    Umstrittene Justizreform:Biden ruft Netanjahu zu Kompromiss auf

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    Seit Wochen wird in Israel gegen Netanjahus umstrittene Justizreform protestiert. Nun hat US-Präsident Biden den Ministerpräsidenten zu einem Kompromiss aufgefordert.

    Demonstranten schwenken während einer Demonstration gegen die Justizreform israelische Fahnen neben einem Plakat mit dem Foto von Benjamin Netanjahu
    Seit mehr als zwei Monaten gibt es in Israel Proteste gegen die umstrittene Justizreform.
    Quelle: imago/ZUMA Wire

    US-Präsident Joe Biden hat den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu einem Kompromiss bei der umstrittenen Justizreform aufgerufen und seine Hilfe angeboten.
    Demokratische Prinzipien seien immer das Kennzeichen der US-israelischen Beziehungen gewesen und müssten dies bleiben, sagte Biden nach Angaben des Weißen Hauses vom Sonntag (Ortszeit) bei einem Telefonat mit Netanjahu.

    Biden will bei Justizreform-Kompromiss helfen

    Grundlegende Veränderungen bräuchten eine möglichst breite öffentliche Unterstützung. Der Präsident habe Unterstützung bei den laufenden Bemühungen um einen Kompromiss zur vorgeschlagenen Justizreform angeboten, hieß es weiter.
    Netanjahus Büro teilte mit, der Regierungschef habe Biden versichert, dass Israel eine starke und lebendige Demokratie sei und dies auch bleiben werde.
    [Ex-Botschafter Shimon Stein zeigte sich im ZDF "sehr besorgt" über die geplante Justizreform in Israel: "Das ist keine Reform, das ist ein Regime-Coup"]

    Proteste gegen Justizreform

    In Israel gibt es seit mehr als zwei Monaten lautstarke Proteste gegen das Gesetzesvorhaben der dortigen Regierung. Die von der israelischen Regierung geplante Reform sieht mehr Macht für das Parlament und weniger rechtsstaatliche Kontrolle durch die unabhängige Justiz vor.
    Dem Parlament soll es künftig möglich sein, mit einfacher Mehrheit Entscheidungen des Höchsten Gerichts aufzuheben. Politiker sollen deutlich mehr Einfluss bei der Ernennung von Richtern erhalten.
    Netanjahu und seine ultra-religiösen und rechtsextremen Koalitionspartner argumentieren, die Judikative in Israel habe derzeit zu viel Macht.

    Kritiker sehen Gewaltenteilung in Gefahr

    Kritiker fürchten eine Aufhebung der Gewaltenteilung und damit eine Aushöhlung der Demokratie in Israel. Sie werfen Netanjahu zudem vor, die vorgeschlagenen Gesetzesänderungen zielten unter anderem auch darauf ab, ihn vor einer Amtsenthebung zu schützen.
    [Mehr Macht für die Politik, weniger rechtsstaatliche Kontrolle: Wie sehen die Details bei der geplanten Justizreform aus?]
    Israels Präsident Isaac Herzog legte am Mittwoch einen Kompromissvorschlag vor, der allerdings umgehend von der Regierung zurückgewiesen wurde. Netanjahus Koalition will noch bis Ende des Monats Kernelemente der Reform durchsetzen.

    Demonstrationen in Israel
    :Justizreform das Ende des Rechtsstaats?

    In Israel gibt es Widerstand gegen die Justizreform. Kritiker befürchten ein Ende der Gewaltenteilung. Wie sich die Machthaber um Netanjahu die Zukunft Israels vorstellen.
    von Luc Walpot
    Benjamin Netanjahu am 29.12.2022 in Jerusalem
    Quelle: dpa, AFP

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