So könnte der Ukraine-Krieg beendet werden

    Interview

    Russland-Experte Schröder:So könnte der Ukraine-Krieg beendet werden

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    Der Ukraine-Krieg kann beendet werden, sagt Experte Schröder im ZDF. Dafür müsse man Kiew stärken - und Moskau müsse deutlich sehen: "Gewalt ist in Europa keine Lösung".

    Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Hans-Henning Schröder zu ...

    ... der aktuellen Waffenhilfe für die Ukraine

    "Ja, es (die Panzerlieferung Anm. d. Red.) ist eine Eskalation, die man eingehen kann. Und ich denke auch, dass man das muss. Was wir wollen, ist ein Europa, das auf Verträgen basiert, eine Sicherheitsarchitektur, bei der man alle Konflikte politisch löst und nicht militärisch.

    Das geht aber nur, wenn man Russland daran hindert, die Ukraine niederzuwerfen. Das heißt, man muss die Ukraine stärken - und das tun wir auch zuletzt mit diesen Kampfpanzern.

    "Das Ziel sind Verhandlungen. Aber dazu muss Russland erst mal in den Stand gebracht werden, dass es auch verhandeln will. Das ist im Moment nicht der Fall. Und ich denke, mit einer Verstärkung der Unterstützung für die Ukraine bringen wir Russland in diese Richtung".  

    ... der Richtung möglicher Friedensgespräche

    "Der erste Punkt ist natürlich: Die Einstellung der Kampfhandlungen. Das ist etwas, was die Ukraine und Russland miteinander ausmachen müssen. Aber dann brauchen wir eine Sicherheitsarchitektur für Europa. Das heißt, da müssten dann die Nato, Russland, auch die postsowjetischen Staaten mit am Tisch sitzen und müssten darüber nachdenken: Wie kann man Sicherheit garantieren in Europa?"

    ... Jahrgang 1949, war bis April 2014 als wissenschaftlicher Direktor am Deutschen Institut für internationale Politik und Sicherheit (SWP) in Berlin tätig und lehrte Politikwissenschaft (regionale Politikanalyse mit Schwerpunkt Osteuropa) an der Freien Universität Berlin. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören der politische und gesellschaftliche Wandel in Russland seit 1991 mit Schwerpunkt auf Eliten sowie sowjetische und russische Außen- und Sicherheitspolitik.

    "Parallel müssten die USA und Russland die nukleare Sicherheit aushandeln - sowohl im strategischen Bereich, also Interkontinentalraketen, wie im kontinentalen Bereich, also Mittelstreckenraketen. All das muss sozusagen ineinandergreifen. Und das muss man begleiten, wie das auch in den 80er Jahren der Fall war. Durch Maßnahmen zur Vertrauensbildung.

    Ein Problem, das wir jetzt haben, ist, dass wir mit einer russischen Führung zu tun haben, der man eigentlich nicht mehr vertrauen kann.  

    ... das Ziel, das Deutschland bei alldem hat

    "Es geht (Kanzler Olaf Scholz, Anm. d.Red.) ja um zwei Dinge. Es geht einmal um den Zusammenhalt in der Bundespolitik selber, also um die Wähler, die deutsche Bevölkerung. Auf die schaut er, glaube ich. Aber wir müssen ja auch noch die Letten, die Litauer, die Polen, die Franzosen im Boot haben.

    Das heißt, es kann nicht einen Alleingang Deutschlands geben, das sozusagen Seite an Seite mit den USA Politik macht.

    "Dafür ist, glaube ich, Kommunikation auch gegenüber den Verbündeten sehr wichtig".  

    ... dem Aufbau einer künftigen Friedensordnung in Europa

    "Wir hatten ja bis vor kurzer Zeit eine Sicherheitsordnung, die darauf basierte, dass es Regeln gab, die von allen eingehalten wurden. Und Gewalt war keine Lösung. Das hat Wladimir Putin voriges Jahr am 24. Februar mit seinem Überfall auf die Ukraine zerbrochen. Diese Regelung existiert nicht mehr. Was wir haben wollen, ist tatsächlich eine Sicherheitsarchitektur, bei der sich alle Staaten von Georgien bis Lettland - eben auch gerade die kleinen Staaten, wie Moldau etwa - sich sicher fühlen können und dass es für sie Garantien gibt".
    Mnesch mit Ukraine Flagge
    27.10.2022 | 43:07 min
    Wie Russlands Krieg die Welt verändert hat, sehen Sie in dieser Dokumention:
    "Und das geht im Grunde nur über Absprachen, über Rüstungsbegrenzung, über Kontrollsysteme, die es dann gibt. Und darüber, dass sich sozusagen alle Staaten daran halten. Das Problem ist im Moment, dass Russland sich nicht daran hält, dass man der russischen Führung nicht vertrauen kann. Und deshalb muss man denen jetzt entgegenstellen. Man muss daher die Ukraine unterstützen. Es muss deutlich werden: Gewalt ist in Europa keine Lösung" 
    Das Interview führte heute journal-Moderator Christian Sievers.
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    Quelle: ZDF

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