Scherbakowa: Putin muss Ukraine-Krieg für Wandel "verlieren"

    Interview

    Russische Menschenrechtlerin:Putin muss Krieg "deutlich verlieren"

    |

    Trotz der Wagner-Revolte in Russland geht der Ukraine-Krieg weiter. Die russische Menschenrechtlerin Scherbakowa über "Risse" in Putins Machtsystem und die Bedingungen für Wandel.

    SGS Gökdemir Scherbakowa
    Irina Scherbakowa, von der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Menschenrechtsorganisation Memorial, im ZDF heute journal update.01.07.2023 | 4:24 min
    Angesichts der aktuellen Entwicklungen in Russland durch die zwischenzeitliche Meuterei der Söldner-Gruppe Wagner spricht Irina Scherbakowa, Gründungsmitglied der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten russischen Menschenrechtsorganisation Memorial, über das Machtsystem von Wladimir Putin, die Chance für ein Wandel im Land und Forderungen nach Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg.
    Sehen Sie das ganze Interview oben im Video oder lesen Sie hier Auszügen. Das sagt Irina Scherbakowa ...

    ... zu den Chancen auf einen politischen Wandel in Russland

    Damit eine Chance bestehe, dass Russland "aus dieser Katastrophe rauskommt", müsse Putin den Angriffskrieg gegen die Ukraine verlieren. Der Westen solle daher die Ukraine weiter unterstützen, sagt Scherbakowa.
    Zwar gebe es keine Garantie, dass auf Putin eine andere Politik folgen würde, allerdings kann aus Sicht von Scherbakowa nur dann ein Wandel in Russland stattfinden, wenn die Ukraine den Krieg gewinnt und der russische Präsident ihn "absolut deutlich verliert". Ansonsten stünden auch viele ost- und mitteleuropäische Länder "unter großer Gefahr".

    ... über die Folgen der Wagner-Revolte für den Kreml

    Die Wagner-Revolte habe gezeigt, dass es eine Krise und "tiefe Risse" in Putins Machtsystem gebe, sagt die Memorial-Mitgründerin, deren Organisation in Russland verboten wurde. Man habe gesehen, wie sich Angst im Kreml und dem russischen Außenamt ausbreitete.
    Durch das Vorgehen von Wagner-Chef Prigoschin sei sichtbar geworden, dass Putin die Lage nicht so "handfest" im Griff habe, wie er es nach außen darstelle, sagt Scherbakowa.
    Luftaufnahme eines ehemaligen Militärstützpunktes in Belarus mit frisch errichteten Zelten.
    Aus Sorge vor einem Angriff aus Belarus will die Ukraine die Sicherheit an der Grenze verstärken. Nach dem Aufstand in Russland sollen viele Wagner-Kämpfer in Belarus sein.01.07.2023 | 0:22 min

    ... über Forderungen nach Friedensverhandlungen

    Wenn man den Ukraine-Krieg in den letzten fast anderthalb Jahren beobachtet habe, dann seien Forderungen nach Friedensverhandlungen illusorisch - "und das ist noch milde gesagt", sagt Irina Scherbakowa, die seit dem Ausbruch des russischen Angriffskriegs im Exil in Deutschland lebt.
    Schon seit Beginn des Angriffes durch den Kreml könne Scherbakowa für solche Forderungen kein Verständnis aufbringen. Diese seien aus ihrer Sicht "einfältiger Idealismus".
    Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

    Russland greift die Ukraine an
    :Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Patriot-System
    Liveblog
    Quelle: ZDF
    Thema

    Aktuelle Nachrichten zur Ukraine