Suche nach Ukraine-Lösung: Merkel für offene Debatten
Suche nach Ukraine-Lösung:Merkel: "Gedanken nicht zu sehr verengen"
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Altkanzlerin Merkel rät, bei der Suche nach einer Ukraine-Lösung "die Gedanken nicht zu sehr zu verengen". Über Verhandeln nachzudenken, heiße nicht, Putin nach dem Mund zu reden.
Die Altkanzlerin auf der Leipziger Buchmesse.
Quelle: dpa
Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) plädiert mit Blick auf eine Beilegung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine für offene Debatten. Bei einer Veranstaltung der Leipziger Buchmesse sagte Merkel am Samstagabend im Gespräch mit dem Journalisten Giovanni di Lorenzo:
Wenn jemand wie Wolfgang Ischinger, ehemaliger Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, sage, man müsse auch darüber nachdenken, dass irgendwann auch verhandelt werden müsse, dann müsse man "ihn nicht gleich niederzischen".
Das seien nicht immer alles Leute, die nur Wladimir Putin "nach dem Mund reden", sagte Merkel mit Blick auf den russischen Präsidenten.
Angela Merkel war die erste Kanzlerin aus den neuen Bundesländern. Auf der Buchmesse in Leipzig war auch die Ost-West-Debatte Thema.
Nach drei Jahren Pandemie-Pause findet in Leipzig wieder eine Buchmesse statt. Und ein altes Dauer-Thema: Deutschlands Osten und Westen finden nicht zusammen. 29.04.2023 | 3:01 min
Merkel: Kein Verständnis für Menschen, die demokratische Werte verletzen
Im Gespräch mit dem Chefredakteur der "Zeit" blickte Merkel auch auf kontroverse Entscheidungen zurück, die sie zwischen 2005 und 2021 als Bundeskanzlerin getroffen hat.
Auf eine Frage von di Lorenzo, ob ihre Politik etwas mit den Wahlergebnissen der AfD zu tun haben könnte, lehnte die 68-Jährige eine Mitverantwortung für hohe Zustimmungswerte vor allem in Ostdeutschland ab. Merkel sagte:
Gleichwohl habe sie kein Verständnis für Menschen, die demokratische Prinzipien verletzen. Sie konzentriere sich auf Menschen, die die demokratischen Werte teilten. Die anderen müsse man versuchen zurückzuholen.
Dass sie 2017 - also nach ihrer Entscheidung zu Flüchtlingen 2015 - noch einmal angetreten sei, habe auch den Grund gehabt, dass sie sich gesagt habe:
Erst kürzlich wurde der Altkanzlerin der höchste Verdienstorden Deutschlands verliehen - nicht ohne Kritik:
Angela Merkel bekommt den höchsten Orden der Bundesrepublik. Doch wofür eigentlich? An ihrer Russlandpolitik gibt es Kritik - ebenso an dem Erbe im Bereich Migration und Klima.16.04.2023 | 4:05 min
Altkanzlerin verteidigt Energiepolitik mit Russland
Etwa mit Blick auf den Klimaschutz räumte Merkel im Gespräch Versäumnisse ein. Ereignisse wie die Finanz- oder Flüchtlingskrise hätten sie daran gehindert, anderen Themen mit mehr Kraft nachzugehen.
Ihre Russland-Politik und die energiepolitischen Entscheidungen, die Deutschland in eine starke Abhängigkeit von russischem Gas getrieben hatten, verteidigte Merkel rückblickend.
"Die standen aber nicht mehr zur Verfügung. Für uns stand die Frage: Teureres LNG - ein Drittel teurer - oder billigeres russisches Gas", erklärt die Altkanzlerin.
Merkel sträubte sich gegen die Frage di Lorenzos, warum es ihr nicht liege, im Rückblick Fehler zuzugeben. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es eine befriedende Funktion hat, wenn ich jetzt etwas, was ich nicht denke, einfach sage, nur damit ich jetzt einen Fehler zugebe", sagte die Altkanzlerin.
Angela Merkel war von 2005 bis 2021 Bundeskanzlerin. Eurokrise, Klimakrise, Flüchtlingspolitik und Corona-Krise prägten ihre Kanzlerschaft. Alles zu Angela Merkel finden Sie hier.