Wie Putin gegen den Öl-Sanktionen der EU den Kampf ansagt

    Moskaus Geschäfte:Wie Putin den Öl-Sanktionen den Kampf ansagt

    von Sebastian Ehm
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    Das Öl-Embargo und der Preisdeckel sind zentrale Sanktionen des Westens gegen Russland. Mit einem ab heute geltenden Erlass sagt Wladimir Putin diesen Maßnahmen den Kampf an.

    Es sind immer noch gewaltige Mengen Öl, die Russland von seinen Industriehäfen St. Petersburg, Kaliningrad, Murmansk und Wladiwostok in alle Welt exportiert. Hier macht das Land seine fossilen Reichtümer zu Gold. 40 Prozent des Staatshaushalts erwirtschaftet das Land damit.
    Seit dem Einmarsch in die Ukraine ging vor allem der Export nach Europa zurück. Die Europäische Union, die USA, Kanada, Japan und Norwegen haben russisches Öl sanktioniert und einen Preisdeckel von 60 Dollar eingeführt.
    Russland reagierte darauf zunächst mit Preisnachlässen und lieferte sein Öl verbilligt an Länder wie China, die Türkei und vor allem Indien.

    Geringere Einnahmen für Russland

    Laut Andreas Goldthau, Experte für Energiepolitik von der Universität Erfurt, haben die EU-Öl-Sanktionen dazu geführt, dass sich globale Handelsströme verlagern. Aber weil der europäische Markt so groß sei, habe sich das Volumen der russischen Öllieferungen verringert.

    Es gibt eine geringere Abnahme und einen Preisdeckel von 60 Dollar auf russisches Öl. Das heißt, andere Anbieter kaufen, aber zu geringeren Preisen und das bedeutet im Umkehrschluss geringere Einnahmen für Russland.

    Andreas Goldthau, Energiepolitik-Experte Universität Erfurt

    Expertinnen und Experten des finnischen Energieforschungsinstituts CREA haben errechnet, dass Russland wegen des Embargos rund 160 Millionen Euro täglich weniger verdient. Auch der Öl-Export ging seit Beginn der Kämpfe in der Ukraine um zwölf Prozent zurück. Trotzdem liegen die Einnahmen noch bei 640 Millionen Euro jeden Tag.

    Fast ein Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine greifen am 5. Februar weitere EU-Sanktionen gegen Moskau. Schon seit Anfang Dezember darf ja kein russisches Rohöl mehr per Tanker eingeführt werden, seit Anfang Januar verzichtet Deutschland auch auf Importe über die Pipeline Druschba.

    Nun will die EU ab Sonntag auch keine Raffinerieprodukte wie Diesel, Benzin oder Schmierstoffe mehr aus Russland abnehmen. Das soll es Präsident Wladimir Putin schwerer machen, seinen Angriffskrieg zu finanzieren. Zu erwarten sind aber auch Folgen für Deutschland.

    Quelle: dpa

    Öl-Knappheit suggerieren, damit Preise steigen

    Doch Wladimir Putin braucht mehr Geld und hat ein Interesse daran, dass Russland mehr von seinem Öl zu teureren Preisen verkauft. Deswegen hat er am 27. Dezember einen Erlass unterschrieben, der am heutigen 1. Februar 2023 in Kraft tritt.
    Alle Länder, die sich nach dem Preisdeckel richten, bekommen zukünftig kein russisches Öl mehr geliefert. Das habe laut Andreas Goldthau zwei Gründe. Erstens sei es ein Schritt mit Symbolkraft. Denn Russland müsse eine Antwort darauf geben, dass eines der Hauptexportprodukte Russlands mit Sanktionen belegt wird.

    Zweitens versucht man aber auch den Markt zu beeinflussen und zu suggerieren, dass es zu einer Knappheit kommen könnte.

    Andreas Goldthau, Energiepolitik-Experte Universität Erfurt

    Eine solche Knappheit auf dem Markt würde dazu führen, dass die Preise steigen. Das liegt im Interesse Russlands. Denn russisches Öl wurde im Januar unterhalb des Preisdeckels von 60 Dollar gehandelt. Stiege der Preis, müssten Länder, die russisches Öl importieren, bekennen: Preisdeckel ja oder nein.

    Versicherungen für Öltanker entscheidender Faktor

    Ein entscheidender Faktor sind hier die Versicherungen für Öltanker. Die sind meist in der Hand europäischer Unternehmen, die sich an die Sanktionen halten müssen. Stiege der Ölpreis über den Preisdeckel, dürften Schiffe, die von westlichen Firmen versichert sind, kein russisches Öl transportieren, das teurer als 60 Dollar verkauft wird.
    Ein wirksames Instrument, hofft der Westen. Am 5. Februar steht die dritte Eskalationsstufe der EU an. Dann gilt auch ein Embargo auf russische Ölprodukte wie Diesel und Benzin, die nach wie vor an EU-Länder, darunter auch Deutschland, geliefert werden. Wenn ab Sonntag auch diese Einnahmequelle wegfällt, könnte Russland versuchen, noch mehr Öl und Ölprodukte an Staaten wie Indien, Ägypten und die Türkei zu liefern.
    Die würden dann als Zwischenhändler fungieren. Als Folge könnten dann die Preise für Benzin und Diesel steigen, meinen Experten. Noch hat Russland andere Käufer – doch langfristig wird das kaum reichen.
    Sebastian Ehm berichtet als ZDF-Korrespondent über Russland.

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