Zum Jahrestag des Sieges in Stalingrad zieht Wladimir Putin historische Parallelen und sieht Russland wieder von deutschen Panzern bedroht.
Schon seit Tagen herrscht Festtagsstimmung auf den Straßen Wolgograds. Kinder turnen auf ausgestellten Panzern herum und Soldaten paradieren zu Marschmusik durch die Straßen. Es wurde sogar feierlich eine neue Stalin-Statue enthüllt.
Das Gedenken an die Schlacht von Stalingrad ist tief verwurzelt in Russland, vor allem in Wolgograd, wie die Stadt heute heißt. Sie ist ein Symbol für den Sieg Russlands über die Nazis, ein Symbol für den Wendepunkt im "Großen Vaterländischen Krieg" von vor 80 Jahren. Dieses Gefühl will Wladimir Putin und die russische Staatspropaganda nutzen.
Russland feiert am Donnerstag den 80. Jahrestag des Sieges der Sowjetarmee über die Truppen Nazi-Deutschlands in der Schlacht um Stalingrad. Für den russischen Patriotismus ist Stalingrad eins der wichtigsten Symbole.
Von Wolgograd zu Stalingrad?
Denn in der Narration des Kremls kämpft Russland auch heute wieder gegen Nazis. Dieses Mal gegen die in der Ukraine. Auch heute braucht Russlands Armee einen Wendepunkt, um zu siegen. Dafür haben die PR-Strategen keine Kosten und Mühen gescheut. Schon gestern entfernten Arbeiter die offiziellen Straßenschilder mit der Aufschrift Wolgograd und ersetzten sie durch Stalingrad-Schilder. Seit Wochen diskutiert man hier sogar darüber, die Stadt wieder umzubenennen: von Wolgograd in Stalingrad.
Die heutigen Feierlichkeiten auf großer Bühne ließ sich auch Wladimir Putin nicht entgehen, wohlwissend, dass die Bilder in Russland und der ganzen Welt gezeigt werden. Am Nachmittag legte er am Mahnmal der Ewigen Flamme im Stillen einen Kranz nieder und machte sich dann auf in die Philharmonie von Wolgograd.
Bei ihrem Besuch in Kiew hat EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen neue Sanktionen gegen Russland angekündigt. Sie bekräftigte auch die langfristige Unterstützung der Ukraine.
Putin vergleicht Schlacht von Stalingrad mit Ukraine-Krieg
Gegen 17:30 Uhr Ortszeit betrat er dort unter donnerndem Applaus und vor geladenen Gästen die Bühne. Wladimir Putin wollte eine Botschaft loswerden, eine Botschaft, die auch Richtung Westen gerichtet war. Der Kremlchef zog eine direkte Parallele der Schlacht von Stalingrad von vor 80 Jahren zu den Kämpfen in der Ukraine von heute.
"Wir sehen leider, dass die Ideologie des Nationalsozialismus bereits in modernem Gewand, erneut eine direkte Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes darstellt. Immer wieder sind wir gezwungen, die Aggression des kollektiven Westens abzuwehren", sagte Putin und wiederholte den Vorwurf, die Ukraine werde von einem Nazi-Regime regiert. Doch Wladimir Putin nutze den historischen Jahrestag auch dafür auf die Lieferung deutscher Leopard-Panzer zu reagieren.
Kreml-Chef kündigt "Antwort" Russlands auf Bedrohung an
Anders als in der Vergangenheit drohte Wladimir Putin heute nicht direkt mit dem Einsatz von Atomwaffen, trotzdem machte er klar, dass er nicht gedenke, sich von Panzerlieferungen einschüchtern zu lassen. "Wir sind in der Lage zu antworten. Der Einsatz gepanzerter Fahrzeuge wird die Angelegenheit nicht beenden", so Putin. Am Ende sei er sich sicher, werde Russland siegen.
Es sind noch 22 Tage bis zum Jahrestag des Einmarsches russischer Truppen in die Ukraine und Wladimir Putin könnte heute den Startschuss für eine größer angelegte Propaganda-Kampagne gegeben haben.
Nachdem Kanzler Scholz die Auslieferung von Leopard-Kampfpanzern verkündet hat, warb er in Fragerunden um Vertrauen. Das Sicherheitsrisiko soll auf viele Partner verteilt werden.
Denn der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte heute in einem Interview mit dem russischen Staatsfernsehen einen vieldeutigen Satz:
Das kann bedeuten, dass es auch in Russland Veranstaltungen rund um die sogenannte militärische Spezialoperation geben wird, es kann aber auch bedeuten, dass Russland eine neue Offensive in der Ukraine startet. Mit einer solchen rechnen Experten jedenfalls schon seit Wochen.
Sebastian Ehm berichtet als ZDF-Korrespondent über Russland.
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