Ukraine: Nato-Beitritt wäre Win-win-Situation

    Verteidigungsminister Resnikow:Ukraine: Nato-Beitritt wäre Win-win-Situation

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    Verteidigungsminister Resnikow ist mit den Gesprächen der Ukraine-Kontaktgruppe "sehr zufrieden". Im ZDF spricht er über Munitionslieferungen und das Verhältnis zur Nato.

    Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow zieht ein positives Fazit vom Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein. Im Interview mit dem ZDF heute journal sagte er:

    Ich bin sehr zufrieden mit der heutigen Sitzung. (...) Wir hatten die Möglichkeit, unseren Kollegen zu berichten, was in der Ukraine passiert auf dem Schlachtfeld und welche Hilfe wir von unseren Partnern erwarten.

    Oleksij Resnikow, Verteidigungsminister Ukraine

    [Das Interview in voller Länge sehen Sie oben im Video.]
    Zu diesen Hilfen zählten laut Resnikow jedoch keine Langstreckenwaffen. Auf ukrainischem Gebiet existierten "genug Ziele, damit wir das russische Militärpotential vernichten können". Daher brauche man "zur Zeit keine westlichen Waffen, um russische Objekte auf dem russischen Gebiet anzugreifen, beziehungsweise zu vernichten". Resnikow bezog dabei die von Russland besetzten Gebiete, wie etwa auch die Krim, in diese Betrachtung mit ein. Man habe Waffen, die "diese Gebiete durchaus erreichen können".

    Unsere Waffen werden wir für die Ziele benutzen, die wir für notwendig halten. Die westlichen Waffen nur zur Befreiung der besetzten Gebiete.

    Oleksij Resnikow, Verteidigungsminister Ukraine

    Der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hatte die internationale Kontaktgruppe zur Koordinierung von Militärhilfe für die Ukraine zum vierten Mal seit Kriegsbeginn im Februar 2022 nach Ramstein eingeladen.

    An der Konferenz am 422. Tag des russischen Angriffskrieges nahmen Vertreter aus mehr als 50 Ländern teil - unter anderem Verteidigungsminister Boris Pistorius, sein ukrainischer Amtskollege Olexij Resnikow sowie Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

    Ukraine: Sehr hoher Munitionsbedarf im Krieg

    Ein deutlich drängenderes Thema sei derzeit die Frage, wie lange die Munition der ukrainischen Armee ausreicht - und woher Nachschub kommt. Denn das Problem ist klar erkennbar: Die Ukraine verbraucht mehr Artilleriegeschosse, als die Europäer produzieren können.
    Im ZDF-Interview erklärt Verteidigungsminister Resnikow, dass die Frage nach den Munitionskapazitäten eines der zentralen Themen des Ramstein-Treffens gewesen sei. Denn der derzeitige Krieg sei ein "Krieg der Ressourcen". Laut Resnikow reiche die Menge der Lieferungen nie aus, und werde auch nicht ausreichen.

    Wir haben natürlich heute auch über die weitere Lieferung der Munition an die Ukraine gesprochen und wir haben auch neue Bestellungen angestoßen.

    Oleksij Resnikow, Verteidigungsminister Ukraine

    Laut Resnikow gehe es bei den neuen Bestellungen auch um neue Waffen und Luftabwehrraketen. "Dabei ging es auch um 155er-Geschosse für Haubitzen, für Kanonen, beziehungsweise 120er-Kaliber für die Panzer", so Resnikow.

    Ukraine: Rückt der Nato-Beitritt näher?

    Erst am Donnerstag hatte Nato-Generelsekretär Stoltenberg Kiew besucht und betont, dass die Ukraine irgendwann in der Nato sein werde, dass es einen Platz für die Ukraine gebe. Doch schließt die Regierung in Kiew daraus eine Veränderung in der westlichen Haltung? Dass schon vor einem Kriegsende konkrete Schritte in die Wege geleitet würden, um eine Annäherung einzuleiten?
    Resnikow erklärt, dass die westliche Welt durch den Krieg ihre Standpunkte angepasst habe. Das Narrativ "bloß Russland nicht zu verärgern, bloß nicht zu viel der Ukraine helfen" hätte sich geändert. So unterstützten führende Länder der westlichen Welt die Ukraine nicht nur mit entschlossenen Worten, sondern auch mit Waffen, Trainingsprogrammen für die Armee oder etwa technischen Möglichkeiten.

    Ich denke, dass dieser sehr vorsichtige Standpunkt - dass die Ukraine vor dem Ende des Krieges der Nato nicht beitreten kann - auch bereits Veränderungen erfährt.

    Oleksij Resnikow, Verteidigungsminister Ukraine

    Zugleich gebe es eine "Win-win-Situation" für beide Seiten. Auf der einen Seite hätte die Ukraine neue Erfahrung, wie man Russland entgegenwirken und es besiegen könne. Auf der anderen Seite könne die Nato der Ukraine eine "neue Sicherheitsarchitektur nach dem Krieg bieten, damit wir friedlich leben können".

    Darin sind beide Partner interessiert, sowohl die Nato-Partner als auch wir. Und das ist nützlich und von Vorteil auch für die Nato.

    Oleksij Resnikow, Verteidigungsminister Ukraine

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    Quelle: ZDF

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