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Belege für "schmutzige Bombe"? : Russland macht Propaganda mit Fake-Bildern

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Moskau will Belege haben, dass die Ukraine den Einsatz einer radioaktiven "schmutzigen Bombe" plane. Doch die entpuppen sich als peinlich schlecht im Internet zusammenkopiert.

Russland, Moskau: Hauptgebäude des Verteidigungsministeriums
Russlands Verteidigungsministerium wirft der Ukraine vor, den Einsatz von Massenvernichtungswaffen zu planen. Belege dafür kopiert es aus dem Netz zusammen. (Archivbild)
Quelle: epa

Russland wirft der Ukraine vor, den Einsatz einer sogenannten "schmutzigen Bombe" mit radioaktivem Material zu planen. Die Ukraine selbst, internationale Experten und zahlreiche Regierungen wiesen das am Montag als falsche Unterstellung zurück.

Seit Monaten arbeitet Moskau immer wieder mit falschen Behauptungen zu Kriegsverbrechen, Laboren und Massenvernichtungswaffen der Ukraine. Auch diesmal präsentierte das russische Verteidigungsministerium angebliche Belege für Kiews Vorbereitungen einer "schmutzigen Bombe".

Die westlichen Atommächte Frankreich, Großbritannien und die USA haben Russlands Behauptung zurückgewiesen, die Ukraine wolle auf ihrem eigenen Gebiet eine nuklear verseuchte Bombe zünden. Die Behauptung sei eindeutig falsch, heißt es in einem Statement.

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Vermeintliche Belege wurden im Netz zusammenkopiert

Innerhalb kurzer Zeit fiel Rechercheexperten auf Twitter jedoch auf, dass eine ganze Reihe an vermeintlichen Beweisfotos in der Präsentation des russischen Verteidigungsministeriums aus allen möglichen Quellen im Netz zusammenkopiert wurden.

In vielen Fällen stammen sie gar nicht aus der Ukraine, sondern aus Russland. Als Beleg für ein ukrainisches Programm zur Herstellung einer improvisierten Bombe mit radioaktivem Material taugen sie darum kaum.

Angebliche ukrainische Labore sind tatsächlich russische Reaktoren

"Die ukrainischen Fähigkeiten, eine 'schmutzige Bombe' zu bauen", ist eine Folie der Präsentation betitelt. Eine mögliche Quelle für radioaktive Substanzen seien wissenschaftliche Forschungsreaktoren der Ukraine, heißt es dort weiter. Es folgen Fotos, die diese Standorte zeigen sollen.

Benjamin Strick, Rechercheleiter beim Centre for Information Resilience in London, konnte identifizieren, was die Fotos wirklich zeigen: Eines zeigt einen Reaktorblock des russischen Kernkraftwerks Belojarsk nahe der Großstadt Jekaterinburg. Ein zweites Bild stammt aus einer Forschungseinrichtung im sibirischen Nowosibirsk, die Brennelemente für Russlands Kernkraftwerke herstellt.

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Ein weiteres Belegfoto, das angeblich eine Forschungseinrichtung in der ukrainischen Stadt Charkiw zeigen soll, ist tatsächlich im Sankt Petersburger Institut für Nuklearphysik aufgenommen. Das Motiv findet sich auch auf der Webseite der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass. ZDFheute konnte die Netzfunde von Twitter-Rechercheuren wie Benjamin Strick reproduzieren.

Bei einem weiteren Foto, das angeblich Behälter mit radioaktivem Uran-235 und Plutonium-239 zeigen soll, handelt es sich tatsächlich um Rauchmelder. Die slowenische Regierung veröffentlichte am Dienstag auf Twitter die Klarstellung, das das von Russland verwendete Bild tatsächlich aus einer Präsentation der slowenischen Behörde für radioaktive Abfälle (Arao) aus dem Jahr 2010 stamme. Das Bild kursiert seit Jahren unter verschiedenen Bezeichnungen im Netz.

Der russische Verteidigungsminister Schoigu hat der Ukraine vorgeworfen, eine "Provokation" mit einer schmutzigen Bombe zu planen. "Putin erachtet die westliche Welt für komplett bescheuert", so die FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

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Was ist Russlands Plan dahinter?

Russland unterstellt der Ukraine, mit der Detonation einer "schmutzigen Bombe" auf eigenem Gebiet mehr Staaten zum Eingriff in den Krieg bewegen zu wollen. Bei einer "schmutzigen Bombe" verteilt ein konventioneller Sprengsatz radioaktives Material über eine große Fläche und verstrahlt sie. Anders als bei Atomwaffen kommt es jedoch nicht zu einer Kernspaltung oder -fusion.

Moskau wirft Kiew also die Planung eines Angriffs unter falscher Flagge vor. Sollte es in Zukunft tatsächlich zum Einsatz radioaktiven Materials kommen, könnte Russland auf diese Kampagne aufbauen, die eigene Bevölkerung erreichen und international Zweifel schüren.

Lügen über syrische Giftgasangriffe werden wiederholt

Diese Strategie ist für Moskau nicht neu. Das wird auch dadurch deutlich, dass Russland in dieser neuen Kampagne auch auf alte Desinformation aus dem Syrien-Krieg zurückgreift. "Die kritischen Konsequenzen von Provokationen" ist das letzte Kapitel der Präsentation überschrieben. Moskau will also ins Gedächtnis rufen, dass Russlands Gegner auch in der Vergangenheit angeblich unter falscher Flagge operiert hätten.

Russland behauptet, die Ukraine wolle eine nuklear verseuchte Bombe zünden. "Die Aussagen sind nicht dazu geeignet, dass in der Ukraine eine Urangst entsteht", so ZDF-Reporter Dara Hassanzadeh in Odessa.

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Zum wiederholten Male bemüht Moskau das Beispiel der syrischen Stadt Chan Schaichum. Am 4. April 2017 starben dort bei einem Giftgasangriff mindestens 86 Menschen. Eine UN-Untersuchung machte das Militär des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad verantwortlich.

Syrien und Russland verbreiten seit Jahren mit großem Aufwand Falschinformationen über diesen und andere Angriffe mit Giftgas in Syrien. Sie versuchen sie als Inszenierung durch Oppositionelle und insbesondere die Hilfsorganisation Weißhelme darzustellen. Immer wieder werden dafür Bilder aus einem syrischen Propaganda-Spielfilm als vermeintlich echte Belege für eine Inszenierung herangeführt. Auch in der neuen Präsentation zur Ukraine tauchen Ausschnitte aus diesem Film auf.

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Alte Propaganda in neuem Kontext

Eliot Higgins, Gründer der Rechercheplattform Bellingcat, hat bereits mehrfach über die Entstehung dieser Fake-Bilder und ihre Bedeutung für die russisch-syrische Propaganda berichtet.

"Die russische Propaganda von 2022 nutzt einen syrischen Anti-Weißhelme-Propagandafilm von 2018, den russische Medien 2018 als echten Beleg dafür verwendet haben, dass die Weißhelme Propaganda betreiben", schreibt Higgins auf Twitter. "Als ich sagte, dass Russland lediglich alte Propaganda aus Syrien in der Ukraine wiederverwertet, war mir nicht klar, wie eins zu eins sie das machen."

Hinweis: Der Artikel wurde am 27.10. um die Bestätigung der slowenischen Regierung ergänzt.

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