Vor EU-Gipfel: Scholz gibt regierungserklärung ab

    Vor Gipfeltreffen in Brüssel:Scholz: Skepsis gegenüber EU-Gaspreisdeckel

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    Bundeskanzler Olaf Scholz zieht vor dem EU-Gipfel eine positive Bilanz der Reaktion Europas auf den Ukraine-Krieg, bekräftigt aber die Skepsis gegenüber einem EU-Gaspreisdeckel.

    Olaf Scholz im Bundestag in Berlin, aufgenommen am 14.12.2022
    Die Regierungserklärung des Bundeskanzlers: Zeit für Lob und Kritik Richtung EU.
    Quelle: dpa

    Bundeskanzler Olaf Scholz hat die skeptische Haltung Deutschlands zu einem europäischen Gaspreisdeckel bekräftigt. Der SPD-Politiker sagte an diesem Mittwoch in einer Regierungserklärung im Bundestag:

    Einfache Sofortlösungen gibt es nicht. Zum Beispiel können wir nicht so in Preise eingreifen, dass dann zu wenig Gas nach Europa geliefert wird.

    Bundeskanzler Olaf Scholz

    Diese Einsicht sei auch wichtig für die Verständigung, an der der Energierat der EU am Dienstag weitergearbeitet habe. Scholz sagte aber, er sei sicher, dass es eine gute und pragmatische Verständigung geben werde.

    EU: Keine Einigung bei Gaspreisdeckel

    Die EU-Staaten hatten sich unter anderem wegen Vorbehalten Deutschlands wieder nicht auf einen europäischen Gaspreisdeckel einigen können.
    Droht Deutschland ein Gasmangel?
    Verbrauchen wir zu viel Gas? In den vergangenen Wochen lagen die Einsparungen nur bei 13 Prozent, nötig sind eigentlich 20 Prozent, um gut durch den Winter zu kommen.14.12.2022 | 2:28 min
    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte, man habe bei dem Sondertreffen der Energieminister auch Fortschritte erzielt bei technischen Fragen und bei der Struktur des Mechanismus. Offen sei etwa noch, wie hoch der Preis sein solle. Diese Frage solle beim nächsten Energieministertreffen am Montag geklärt werden.
    Gasversorgung: „Gut vorgesorgt“
    Von einer Mangellage sei Deutschland "sehr weit entfernt", sagt Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur.14.12.2022 | 5:30 min

    Scholz: Große Fortschritte bei Energiesicherheit

    Scholz verwies außerdem auf große Fortschritte bei der Energiesicherheit. Nichts beweise das so deutlich wie die Eröffnung des ersten schwimmenden Terminals für Flüssiggas in Wilhelmshaven. Die nächsten Terminals folgten in Kürze.
    Scholz dankte allen Arbeitern und Ingenieuren, die im Rekordtempo "diese großartige Leistung" vollbracht hätten. "Auch ihnen verdanken wir, dass wir in diesem Jahr gut durch den Winter kommen."

    Kanzler zufrieden mit Europas Reaktion auf Ukraine-Krieg

    Scholz hat aber auch eine positive Bilanz der Reaktion Europas auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gezogen. Russlands Präsident Wladimir Putin habe sich "fundamental" verrechnet und die Einigkeit Europas und des Westens unterschätzt, sagte Scholz.
    Putin habe auch Europas Solidarität nicht dadurch austrocknen können, "indem er uns den Gashahn zudreht".

    Kein einziger von Putins Plänen ist aufgegangen.

    Bundeskanzler Olaf Scholz

    Er verwies auf die massive finanzielle Unterstützung der Ukraine und auch Waffenlieferungen. "Es sind ja nicht zuletzt Gepard-Flakpanzer aus Deutschland, die hochwirksam dazu beitragen, dass ziemlich viele russische Flugkörper abgeschossen werden", sagte der Kanzler.
    Diese Unterstützung "setzen wir fort - und zwar genau so lange, wie sie benötigt wird".

    Merz: Scholz versteckt sich hinter Nato

    Dem Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) geht die Hilfe nicht weit genug:

    Je mehr wir helfen, umso schneller ist dieser Krieg vorüber.

    Friedrich Merz, Unionsfraktionschef

    "Aber nach wie vor fehlen der ukrainischen Armee Schützenpanzer und Kampfpanzer, die wir aus unseren Beständen und Beständen der Industrie liefern können", so Merz weiter. "Auch fast zehn Monate nach Beginn dieses Krieges verstecken Sie sich immer noch hinter den Nato-Partnern, die angeblich auch nicht liefern wollen. Wir wissen mittlerweile, dass dies falsch ist", sagte Merz.
    "Es liegt vor allem an Ihnen ganz persönlich, dass die Ukraine diese Hilfe nicht bekommt."
    Ein Jahr Opposition für die Union
    Mit der Blockade des Bürgergelds scheint die Union nach einem Jahr angekommen in ihrer Rolle als Oppositionspartei. Doch in dieser Zeit gab auch Fehltritte - etwa von Oppositionsführer Friedrich Merz.30.11.2022 | 1:29 min

    Opposition: Kritik an Scholz' internationaler Zusammenarbeit

    Auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt übte in der Aussprache über die Regierungserklärung scharfe Kritik an der Ampel-Koalition. So liege etwa Scholz mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im Streit, der deutsch-französische Motor stottere.

    Sie bauen keine Brücken, Sie reißen sie ein.

    Alexander Dobrindt, CSU-Landesgruppenchef

    Es gehe längst nicht mehr nur um Russland, beklagte der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla. Die Ampel-Koalition halte "ideologische Lehrstunden gegenüber anderen Nationen und Kulturen". Dies werde inzwischen als "feindselig" wahrgenommen. Chrupalla forderte im Verhältnis zu anderen Staaten eine "Zusammenarbeit auf Augenhöhe" und ein Ende der Sanktionen gegen Russland.
    Quelle: ZDF, dpa, AFP

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