Militärexperte zu Ukraine: Gegenoffensive ist gescheitert

    Ukraine im Schatten von Nahost:Reisner: Die Gegenoffensive ist gescheitert

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    Die Lage in Israel überschattet den Ukraine-Krieg. Auch dort wird weiter gekämpft, doch die Gegenoffensive verläuft für Kiew nicht wie geplant, erklärt Militärexperte Reisner.

    Ein Panzer mit ukrainischen Soldaten
    Im Nahen Osten herrscht Krieg. Der Westen will Israel im Kampf gegen die Hamas unterstützen. Was das für die Ukraine bedeutet, erklärt Militärexperte Reisner bei ZDFheute live.12.10.2023 | 34:19 min
    Seit mehr als eineinhalb Jahren tobt der Krieg in der Ukraine, nun droht das Pulverfass Naher Osten zu explodieren. Nach den Terror-Angriffen der Hamas bereitet Israel eine Bodenoffensive im Gazastreifen vor, aus dem Libanon droht Gefahr durch die Hisbollah. Israels westliche Partner versprechen dem Land Unterstützung, die aber auch die Ukraine nach wie vor dringend braucht.
    Historiker und Militärexperte Markus Reisner verfolgt den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine von Anfang an. Bei ZDFheute live spricht der Offizier des österreichischen Bundesheeres dazu, ...

    … welche Folgen der Krieg im Nahen Osten für die Ukraine hat:

    Betrachte man die Situation global, dränge sich der Begriff der "Polykrise" auf, sagt Reisner.

    Das heißt, wir haben viele Krisen, die nacheinander entstehen, die miteinander im Zusammenhang stehen.

    Markus Reisner, Militärexperte

    Die Krise im Nahen und Mittleren Osten stehe im Zusammenhang mit der Ukraine - bei der Verteilung von Ressourcen.
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    Die wesentliche Macht dabei seien die USA, die Waffenlieferungen steuern könne. Würden diese nun nach Israel umgeleitet, könnten die Kämpfe in der Ukraine in Vergessenheit geraten und bei Waffenlieferungen nicht mehr so stark wie vorher berücksichtigt werden, gibt Reisner zu bedenken.

    … wie die ukrainische Gegenoffensive derzeit läuft:

    Von Seiten der Nato höre man derzeit vor allem Beschwichtigungen und das Gelöbnis, der Ukraine weiterhin zur Seite zu stehen, so Reisner. Man habe noch "genug in den Arsenalen". In den letzten Tagen habe man allerdings auch gehört, dass man auch Waffen für die eigene Verteidigung brauche.
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    Auch in der Ukraine mache sich Ernüchterung breit. Der ukrainische General Budanow habe vor kurzem gesagt, man habe lange nicht die Ziele erreicht, die man sich mit der Gegenoffensive gesteckt habe. Das klinge "nicht nach Euphorie", sondern nach einer Situation, die bei weitem nicht mit dem vergleichbar ist, was man sich im Frühjahr vor dem Beginn der Offensive noch erhofft habe, sagt der Militärexperte.

    Und man eigentlich sagen muss: Sie ist gescheitert, vor allem aus operativer Sicht.

    Markus Reisner, Militärexperte

    Das mache die Situation schwierig und herausfordernd. Es bedeute auch, dass die Europäer sich darauf einstellen müssten, bei der Unterstützung der Ukraine mehr von den USA in die Pflicht genommen zu werden.
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    … ob sowohl die Hamas als auch Israel Lehren aus dem Krieg in der Ukraine gezogen haben:

    "Natürlich" habe auch Israel beobachtet, wie der Krieg in der Ukraine verläuft. Doch schaue man sich den Beginn des Angriffs am Samstag an, könne man erkennen, dass die Hamas sehr gut vorbereitet gewesen sei. Zum Beispiel habe man die israelische Kommunikation stillgelegt. Man habe Strom und Videokameras am Grenzzaun abgeschaltet.

    Das heißt, diese Streitkräfte waren für mehrere Stunden blind, haben sehr rasch reagiert und rasch begonnen, die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen. Aber es war zu spät.

    Markus Reisner, Militärexperte

    Die israelische Armee habe in den letzten Jahren immer wieder versucht, die Taktiken der terroristischen Gruppierungen genau anzusehen und darauf zu reagieren. Das Ergebnis sei unter anderem das Raketenabwehrsystem "Iron Dome". Doch wenn viele Dinge gleichzeitig passieren, könnten die Sicherheitssysteme an ihre Grenzen geraten.
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