Geheimpapiere: Darum geht es bei den Daten-Leaks zur Ukraine

    FAQ

    Geheime US-Papiere aufgetaucht:Darum geht es bei den Daten-Leaks zur Ukraine

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    Online kursieren streng geheime Papiere der US-Regierung zum Ukraine-Krieg. Wer hat die Details veröffentlicht? Um was geht es genau in den Dokumenten? Das Wichtigste zum Leak.

    Schon seit Wochen kursieren in sozialen Netzwerken im Internet offensichtlich geheime Dokumente von US-Stellen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Die US-Regierung bemüht sich um Aufklärung. "Wir nehmen die Sache sehr, sehr ernst", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Montag in Washington.
    Das Verteidigungsministerium leite eine behördenübergreifende Prüfung, "welche Auswirkungen dies auf die nationale Sicherheit haben könnte" . Beim Justizministerium laufe eine strafrechtliche Untersuchung. Präsident Joe Biden werde fortlaufend informiert.
    Einige Fragen und Antworten zu den Leaks:

    Das steht in den Veröffentlichungen:

    US-Medienberichten zufolge geht es unter anderem um:
    • Informationen zu Waffenlieferungen an die Ukraine und Angaben zum Munitionsverbrauch
    • Landkarten, auf denen der Frontverlauf eingezeichnet ist
    • Standorte russischer und ukrainischer Truppenverbände und deren Mannschaftsstärken
    • Pläne der Nato und der USA, wie das ukrainische Militär auf eine bevorstehende Frühlingsoffensive vorbereitet und bewaffnet werden soll
    • Details zu Anzahl und Art geplanter Waffenlieferungen sowie die voraussichtlichen Lieferdaten
    • Analysen und Informationen zu anderen Ländern, wie zum Beispiel China oder Israel
    Die Papiere, die zum Teil auch dem ZDF vorliegen, enthalten Hinweise auf neue Abwehrmöglichkeiten in der Kommunikation des russischen Militärapparats und bisher unbekannte Methoden der Satellitenspionage.

    Daher stammen die Unterlagen:

    Laut "Washington Post" sei teilweise zu erkennen, mit welchen Methoden die US-Geheimdienste die Informationen gesammelt hätten und wer die Quellen seien. Die Unterlagen stammten offensichtlich von verschiedenen US-Geheimdiensten und sogar vom Oberkommando der US-Streitkräfte, berichtete das "Wall Street Journal".
    Es scheine sich um Briefing-Unterlagen zu handeln, hieß es.

    Das wissen wir über die Echtheit der Dokumente:

    Der US-Sender CNN berichtete, Regierungsmitarbeiter hätten die Echtheit der Unterlagen bestätigt.
    US-Präsident Joe Biden sei "besorgt" über die Menge der Dokumente, die an die Öffentlichkeit gelangt sei, bestätigte ein hochrangiger Regierungsmitarbeiter "Politico".
    Viele der Dokumente schienen nicht gefälscht zu sein und glichen im Format denjenigen des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, bestätigten Regierungsmitarbeiter der "Washington Post". Auf Social Media kursieren allerdings auch gefälschte Exemplare der Unterlagen.

    Das wissen wir über den Maulwurf:

    Noch ist unklar, wer die Dokumente veröffentlicht hat. Ermittlungen zu dem Maulwurf richteten sich zuallererst nach innen, berichtete CNN unter Berufung auf Regierungskreise. Im Internet sind Fotografien von Ausdrucken der geheimen Dokumente zu sehen.
    Hunderte, vielleicht Tausende Mitarbeiter und Außenstehende mit der entsprechenden Sicherheitsstufe hätten Zugang gehabt, sagte ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums der "Washington Post".
    Das Leak sei "ein Schlag für die ukrainischen Streitkräfte" und sähe Misstrauen, nicht nur zwischen der Ukraine und den USA, sondern auch bei anderen Bündnispartnern, sagt ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen.

    Das stellt natürlich die große Frage, wer da Sand ins Getriebe streuen will. Das ist noch völlig offen. Aber ganz offenbar ist es für diesen Krieg, sicherlich für die Ukraine nicht nützlich.

    Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent

    Diesen Einfluss könnten die Unterlagen auf das Kriegsgeschehen haben:

    Die Dokumente könnten der Ukraine und den USA gleich in mehrfacher Hinsicht schaden. Zwar seien sie schon einige Wochen alt, dennoch könnten sie Moskau wertvolle Informationen liefern, sagt ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen im ZDF.
    Die Daten hätten vielleicht nicht unmittelbar Einfluss auf das Kriegsgeschehen der nächsten Tage und Wochen, "aber dadurch, dass Russland jetzt genauer weiß, wie die Verbündeten aufklären, welche Satelliten-Werkzeuge, Lausch-Angriffe sie benutzen, können versuchen, diese elektronisch zu stören, zu unterlaufen, können nach Quellen in den eigenen Reihen suchen", so Theveßen.

    Das heißt: Am Ende könnte die gut geölte Maschinerie der bestmöglichen Unterstützung für die Ukraine ins Stocken kommen und möglicherweise auch die Offensive der Ukraine in diesem Frühjahr zumindest mal beeinträchtigt werden.

    Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent

    So reagieren die Ukraine und Russland:

    Die Ukraine behauptet seit Tagen, es handele sich um von Russland gefälschte Dokumente. Die russischen Geheimdienste hätten die Dokumente selbst erstellt mit dem Ziel, unter den Verbündeten der Ukraine Zweifel und Zwietracht zu säen und von den nächsten Etappen im Krieg abzulenken.
    Russland hingegen sieht durch die Berichte in den USA einmal mehr die Verwicklung Washingtons im Konflikt in der Ukraine bestätigt. Der Kreml erwartet aber keinen Einfluss auf seine Kriegsführung. Dagegen stellte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) Angst und Nervosität unter russischen Kriegsbloggern nach Veröffentlichung der Dokumente fest.
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    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
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    Quelle: dpa, ZDF

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