Ukraine-Krieg: Kiew will eigene Flugabwehrsysteme bauen

    Schutz vor Luftangriffen:Kiew will eigene Flugabwehrsysteme bauen

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    Die Ukraine will eigene Flugabwehrwaffen entwickeln - weil Bestände schwinden und das Ausland zu wenig liefere. Bei Waffen-Eigenentwicklungen war Kiew schon mehrfach erfolgreich.

    Waffen für die Ukraine: Luftverteidigungssystems Iris-T SLM
    Das Flugabwehrsystem Iris-T SLM, dass Deutschland an die Ukraine geliefert hat. (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Die von Russland angegriffene Ukraine plant den Bau eigener Flugabwehrsysteme. Diese Grundsatzentscheidung werde sehr bald umgesetzt, sagte der Leiter des Präsidialamtes in Kiew, Andrij Jermak.

    Wir werden bald Spezialisten haben, die einen Plan entwickeln werden für unsere eigene Produktion von allem, was wir brauchen - vor allem von Luftverteidigungswaffen.

    Andrij Jermak, Leiter des ukrainischen Präsidialamtes

    In der Nacht auf Samstag steuerten nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe erneut russische Kampfdrohnen Ziele im Süden der Ukraine an. Die Ukraine wehrt seit über 19 Monaten eine russische Invasion ab. Zivilisten und zivile Infrastruktur in weiten Teilen des Landes sind seitdem Ziel russischer Luftschläge.
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    Welche Flugabwehr hat die Ukraine?

    Die Ukraine verfügt nur noch über wenige Flugabwehrsysteme sowjetischer Bauart, für die auch die Munition knapp wird. Deshalb ist die Entwicklung neuer, eigener Systeme wichtig, wie Jermak sie ankündigte. Eine solche Entwicklung dauert üblicherweise Jahre und ist technologisch sehr komplex, da bei der Flugabwehr viele Elemente von Radar- bis Raketentechnologie ineinander greifen müssen.
    Zugleich brauche das Land auch mehr ausländische Flugabwehrsysteme mittlerer und großer Reichweite wie Iris-T, NASAMS oder Patriot, sagte Jurij Ihnat, Sprecher der ukrainischen Luftwaffe. Nur dann werde es gelingen, russische Marschflugkörper und Flugzeuge abzuwehren. Der Schutz der ukrainischen Städte verbesserte sich im vergangenen Winter, als die Ukraine Waffen wie den Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard und die Systeme Iris-T und Patriot bekam.
    Die Infografik zeigt das Flugabwehrsystem Patriot. Es erkennt Flugobjekte im Umkreis von 100 Kilometern und kann Raketen abfeuern.
    Grafik: Was das Flugabwehrsystem Patriot kann.

    Botschafter dankt für Iris-T-Systeme aus Deutschland

    Auch der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, unterstrich die Bedeutung der Waffenlieferungen. Er widersprach in der "Mitteldeutschen Zeitung" Befürchtungen, Deutschland könne dadurch selbst Kriegspartei werden.

    Die Ukraine braucht kein in den Krieg hineingezogenes Deutschland. Was wir brauchen, ist etwas, um uns zu beschützen. Es gibt zum Beispiel kein besseres Flugabwehrsystem als Iris-T, um unsere Zivilisten vor russischen Drohnen und Raketen zu schützen.

    Oleksii Makeiev, ukrainischer Botschafter in Deutschland

    Einen militärischen Wendepunkt bei der Offensive sah Makeiev trotz jüngster Erfolge der Ukraine - darunter zum Beispiel der Angriff auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol - nicht. "Ein Wendepunkt wäre, wenn sich die russischen Truppen zurückziehen."
    Dem jüngsten Lagebericht des ukrainischen Generalstabs zufolge setzten sich die verlustreichen Gefechte an den Frontabschnitten Bachmut und Robotyne fort. Dort greife die ukrainische Armee an. Russische Versuche, verlorene Positionen wiederzugewinnen, seien abgewehrt worden. Diese Militärangaben waren zunächst nicht unabhängig überprüfbar.

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    Die ukrainischen Truppen haben es bei ihrer Gegenoffensive mit einer gestaffelten Verteidigungslinie der russischen Armee zu tun. Ein Überblick.
    Die Infografik zeigt den ersten Teil der Verteidigungsanlage der russichen Armee. Auf den ersten Kilometern befinden sich Beobachtungsposten, dahinter liegen Minenfelder, um das Vorrücken der ukrainischen Armee zu verlangsamen. Zusätzlich bilden Drachenzähen ein Hindernis.

    Ukraine setzt Russland immer wieder mit Waffen-Eigenentwicklungen zu

    Seit Beginn der russischen Invasion haben die ukrainischen Streitkräfte bereits mehrfach erfolgreich neue Eigenentwicklungen eingesetzt. Das reicht von umgebauten zivilen Flugdrohnen, die zu Tausenden Granaten über Schützengräben abwerfen bis zu ferngesteuerten Booten, die russische Kriegsschiffe im Schwarzen Meer jagen.
    Mit dem Marschflugkörper vom Typ R-360 "Neptun" oder den Kamikaze-Drohnen vom Typ "Biber" produziert die Ukraine auch eigene Waffensysteme, die sich mit Blick auf ihre technischen Spezifikationen offenbar nicht hinter denen großer westlicher Rüstungskonzerne verstecken müssen. Die "Neptun"-Marschflugkörper sollen laut ukrainischen Angaben etwa den russischen Kreuzer "Moskwa" versenkt haben.
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    Für die Produktion eigener Kampfdrohnen hat der ukrainische Staat Ende August Hunderte Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt. Bis Jahresende wolle man rund 200.000 Kampfdrohnen kaufen oder selbst herstellen, so damals der Chef der ukrainischen Cyber-Abwehr Yuriy Shchyhol.
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    Quelle: dpa, ZDF
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