Nach Wagner-Aufstand: Front kurzfristig nicht betroffen
Nach Wagner-Aufstand:Welche Auswirkungen gibt es auf die Front?
von Christian Mölling und András Rácz
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Die Auswirkungen des Wagner-Aufstands auf die Front sind begrenzt. Längerfristig kann der Gruppe Wagner die Kampfkraft fehlen. Sie wird aber weiter operieren. Eine Analyse.
Wagner-Kämpfer in Rostow am Don (aufgenommen am 24.06.2023).
Quelle: Reuters
Die versuchte Neutralisierung von Jewgeni Prigoschin und großen Teilen der Gruppe Wagner hat zumindest kurzfristig nur sehr begrenzte Auswirkungen auf die Kampfkraft der russischen Armee.
Seit der Einnahme von Bachmut haben sich die Kämpfer der Gruppe Wagner von der Front zurückgezogen und wurden dort durch reguläre russische Einheiten ersetzt. Die Gruppe Wagner befand sich im rückwärtigen Bereich in der Region Luhansk, von wo aus sie am Freitag ihren Marsch begann.
Prigoschin ließ das Hauptquartier weiterarbeiten
Der zweite Grund, warum die Meuterei nur sehr begrenzte Auswirkungen auf die Front hatte, ist der, dass die Gruppe Wagner zwar das Hauptquartier des südlichen Militärbezirks in Rostow am Don besetzte, von dem aus die russischen Operationen in der Ukraine geleitet werden, aber nicht in die Arbeit des Kommandos eingriff.
... leitet das Programm "Europas Zukunft" für die Bertelsmann Stiftung in Berlin. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Verluste der russischen Luftwaffe
Die bei der Meuterei entstandenen Verluste sind natürlich ein schwerer Schlag für die Kampfkraft der russischen Luftwaffe. Infolgedessen starben zwölf bis dreizehn russische Luftwaffenangehörige. Wagner hatte ein Flugzeug vom Typ Iljuschin Il-22M abgeschossen, das ein seltenes und wertvolles Gut war: ein mobiler Gefechtsstand.
Der Verlust von sechs Hubschraubern, einschließlich der Hubschrauber für die elektronische Kampfführung, ist ein schmerzlicher, wenn auch insgesamt verkraftbarer Verlust.
In Moskau scheint wieder alles normal zu sein. Doch Putins Regime ist ins Wackeln geraten. Europa und die NATO versuchen, darauf eine Antwort zu finden.
27.06.2023 | 2:21 min
einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium unterzeichnen und weiterhin in den russischen Streitkräften dienen.
den bewaffneten Dienst verlassen und ins zivile Leben zurückkehren.
nach Belarus gehen, möglicherweise zusammen mit Prigoschin selbst.
Es ist noch unklar, inwieweit die dritte Variante lebensfähig sein wird oder ob die Wagner-Kämpfer, die sich dorthin begeben, dort vor dem russischen Staat sicher sein könnten, wenn man die sehr enge Sicherheitszusammenarbeit zwischen Moskau und Minsk berücksichtigt.
Das Angebot an die Wagner-Soldaten wirke fair, aber mit weiteren Folgen sei zu rechnen. Dass Putin Prigoschins Namen nicht nenne, sei "ein untrügliches Zeichen", so ZDF-Korrespondent Christian Semm.
27.06.2023 | 2:01 min
Wagner-Gruppe nicht mehr dieselbe wie vorher
Unabhängig davon, wie viele Wagner-Kämpfer sich für welche Option entscheiden, ist klar, dass die Gruppe Wagner als gut ausgebildete, sehr erfahrene und mit schweren Waffen ausgerüstete Kampftruppe in der Form, wie wir sie vor dem 24. Juni kannten, nicht mehr existieren wird.
Damit ist die Möglichkeit, sie in ihrer bisherigen Stärke an kritischen Frontabschnitten einzusetzen, endgültig dahin.
Selbst wenn das Verteidigungsministerium Wagner als separate Einheit beibehält, nachdem die Kämpfer ihre Verträge mit dem Ministerium unterzeichnet haben, ist es unwahrscheinlich, dass die Gruppe Wagner die Autonomie oder die schweren Waffen erhält, die sie zuvor hatten. Der Kreml wird nicht zweimal denselben Fehler begehen, indem er Wagner zu viel Macht einräumt.
Nicht nur in der Ukraine sind russische Söldner aktiv. Gerade in Afrika will der Kreml so an Einfluss gewinnen. ZDFheute live über die globale Macht privater Militärunternehmen.03.05.2023 | 26:49 min
Moskau braucht weiterhin Söldnertruppen
In der Zwischenzeit wird Russland die von Wagner bereitgestellte Fähigkeit für die verdeckte Gewaltprojektion in anderen Teilen der Welt weiterhin benötigen. Darauf deutet die Tatsache hin, dass viele der Rekrutierungsbüros von Wagner nach den Ereignissen vom Samstag bereits wieder geöffnet wurden. Der russische Staat braucht offenbar immer noch die Arbeitskräfte, die die Gruppe Wagner (oder die Marke Wagner) bereitstellen kann.
Moskau hat seinen Partnern vor Ort bereits zugesichert, dass die Wagner-Truppe sowohl in Mali als auch in der Zentralafrikanischen Republik weiter operieren wird. Höchstwahrscheinlich werden auch die Einsätze in Libyen und im Sudan fortgesetzt.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.