EFTs: Wie sinnvoll sind nachhaltige Geldanlagen?

    Grüne Geldanlage :Wie erkenne ich wirklich nachhaltige ETFs?

    von Zarah Reinders
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    Immer mehr Anleger suchen gezielt nach umweltfreundlichen ETFs. Doch Greenwashing und fehlende Transparenz erschweren die Suche. Die wichtigsten Kriterien im Überblick.

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    Was genau drinstecken soll, wenn "nachhaltig" draufsteht, ist bei Geldanlagen nicht eindeutig definiert. Das merken Anleger*innen, sobald sie selbst nach ETFs (Exchange Traded Funds) suchen, die ihre moralischen Ansprüche erfüllen sollen.
    Die Nachhaltigkeit jedes Unternehmens in einem Aktienindexfonds selbst zu prüfen, ist allerdings kaum realisierbar. Ratings und Label sollen die Suche erleichtern.

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    ESG-Standard soll Orientierung bieten

    Die Abkürzung ESG finden Anleger*innen mittlerweile in den Namen einiger ETFs. ESG steht für "Environmental, Social, Governance". Es ist ein Rating, also eine Bewertung dafür, wie gut der ETF in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung abschneidet.
    Fondsanbieter bewerten ihre ETFs entweder selbst oder beauftragen dafür Ratingagenturen. Bei der Bewertung, was "grün" und "sozial" ist, spielen unterschiedliche Kriterien eine Rolle.
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    Bewertung der ETFs oft nicht transparent

    Das Problem: Die Agenturen müssen nicht veröffentlichen, nach welchen Kriterien sie bewerten und wie sie diese Kriterien gewichten. Anleger*innen können also nicht unbedingt nachvollziehen, wieso ein ETF das ESG-Rating erhalten hat. Zudem werde häufig das ESG-Risiko gemessen und nicht, wie gut das Unternehmen derzeit für die Umwelt ist, erklärt Boštjan Krisper, Projektleiter für nachhaltige Geldanlagen bei Stiftung Warentest.
    Ausschließlich auf das ESG-Kürzel sollten sich Anleger*innen bei der Suche nach grünen ETF also nicht verlassen, rät er.

    Es signalisiert, das ist ein Fonds, der nachhaltig sein möchte. Aber da muss man auf jeden Fall ins Detail gehen.

    Boštjan Krisper, Experte für nachhaltige Geldanlagen

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    Neben ESG-Rating helfen eigene Kriterien

    Über die ESG-Ratings hinaus gibt es Strategien, um einen möglichst "grünen" ETF zu finden. Anleger*innen können sich zum Beispiel bewusst gegen ETFs entscheiden, deren Unternehmen von Kinderarbeit profitieren.
    Allerdings werden auch diese Informationen selten veröffentlicht oder es werden missverständliche Formulierungen verwendet. "Ausschlüsse im fossilen Bereich" bedeute laut Krisper nicht unbedingt, dass kein Unternehmen in diesem ETF mit fossilen Energien Geld verdiene. "Denn schaut man genau in die Beschreibung, sieht man, dass Öl und Gas gar nicht ausgeschlossen sind", erklärt der Experte von Stiftung Warentest.

    • Negativkriterien: Unternehmen, die Waffen verkaufen oder direkt von Massentierhaltung oder fossilen Energien profitieren, ausschließen.
    • Positivkriterien: Unternehmen, die sich besonders in den Bereichen nachhaltiger Mobilität, Gewässerschutz, Bildung oder Menschenrechte einsetzen.
    • Best-in-Class-Prinzip: Die nachhaltigsten Unternehmen in einer nicht-nachhaltigen Branche. Damit erwischen Sie dann im Zweifel nicht die besonders nachhaltigen Unternehmen, sondern die am wenigsten schlechten in einer nicht-nachhaltigen Branche.

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    Nachhaltigkeit durch Siegel festgelegt

    Zusätzlich zu den Ratings gibt es Verbände oder Unternehmen, die die Nachhaltigkeit von ETFs bewerten. Dazu zählen zum Beispiel das FNG-Siegel, das Nordic Swan Ecolabel und das Ecoreporter-Siegel. Und über die Datenbank Faire Fonds können Anleger*innen zum Beispiel prüfen, ob im Fonds ein als "kontrovers" eingestuftes Unternehmen enthalten ist.
    Aus der Sicht von Krisper können Label eine gute Hilfestellung sein, indem Anleger*innen die ausgewählten Kriterien mit ihren eigenen Vorstellungen abgleichen.

    Label können durchaus Sinn machen, wenn sie unabhängig sind.

    Boštjan Krisper, Stiftung Warentest

    Nachhaltigkeitssiegel, die von Staaten, Verbänden oder Unternehmen vergeben werden, sollen Anleger*innen dabei helfen, verlässlich grüne ETFs zu erkennen. Die Anbieter hinter den Siegeln erklären die verschiedenen Kriterien auch auf ihren jeweiligen Websites.

    Es gibt dabei unter anderem:
    • FNG-Siegel: Das Forum nachhaltige Geldanlagen e. V. vergibt das Siegel in vier Stufen. Ihre Mindestanforderungen umfassen unter anderem den Ausschluss von Waffen und Atomkraft sowie Unternehmen, die das Paris-Abkommen oder Menschenrechte nicht achten.
    • ECOreporter-Siegel: Das Magazin für nachhaltige Geldanlagen vergibt das Siegel seit 2013. Zu ihren Ausschlusskriterien zählen unter anderem Tierversuche, fossile Energien und ausbeuterische Kinderarbeit.
    • Nordic Swan Ecolabel: Hinter dem Label stehen die Regierungen der skandinavischen Länder. Sie haben unter anderem für verschiedene Produktgruppen Anforderungen entwickelt. Unternehmen müssen zum Beispiel Grenzwerte für Schwermetalle im Abwasser einhalten und dürfen keine Weichmacher in Plastik nutzen.
    • Climetrics-Rating: Die Non-Profit Organisation CDP bewertet die Nachhaltigkeit der geprüften Fonds auf einer Skala von eins bis fünf. Sie bewertet unter anderem den Schutz von Wasserressourcen und Entwaldung.

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    Tagesgeldkonto als Ergänzung

    Die Suche nach einem grünen ETF endet in der Regel mit einem Kompromiss. Dennoch kann die Suche nach einem ETF, der den eigenen Vorstellungen von "Nachhaltigkeit" entspricht, mit Hilfe verschiedener Label und Vergleichsportale erfolgreich sein.
    Krisper rät Anleger*innen zudem, bei ihrer Suche nach grünen ETFs auch das Risiko im Blick zu behalten. Sollte der ETF zum Beispiel nur eine Branche abbilden, erhöhe sich das Kursrisiko. Mit einem sicheren Tagesgeldkonto bei einer nachhaltigen Bank, wie zum Beispiel der GLS Bank, Ethikbank oder Umweltbank, können Anleger*innen gegensteuern.

    Diese und weitere Informationen rund um Finanzen und Geldanlagen finden Sie auch im Instagram-Kanal von WISO.Finanzen.

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