Europäische Impfwoche:Nach Corona die Impflücken schließen
von Mario Shabaviz
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Gegen ansteckende Krankheiten zählen Impfungen zu den wirksamsten Maßnahmen. Doch in der Pandemie wurden Auffrischungsimpfungen oft ausgelassen. Mehr Aufklärung soll gegensteuern.
Vom 23. bis 29. April findet die diesjährige Europäische Impfwoche statt. In ganz Europa beteiligen sich Organisationen.
Quelle: dpa
Die Zahl der wirklichen Impfgegner*innen unter seinen Patient*innen sei sehr klein, sagt Kinder- und Jugendarzt Martin Schwenger in Koblenz. Sie liege nur bei etwa einem Prozent. Klaras Eltern zählen nicht dazu. Für ihre Tochter steht eine Auffrischungsimpfung an. Die Kombi-Impfung gegen Diphterie, Keuchhusten und Tetanus.
Doch wie hält es der Facharzt mit den Impfskeptiker*innen in seiner Praxis?
Rund 7.000 Impfungen pro Jahr geben er und seine drei Kolleg*innen gemäß den Stiko-Empfehlungen. Nach einem Rückgang während der Corona-Pandemie sei die Zahl der Impfungen in seiner Praxis inzwischen wieder auf dem gleichen Niveau wie zuvor.
Weltweit gingen durch die Folgen der Pandemie die Impfungen gegen Kinderkrankheiten zurück. Laut einer aktuellen UNICEF-Studie haben rund 67 Millionen Kinder in den letzten Jahren Impfungen versäumt.24.04.2023 | 2:23 min
Größer werdende Impflücke bei Kindern
Weltweit sieht es damit nicht so gut aus. Rund 67 Millionen Kindern seien pandemiebedingt gar nicht oder nur unzureichend gegen schwere Krankheiten geimpft worden, warnt Unicef. In 112 Ländern sei damit das Niveau des Impfschutzes gesunken. Mit oft dramatischen Folgen, so das UN-Kinderhilfswerk.
Die Fälle bei Kinderlähmung (Polio) hätten sich 2022 gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. An der Impflücke habe auch eine sich weltweit ausbreitende Impfskepsis ihren Anteil, sagen die Expert*innen der Vereinten Nationen.
In seinem Impfkalender bietet das RKI einen Überblick über die empfohlenen Grund-, Standard- und Auffrischungsimmunisierungen sowie über die empfohlenen Nachhol-Impfungen.
- Tipp 1: Impfungen immer zum frühestmöglichen Zeitpunkt vornehmen lassen.
- Tipp 2: Überprüfungen des aktuellen Impfstatus sind in jedem Lebensalter sinnvoll.
- Tipp 3: Fehlende Impfungen sofort, gemäß Empfehlungen für das Lebensalter, vornehmen lassen.
Kleine Gruppe, aber sehr laut: radikale Impfgegner
Mit der Impfeinstellung in Deutschland hat sich Sara Eitze von der Universität Erfurt näher befasst.
Hauptgründe dafür seien mangelndes Vertrauen in die Sicherheit der Impfung und die Risiko-Wahrnehmung der Krankheit.
Welche Gründe gibt es für eine Impfzurückhaltung? Und hat sich die Einstellung der Deutschen zum Impfen durch die Pandemie verändert? Kommunikationswissenschaftlerin Sara Eitze dazu im Gespräch.24.04.2023 | 4:19 min
Mehrheit in Deutschland für Impfungen
Generell sei aber die Impfeinstellung hierzulande stabil, so Eitze. Dies habe eine Infektionsschutz-Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gezeigt. Demnach seien 77 bis 83 Prozent der Bevölkerung für vorbeugende Impfungen und nur drei bis sechs Prozent generelle Impfgegner*innen.
"Die gab es schon immer", sagt die Medienwissenschaftlerin. In der Pandemie seien sie aber "wahnsinnig laut" gewesen und hätten häufig Falschinformationen genutzt, die sie aus den sozialen Medien bezogen und dort auch weiterverbreitet hätten. Dabei gäbe es verlässliche Informationsquellen zum Impfen.
"Wir empfehlen immer die Seite impfen-info.de, da gibt es den Stiko-Kalender zu den Impfungen und natürlich ist es auch sinnvoll, mit dem medizinischen Personal zu sprechen, das die Impfungen vornimmt, also zum Beispiel Hausärzte", so der Rat der Wissenschaftlerin.
Bei der Mehrzahl der Impfungen besteht der Impfschutz nach beendeter Grundimmunisierung ein Leben lang. Zum Beispiel bei der MMR-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln.
Anders ist es dagegen vor allem bei Impfungen mit einem Totimpfstoff. Hier geht das "Wissen" des Körpers über den Kampf gegen die Infektion mit der Zeit verloren, denn die Antikörper werden nach und nach immer weniger. Nur mit einer Auffrischung bleibt dann der vollständige Impfschutz erhalten.
Anders ist es dagegen vor allem bei Impfungen mit einem Totimpfstoff. Hier geht das "Wissen" des Körpers über den Kampf gegen die Infektion mit der Zeit verloren, denn die Antikörper werden nach und nach immer weniger. Nur mit einer Auffrischung bleibt dann der vollständige Impfschutz erhalten.
- im Erwachsenenalter alle zehn Jahre
- Aufrischung nur einmalig nötig
- sollte mit Tetanus und Diphterie als Kombi-Impfstoff verabreicht werden
- je nach Alter und Berufsgruppe alle drei bis fünf Jahre
- wer sich etwa durch Freizeit oder Beruf viel im Wald aufhält, ist mit einem kürzeren Auffrischungsrhythmus besser beraten
- berufs- oder reisebedingt kann im Erwachsenenalter eine Auffrischung nötig sein, in Pakistan etwa ist Polio nie ausgerottet worden
- Impfung jährlich, denn hier erfolgt jedes Mal eine Anpassung an die veränderten Grippe-Viren
Impflücken auch in Deutschland
Defizite bei vorbeugenden Impfungen finden sich bei Kindern vor allem bei Impfungen gegen Pertussis (Keuchhusten) und Hepatitis B sowie bei Zweitimpfungen gegen Masern, Mumps und Röteln. Obwohl das Masern-Virus bei uns praktisch als ausgerottet galt, hat es sich in den letzten Jahren wieder verbreitet.
Seit dem Frühjahr 2020 besteht daher eine Masern-Impfpflicht für alle Kinder, die einen Kindergarten oder eine Schule besuchen, sowie für das Personal vor Ort.
Aufklärung über Impfungen weiter wichtig
Bei älteren Menschen ist dagegen die Impflücke bei Corona ein Problem. Etwa drei Millionen Menschen über 60 sind in Deutschland weiterhin nicht geimpft. Dabei gelten sie als besonders anfällig für einen schweren Verlauf. Schon die Erstimpfung schützt laut Daten aber bereits davor.
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Breite Aufklärung ist weiter wichtig, denn Impfen ist nicht nur Schutz für sich selbst, sondern immer auch für andere.
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