Schmerzen in der Milz: Was ist ein Milzinfarkt?

    Organ für das Immunsystem:Was bei Schäden der Milz zu tun ist

    von Olaf Schwabe
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    Die Milz hat wichtige Funktionen für das Immunsystem. Muss sie entfernt werden, drohen Lungen- und Hirnhautentzündungen. Wie das nach einem Milzinfarkt verhindert werden kann.

    Diagnose: Milzinfarkt
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    Die Milz ist ein wichtiges Organ für unser Immunsystem. Sie produziert weiße Blutkörperchen, sogenannte Leukozyten, die zur Abwehr von Fremdkörpern im Blut, sowie Bakterien und Viren dienen. Außerdem speichert sie die sogenannten Monozyten. Diese zählen auch zu den weißen Blutkörperchen und "fressen" als Makrophagen fremde Zellen und Krankheitserreger. Zudem sorgt die Milz für die Ausscheidung alter roter Blutkörperchen.
    Immunzellen CC
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    Was ein Milzriss bedeutet

    Ein Milzriss kann durch äußere Krafteinwirkung, z.B. bei Autounfällen durch extremen Druck der Anschnallgurte oder bei Stürzen, entstehen. Es handelt sich um die häufigste Verletzungsart der Bauchorgane. Dabei können starke Blutungen auftreten, die immer eine sofortige Operation erfordern. In diesem Fall versuchen Chirurgen, die offenen, blutenden Gefäße wieder zu verschließen. Gelingt dies nicht, ist eine Entfernung der Milz erforderlich, um ein Verbluten des Patienten zu verhindern.

    Was beim Milzinfarkt geschieht

    Bei einem Milzinfarkt, der äußerst selten ist, kommt es zum Verschluss von Gefäßen, die die Milz versorgen. Ärzte unterscheiden dabei, ob die Arteria lienalis und ihre Äste, die in die Milz fließen, oder die Vena lienalis und ihre Äste, die aus der Milz fließen, betroffen ist.
    Während beim Verschluss der Arteria lienalis kein Blut mehr in die Milz gelangt, entsteht beim Verschluss der Vena lienalis in der Milz ein Blutstau. In beiden Fällen kommt es durch eine mangelnde Sauerstoffversorgung zum Absterben von Gewebe. Dies kann nur bestimmte Areale oder auch die gesamte Milz betreffen.

    Bei einem Milzinfarkt können viele unterschiedliche Symptome auftreten, die in ihrer Intensität und Häufigkeit variieren. Ältere Patienten haben dabei oft nur eine schwach ausgeprägte Schmerzsymptomatik:

    • plötzliches Auftreten starker Schmerzen im linken Oberbauch
    • ausstrahlende Schmerzen bis in die linke Schulter
    • angespannte und schmerzhafte Bauchdecke
    • Übelkeit, Erbrechen und Appetitmangel
    • Fieber und Schüttelfrost
    • erhöhte Entzündungszeichen im Blut

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    Ursachen, die zu einem Milzinfarkt führen können

    Ein Milzinfarkt kann viele Ursachen haben: Er kann als Begleiterscheinung bei Grunderkrankungen und Entzündungen verschiedener Organe entstehen. Hierzu gehören unter anderem eine bakterielle Infektion der Herzinnenhaut, eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse oder Krebserkrankungen wie eine Leukämie. Auch bestimmte gerinnungsfördernde Medikamente können einen Milzinfarkt begünstigen. Die weltweit häufigste Ursache für einen Milzinfarkt ist die Malaria.

    Eine weitere häufige Ursache, die zu einem Milzinfarkt führen kann, ist das Vorfhofflimmern. Bei dieser Herzrythmusstörung kommt es stellenweise zu einem verlangsamten Blutfluss, was zur Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) führen kann. Fließt dieser Thrombus mit dem Blut weiter, sprechen Mediziner von einem Embolus. Dieser kann zu einem Verschluss von Gefäßen (Embolie), in Organen, wie z.B. dem Gehirn (Schlaganfall) oder der Milz (Milzinfarkt) führen.

    Grundsätzlich sind auch junge Menschen betroffen, insbesondere wenn der Milzinfarkt durch infektiöse Erkrankungen ausgelöst ist oder durch Veränderungen in der Blutgerinnung, die man grundsätzlich auch im jüngeren Lebensalter haben kann.

    Prof. Dr. Jörg Albert, Chefarzt Gastroenterologie am Klinikum Stuttgart

    Wie die Diagnose erfolgt

    Neben einer Befragung des Patienten auf Schmerzen und der klinischen Untersuchung des Bauchraumes führen die Ärzte in der Regel eine Doppler-Ultraschalluntersuchung durch. Zudem können mit einer Computer- oder Magnetresonanztomografie nicht durchblutete Areale dargestellt werden.

    Wie ein Milzinfarkt behandelt wird

    Die Behandlung eines Milzinfarktes kann mit blutverdünnenden Medikamenten erfolgen, die das Blutgerinnsel auflösen. Alternativ können diese auch mit einem Katheter mechanisch durch die Gefäße entfernt werden. Wenn dies nicht gelingt und ein Blutgerinnsel zum Absterben großer Teile des Organs führt, ist meist die Entfernung der Milz (Splenektomie) erforderlich.
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    Was ein Leben ohne Milz bedeutet

    Ein Leben ohne Milz ist zwar möglich, allerdings fehlt mit dem Organ ein wichtiger Bestandteil der Immunabwehr. In der Folge kommt es zu einer geringeren Produktion von weißen Blutzellen, den Leukozyten, die für die Bildung von Antikörpern wichtig sind.
    Betroffene haben dadurch eine erhöhte Infektanfälligkeit vor allem gegenüber Pneumokokken und Meningokokken. Allerdings ist gegen diese Erreger von Lungen- und Hirnhautentzündungen eine Impfung möglich. Sie wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Menschen ab dem 60. Lebensjahr und Risikogruppen, wie Patienten nach einer Milzentfernung, empfohlen.
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