Öko-Test zu Chicken Nuggets: Auch vegan gibt es Probleme

    Auch vegane Produkte getestet:Öko-Test: Schlechte Noten für Chicken Nuggets

    von Florence-Anne Kälble
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    Öko-Test hat Chicken Nuggets und ihre veganen Alternativen getestet. Die Ergebnisse sind in beiden Fällen nicht zufriedenstellend. Was die Tester bei den Lebensmitteln bemängeln.

    Chicken Nuggets
    Bei Test von Chicken Nuggets erhielten drei Produkte die Note "gut" von Öko-Test. Bei den veganen Alternativen bewerteten die Tester vier Produkte mit "gut".
    Quelle: dpa

    Nuggets sind beliebt bei Groß und Klein. Aber laut dem neuesten Test von Öko-Test in der Ausgabe August geht lecker eindeutig anders: Schadstoffe, Mineralöle sowie ein resistenter Keim wurden in den Hähnchenfleisch-Produkten sowie ihren fleischlosen Alternativen nachgewiesen.

    Hähnchenfleisch-Produkte enthalten oft weniger Schadstoffe

    In Bezug auf Schadstoffe stehen die meisten Chicken Nuggets im Vergleich zu ihrer veganen Alternative ganz gut da. Mineralölbestandteile sind im Hähnchenfleisch-Produkt beispielsweise kaum ein Thema.
    Insgesamt waren 14 Produkte - elf aus der Tiefkühlung im Supermarkt, drei davon Bio-Produkte, und drei Produkte bekannter Fastfood-Ketten - im Test mit Fleisch. Zwei davon, die Nuggets von Burger King und Iglo, fielen komplett durch: Das beauftragte Labor ermittelte in beiden Produkten Gehalte an 3MCPD-Fettsäureestern ermittelt, die von Öko-Test als "erhöht" eingestuft werden.

    Öko-Test hat 14 Produkte eingekauft und die Nuggets im Labor auf Fettschadstoffe (3-MCPD- und Glycidol-Fettsäureester), Chlorat und Perchlorat, Mineralölbestandteile, Rückstände von Tierarzneimitteln sowie auf krankheitserregende bis hin zu antibiotikaresistente Keime untersuchen lassen. Darüber hinaus wurde die Art des verarbeiteten Fleisches und das Verhältnis von Panade zu Fleisch analysiert.

    Die Tester von Öko-Test erfassten anhand der Verpackungen Aroma- und Phosphatzusätze, den Salzgehalt sowie die Portions- und Nährwert-Angaben. Bei den Fastfood-Ketten wurden die Angaben über die Webseiten sowie Rückfragen an die Hersteller eingeholt.

    Salz- und Fettgehalte sind im Labor überprüft worden, bei fehlender Deklaration wurde auch auf Aroma analysiert. Geschulte Sensoriker beurteilten Aussehen, Konsistenz, Geruch und Geschmack der Nuggets. Die Tiefkühlprodukte wurden dafür gemäß Anleitungen in der Pfanne zubereitetet, die Nuggets der Fastfood-Anbieter vor Ort gekauft und zur Verkostung in dieselben Laborräume gebracht.

    In Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) sind umfassende Fragebögen zu Tierwohl und Transparenz entstanden und an die Unternehmen der getesteten Produkte versandt worden. Die Antworten ließen sich die Tester mit Nachweisen belegen.

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    Drei Chicken-Nuggets-Produkte mit "gut" bewertet

    Die Stoffe können sich in verarbeiteten Lebensmitteln, etwa in raffinierten pflanzlichen Ölen, bilden. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat 3-MCPD für Menschen als möglicherweise krebserregend eingestuft.
    Mit der Gesamtnote "gut" sind drei Produkte, unter anderem von Netto die "bio bio Chix! Chicken Nuggets" ausgezeichnet worden. Ein Produkt wurde als "befriedigend" angesehen, vier mit "ausreichend" bewertet und Iglo "Chicken Nuggets Classic" erhält ein "mangelhaft" von den Testern.

    Nachrichten | Wirtschaft
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    Mehr Panade als Fleisch

    Die Produkte von Burger King und Iglo sind bei den Testern ebenfalls durch ihren überproportional großen Anteil an Panade im Verhältnis zum Fleisch negativ aufgefallen. Bei fünf weiteren Produkten kritisierte Öko-Test, dass sie zu mehr als 40 Prozent aus Panade bestanden.
    Bei Burger King ist zudem ein Phosphatzusatz aufgefallen, auf den Fertiglebensmittelhersteller laut Öko-Test auch verzichten sollen, da er schädlich für die Nieren ist. Beim Thema Tierwohl hat Burger King am schlechtesten abgeschnitten: Laut Öko-Test ist es das einzige Unternehmen im Test, das die Fragebögen nicht beantwortet hat.

    Industrielle Hühnerhaltung ist geprägt von schnellwachsenden Rassen, die dicht zusammengepfercht, meist ohne Tageslicht, leben. Für eine Charge tiefgekühlter Chicken Nuggets werden bei den "gut" bewerteten Bio-Produkten gut 15.000 Tiere von einem Mäster verarbeitet. Bei einer Charge für eine Supermarktkette waren es hingegen in 27 Mastbetrieben fast eine Million Tiere.

    Laut der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt werden in Deutschland jährlich 600 Millionen Hühner gemästet und getötet. Das sind 84 Prozent aller geschlachteten Landtiere. Um diese Masse an Tieren bereitstellen zu können, braucht es schnell wachsende Rassen, die binnen 30 bis 40 Tagen Mastgewicht erreichen und Platz für die nächste Aufzucht machen.

    Im Durchschnitt kommt die konventionelle Tierzucht so auf bis zu neun Mastdurchgänge pro Jahr. Darunter leider das Tierwohl. In der schlechtesten Haltungsstufe 1 werden beispielsweise die Tiere für Iglo Nuggets gemästet.

    Auch bei der Prüfung von Aussehen, Geschmack und Geruch fielen Iglo und Burger King negativ auf. Die Experten bemängelten bei Iglo, dass die Chicken Nuggets außen nicht knusprig und innen zu weich seien. Bei Burger King wurde der gummiartige Kern sowie die Panade bemängelt.
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    Sieben von 17 veganen Produkten durchgefallen

    Im veganen Sortiment hat Öko-Test 17 Produkte getestet, darunter tiefgekühlte und gekühlte aus Supermärkten und Discountern, sowie zwei Produkte von bekannten Fastfood-Ketten.
    Sieben davon sind mit "ungenügend" durchgefallen. Vier Produkte erhielten die Note "gut", unter anderem das Produkt von Globus "Globus Fresh'n'Go Vegan Nuggets" auf Weizenprotein-Basis.

    Ökot-Test hat ebenfalls 17 vegane Nugget-Produkte eingekauft, die auf Basis von Tofu, Reisflocken oder von Soja-, Weizen-, Ackerbohnen- oder Erbseneiweiß hergestellt werden. Diese wurden analog zu der Fleischvariante ins Labor gegeben. Analysiert wurden die Nuggets auf Chlorat, Perchlorat, Fettschadstoffe, Pestizide, Mineralölbestandteile und Keimbelastungen, Produkte auf Basis von Soja auf gentechnisch veränderte Organismen.

    Zusätzlich wurden hier die Portionsangaben betrachtet. Das Verhältnis von Panade zu anderen Zutaten wurde hier nicht bewertet. Die Verpackungen der Fast-Food-Produkte ließ Öko-Test auf PVC/PDC/chlorierte Verbindungen untersuchen.

    Mehrheit der veganen Produkte mineralölbelastet

    Bei der veganen Alternative gab es für mehr als die Hälfte der Produkte Notenabzüge für die festgestellten Gehalte an Mineralölbestandteilen (MOSH/MOSH-Analoge). Unter anderem bei "Iglo Green Cuisine Vegane 'Chicken' Nuggets" waren die Werte "stark erhöht".
    Die gesundheitlichen Folgen der MOSH/MOSH-Analoge sind unklar. Bekannt ist, dass sie sich im menschlichen Körper anreichern und dort die größte Verunreinigung darstellen.
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    Aromen und Phosphate für Fleisch-Ähnlichkeit

    Die Grundstoffe der Produkte sind zwar pflanzlich, aber die veganen Nuggets sind laut Öko-Test industriell hergestellte Fertigprodukte, die zum Teil jede Menge Zusatzstoffe enthalten.
    Bei dem Versuch, dem Fleisch-Produkt möglichst nahezukommen, setzen die Anbieter nicht nur auf Gemüse oder Getreide, sondern auch auf Verdickungsmittel oder einzelne pflanzliche Fasern. Bis auf zwei Anbieter verwendeten alle Aroma oder "natürliches Aroma", kritisiert Öko-Test. Nach Ansicht der Tester werde dadurch die Qualität des Lebensmittels geschmälert.
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    In einigen Produkten des Test war Phosphat enthalten, zwei Produkte waren mit Eisen (Eisendiphosphat) angereichert. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät von Eisenzusätzen in Lebensmitteln ab.
    Bei den veganen Nuggets von McDonalds fand das Labor Perchlorat und beim Iglo-Produkt Chlorat, beides in Gehalten, die von Öko-Test als "stark erhöht" bewertet werden. Beide Stoffe können die Schilddrüse beeinträchtigen. Iglo teilte Öko-Test mit, dass man die Eintragsquelle identifiziert und den Lieferanten einer Zutat gewechselt habe.
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    Fettschadstoffe in veganen McDonalds-Nuggets

    Die veganen Nuggets von McDonalds fielen negativ mit Fettschadstoffen auf. Die ermittelten Gehalte von 3-MCPD-Fettsäureestern wurden als "erhöht" eingestuft. Wie bereits in der Hähnchenfleisch-Variante fand das Labor auch in dem veganen Iglo-Produkt einen "stark erhöhten" Gehalt von Glycidyl-Fettsäureestern.
    Obgleich die veganen Nuggets frei von Tierleid sind, so können die Tester sie dennoch nicht uneingeschränkt empfehlen. Gerade im Testergebnis für Inhaltsstoffe schneiden sie schlechter ab als die fleischhaltige Alternative. Ein Ersatz für gesundes Essen sind beide Varianten nicht, deshalb sollten sie in Maßen konsumiert werden.

    Die Hersteller der Produkte gaben an, dass in der Hühner-Mast Antibiotika eingesetzt werden. Zwei teilten Öko-Test mit, dass Reserveantibiotika zum Einsatz kommen. Die Experten von Öko-Test weisen darauf hin, dass hierdurch das Risiko für Resistenzen beträchtlich steigt. Das Robert-Koch-Institut zählt deshalb Antibiotika-Resistenzen zu den größten Bedrohungen der öffentlichen Gesundheit. Ausnahmen stellen die drei Bio-Produkthersteller sowie eine der Fastfood-Ketten dar, die gänzlich auf den Einsatz von Antibiotika verzichten.

    Die Beigabe von Antibiotika begünstigt die Entwicklung multiresistenter Keime, die nur schwer bis gar nicht mit Medikamenten behandelbar sind. Solche Keime wurden in einem Produkt gefunden. Das Labor wies sogenannte ESBL-bildende E.coli-Bakterien nach, die Penicillin und moderne Breitbandantibiotika zerstören können. Öko-Test verweist hier allerdings darauf, dass bei "guter Küchenhygiene und vollständigem Durcherhitzen der Nuggets für den Menschen keine akute Gesundheitsgefahr besteht".

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