Fußball-WM in Katar: Schwierige Reise mit vielen Unbekannten
Nancy Faeser und Bernd Neuendorf:Mit schwerem Gepäck nach Katar
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Drei Wochen vor der Fußball-WM ist das Spannungsfeld zwischen Gastgeber Katar und Teilnehmer Deutschland offen zu Tage getreten. Das führte nun zu diplomatischen Verwicklungen.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Innenministerin Nancy Faeser verschaffen sich ab Montag ein Bild von der Lage in Katar.
Quelle: Dpa
Einfacher ist die ohnehin schon komplizierte Reise von Bundesinnenministerin Nancy Faeserund DFB-Präsident BerndNeuendorf nach Katar nicht geworden. Nach den kritischen Äußerungen der SPD-Politikerin in Richtung des WM-Gastgeberlandes und dem folgenden Protest des Außenministeriums in Doha wird aber an der Planung der Treffen mit Premierminister Scheich Chalid bin Chalifa Al Thani und FIFA-Präsident Gianni Infantino am Dienstag festgehalten. Das bestätigte das Bundesinnenministerium am Wochenende.
Menschenrechte im Fokus der Gespräche
Für die deutsche Delegation bleibt es ein Spagat. Faeser und Neuendorf hatten sich bei der Ankündigung der Reise klar positioniert: Gesprochen werden soll über die Menschenrechte, die Lebensbedingungen ausländischer Arbeiter - jene Themen, die kurz vor dem Anpfiff der Fußball-WM (20. November bis 18. Dezember) in Deutschland bewegen.
Im Zuge der Energiekrise hat die Bundesregierung aber auch neue Verbindungen nach Doha geschaffen, vor Faeser waren Wirtschaftsminister Robert Habeck und Bundeskanzler Olaf Scholz im Emirat. Um Menschenrechte ging es dabei nur am Rande. Als "total schwierig" hatte die für den Sport zuständige Faeser in der ARD die Vergabe der WM nach Katar bezeichnet:
Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg (Grüne), will vor der WM nicht nach Katar reisen. Derzeit seien offene und ehrliche Gespräche nicht möglich.
Katar bestellt deutschen Botschafter ein
Sogleich wurde der deutsche Botschafter am Freitag - in Katar war da schon Wochenende - ins Außenministerium in Doha geladen, um eine Protestnote entgegenzunehmen.
In dieser habe der Golfstaat seine Enttäuschung über Faesers Worte zum Ausdruck gebracht, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur QNA. Katar verurteile ihre Äußerungen aufs Schärfste, die angesichts der ansonsten doch "ausgezeichneten Beziehungen" beider Länder gegen diplomatische Normen verstoßen hätten.
Katar reagiert gereizter auf Kritik
Kurz vor der WM reagieren die Gastgeber zunehmend dünnhäutiger - und offensiver. Staatsoberhaupt Tamim bin Hamad Al Thani sprach zuletzt gar von einer "beispiellosen Kampagne", die "noch kein Gastgeberland jemals erlebt" habe.
Der DFB hat sich in diesem Spannungsfeld klar aufgeteilt. Neuendorf wird auch während der WM als Delegationschef zu politischen Themen agieren, Bundestrainer Hansi Flick und dessen Nationalspieler konzentrieren sich auf den Sport.
Nico Schlotterbeck kritisiert WM-Vergabe
Unpolitisch sind die Profis aber längst nicht mehr. Abwehrspieler Nico Schlotterbeck sagt am Samstagabend im aktuelle sportstudio:
Weiter sagt er: "Als die WM nach Katar vergeben worden ist, da war ich sehr jung, da hatte ich keinen Einfluss auf irgendwas, natürlich ist es ein Dilemma."
Der WM-Gastgeber steht regelmäßig wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Dabei geht es vor allem um die Situation von Bauarbeitern, die größtenteils aus Südasien stammen.
Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg (Grüne), will vor der WM nicht nach Katar reisen. Derzeit seien offene und ehrliche Gespräche nicht möglich.