Vor dem WM-Viertelfinale gegen Rekordweltmeister Frankreich am Abend spricht alles für Les Bleus. Dennoch könnte sich für den deutschen Außenseiter eine Tür zum Halbfinale auftun.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft muss im Viertelfinale der WM gegen Titelfavorit und Rekord-Weltmeister Frankreich antreten - eine echte Mammutaufgabe für das DHB-Team.
Im Viertelfinale der Handball-WM gegen Olympiasieger Frankreich wartet am Abend Erfahrung und individuelle Klasse pur auf die DHB-Auswahl (20.30 Uhr, live im ZDF). Da ist, um nur ein Beispiel zu nennen, Dika Mem.
Titelsammler Dika Mem
Der athletische Linkshänder ist erst 25 Jahre alt - aber er hat schon fast alles gewonnen, was man als Handballer gewinnen kann: mit Frankreich olympisches Gold, die Weltmeisterschaft, mit dem FC Barcelona zweimal die Champions League und zahlreiche nationale Titel.
Auf jeden Fall ist Mem, der als verkappter Spielmacher das Gehirn der Offensive ist, gestählt in zahlreichen Schlachten auf höchstem Niveau.
Knorr führt Scorer-Wertung an
Da ist auf der anderen Seite Juri Knorr. Der Regisseur der deutschen Nationalmannschaft hat eine atemberaubende Entwicklung genommen.
Der 22-Jährige von den Rhein-Neckar Löwen führt bei der Weltmeisterschaft die Scorer-Wertung mit 74 Punkten (je 37 Toren und Assists) an und spielt so stark, dass ihn ZDF-Experte Markus Baur, Spielmacher der Weltmeister von 2007, bereits auf Weltklasseniveau sieht.
Knorrs erstes K.o.-Spiel für DHB-Team
Aber im Gegensatz zu Mem geht Knorr am Mittwochabend in Danzig gegen Frankreich in sein erstes K.o.-Spiel als Nationalspieler. Und diese Unerfahrenheit teilt er mit anderen Leistungsträgern wie Julian Köster (VfL Gummersbach) oder Lukas Mertens (SC Magdeburg).
Überhaupt ist es sieben Jahre her, dass eine DHB-Auswahl ein K.-o.-Spiel gewonnen hat (Olympia 2016 gegen Katar).
Deutschland - Norwegen, Hauptrunde, 3. Spieltag, Zusammenfassung
Ein Kampf wie David gegen Goliath
Insofern gehen die deutschen Handballer als krasser Außenseiter in dieses Duell gegen den Rekordweltmeister. Es ist ein Kampf David gegen Goliath.
Und dennoch gibt sich der erfahrenste deutsche Profi zuversichtlich. "Frankreich ist seit vielen Jahren Stammgast in den Halbfinals", sagt Rechtsaußen Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen).
Frankreichs erfahrene Recken
Wie klar die Rollen auf dem Papier verteilt sind, davon zeugen neben Mem auch die vielen anderen großen französischen Figuren des Welthandballs. Ludovic Fabregas (FC Barcelona) gilt als einer der besten Kreisläufer der Welt. Auch Spielmacher Kentin Mahé, der 2015 erstmals Weltmeister wurde, spielt seit vielen Jahren mit Veszprém in der Champions League.
Mahé, der in Dormagen aufwuchs, wies vor einer Woche daraufhin, dass dem deutschen Team womöglich noch die Ausgeglichenheit und Erfahrung fehle, um ganz vorn anzugreifen. "So ein Turnier muss man erst einmal psychisch bis zum Ende durchhalten."
ZDF-Handball-Experte Sven-Sören Christophersen hofft, dass die deutsche Mannschaft gegen Frankreich "über den Teamgedanken und die Breite" den Einzug ins Halbfinale schaffen kann.
Frankreichs Angriff verkörpert Weltklasse
Diese Erfahrung, auf die in der "Crunchtime" so viel ankommt, personifiziert Nikola Karabatic. Der Rückraum-Rechtshänder gewann als 19-Jähriger das erste Mal die Champions League - das war im Jahr 2003, da regierte noch Gerhard Schröder die Bundesrepublik.
Heute gilt Karabatic mit je drei Olympiasiegen und EM-Titeln und vier Weltmeistertiteln als bester Handballer aller Zeiten. Und er spielt, obwohl inzwischen 38 Jahre alt, immer noch eine wichtige Rolle im französischen Team.
-
-
Halblinks, eine Schwachstelle der Franzosen?
Dass Karabatic immer noch im halblinken Rückraum angreift, dokumentiert zugleich die Tatsache, dass das Team von Trainer Guillaume Gille auf dieser "Königsposition" nicht derartig sensationell besetzt ist wie auf der Linkshänder-Position im Rückraum.
Dort nämlich steht hinter Mem mit Nedim Remili ein ebenso torgefährlicher Schütze, der oft auch das Spiel von der Mitte aus steuert. Linkshänder Melvyn Richardson, der Sohn des legendären Jackson Richardson, verkörpert ebenfalls Weltklasse.
Franzosen mit Schwächen in der Defensive
Sollte es aber der deutschen Abwehr gelingen, diese Topschützen einigermaßen zu bremsen, dann könnte sich doch ein Tor zur Sensation auftun. Denn die Defensive der Franzosen agiert nicht ganz so ausgebufft wie die der Spanier.
Wenn zudem Torwart Vincent Gerard einen mäßigen Tag hat, dann stellt dieser Mannschaftsteil eine Achillesferse dar - so wie im letzten Vergleich gegen Deutschland am 9. Januar 2022 in Wetzlar, als Frankreich im Testspiel eine 34:35-Niederlage kassierte.
- Handball-WM 2023
Finden Sie hier ausgewählte Livestreams, den Spielplan und Highlights.