Dortmund krempelt um: Mit alten Bekannten zu neuer Stärke?

Wenn es stimmt, dass es starke Führungskräfte auszeichnet, sich starke Mitarbeiter an die Seite zu holen, dann erfüllt Edin Terzic dieses Kriterium für den Job als Cheftrainer von Borussia Dortmund voll. Mit den beiden Ex-BVB-Spielern Nuri Sahin und Sven Bender hat er kurzfristig zwei ausgeprägte Persönlichkeiten zu Co-Trainern gemacht. Das Ziel ist klar: Nach einer verpatzten Hinrunde mit Tabellenplatz fünf und fünfzehn Punkten Rückstand auf die Spitze muss die Saison noch irgendwie gerettet werden.

ZDF-Reporter Boris Büchler glaubt, dass der Plan aufgehen kann, "weil sechs Augen ganz einfach mehr sehen als zwei", wie er im aktuellen Bolzplatz sagt. "Sahin ist der Feingeist, der sich um die Offensive kümmert. Bender ist derjenige, der die Mentalität schärfen will." Diese Korrektur auf der Co-Trainerposition war nach Ansicht Büchlers längst überfällig.

Eine weitere Korrektur hat der BVB gleich zu Beginn der Winter-Transferperiode an seinem Kader vorgenommen - und dabei zweifach nach bewährtem Muster gehandelt.

Mit Jadon Sancho wurde für die schwächelnde Offensive ein Rückkehrer verpflichtet. In den vergangenen Jahren waren auch Mats Hummels, Shinji Kagawa, Mario Götze und schon einmal Sahin nach Dortmund zurückgekehrt.

Mit dem linken Schienenspieler Ian Maatsen wurde ein großes Talent verpflichtet, das in Dortmund den Durchbruch in die Spitzenklasse schaffen könnte - wie einst Sancho, Erling Haaland oder Jude Bellingham. "Der Weg mit Maatsen ist auf jeden Fall der Richtige, um irgendwann mal wieder einen Spieler zu haben, der internationale Spitzenklasse verkörpert", sagt Büchler. Aktuell ist Maatsen wie auch Sancho erst einmal ausgeliehen.

Der Fokus liegt auf der kurzfristigen Aufholjagd in der Bundesliga. Dass diese wie in der vergangenen Saison noch mal zur Fast-Meisterschaft führen kann, ist bei fünfzehn Punkten Rückstand auf die Spitze sehr unwahrscheinlich. Von den direkten Konkurrenten um die  Qualifikation zur Champions League, dem jährlichen Minimalziel, trennen den BVB nach den Niederlagen des VFB Stuttgart und des RB Leipzig am vergangenen Wochenende noch vier beziehungsweise drei Punkte.

"Ich finde, du musst höllisch aufpassen, dass du die Vormachtstellung, die du dir über viele Jahre erarbeitet hast, nicht im Eilflug wieder abgibst", sagt Daniel Schmidt vom Fan-Portal Die Pöhlerz. "Der BVB entwickelt sich da meiner Meinung nach nicht weiter, sondern stagniert eher oder ist rückschrittlich unterwegs."

Um den Trend umzukehren, muss die Troika Terzic, Sahin und Bender ihre Stärke optimal entfalten. Gelingt ihr das nicht, droht nach Ansicht von Bolzplatz-Moderator Manu Thiele zusätzlicher Zündstoff. "Sahin könnte der Schattentrainer sein", sagt Thiele. Sahin, der zwei Jahre beim türkischen Erstligisten Antalyaspor Cheftrainer war und gerade seine PRO-Lizenz erwirbt, hat es einst als seinen Traum bezeichnet, den BVB zu trainieren.

Terzic ist sich des Risikos seiner Personalauswahl sicher bewusst.  Als technischer Direktor und ehemals erfolgreicher Interimstrainer war er selbst eine Art "Schattentrainer" für Marco Rose, bevor er diesen nach der Vizemeisterschaft 2022 ablöste.

Allerdings gilt Terzic als Hoffnung von BVB-Boss Watzke, endlich einen neuen Jürgen Klopp auf dem Trainerstuhl zu finden, der wie dieser eine Ära prägen könnte. "Wir gehen in die nächsten Jahre mit Edin Terzic. Punkt. Aus.", sagte Watzke, der für 2025 seinen Rückzug aus der Geschäftsführung angekündigt hat, im August. "Auch jetzt in der Krise bleibt er bei diesem Standpunkt", sagt Manu Thiele. "Und mein Gefühl ist: So lange Watzke da ist, wird am Trainerstuhl auch nicht gerüttelt."