Fußball: Ein Feingeist für die Dortmunder Großbaustelle

    Borussia Dortmund:Ein Feingeist für die Großbaustelle

    von Patrick Brandenburg
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    Rückkehrer Jadon Sancho soll die Leichtigkeit bei Borussia Dortmund zurückbringen. Kann das funktionieren in einem Klub, bei dem es gerade an allen Ecken und Enden knirscht?

    Jadon Sancho bejubelt ein Tor gegen Arminia Bielefeld (2021)
    Jadon Sancho bei seinem ersten Gastspiel beim BVB im Jahr 2021.
    Quelle: dpa

    Eine wichtige Zufahrt zum früheren Westfalenstadion führt durch den Ardeytunnel. Dort hatten sich ein paar Kacheln gelöst. Eine Schönheitsreparatur, nichts Großes, dachte sich die Stadt Dortmund. Später stellte sich heraus, dass eine Grundsanierung nötig ist. Nun ist die Baustelle seit Monaten ein Nadelöhr und die Fahrt zum Fußball oft eine mittlere Katastrophe.

    Neue Co-Trainer, neue Spieler

    Exakte Schadenanalyse - damit hat nicht nur die Stadt Probleme, sondern wohl auch der Klub Borussia Dortmund. Der nutzt aktuell die Winterpause, um die offenkundigen Versäumnisse des Sommers aufzuarbeiten: Zwei neue Co-Trainer sind an Bord, auch um taktische Defizite zu fixen. Ein Linksverteidiger stärkt die schon länger ausgedünnten Seiten. Mit dem früheren Scorerkönig Jadon Sancho soll der spielerische Glanz zurückkehren.
    Offensive Hilfe der neuen Nummer zehn kann der BVB dringend gebrauchen. Dass der 23 Jahre alte Tempo-Dribbler potenziell die Klasse hat, Füllkrug und Co. mit Vorlagen zu füttern, steht außer Zweifel. Ob Feingeist Sancho aber sofort in der Lage ist, das Ruder beim BVB rumzureißen, ist die Frage. Bei Manchester United war der Dortmunder Publikumsliebling hart auf dem Abstellgleis gelandet. Seit vier Monaten fehlt ihm Spielpraxis, seine Leistungsstärke ist kaum einzuschätzen.

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    Trainingslager in Marbella verpasst

    Auch der Einstand lief schlecht. Weil sich der Transferpoker hinzog, verpasste der Engländer das komplette Wintertrainingslager in Marbella, das ohnehin nicht die Hoffnungen von Schwarz-Gelb erfüllte: Die Resultate der Testspiele ließen sich verschmerzen, aber spielerisch waren gegen AZ Alkmaar und Standard Lüttich kaum Fortschritte erkennbar gegenüber der Bundesliga-Hinrunde. Die hatte der Beinahe-Meister der Vorsaison nur auf einem enttäuschenden fünften Rang beendet.
    Aufbruchstimmung wie im vergangenen Jahr wollte wegen atmosphärischer Störungen nicht recht aufkommen. Unter anderem war Routinier Marco Reus damit abgelenkt, Putsch-Gerüchte gegen Trainer Edin Terzic zu entkräften. U17-Weltmeister Paris Brunner fiel mal wieder unangenehm auf. 

    Befreiungsschlag oder Entmachtung?

    Selbst beim spektakulären Comeback der BVB-Ikonen Nuri Sahin und Sven Bender als Offensiv- bzw. Defensivcoach schwankte die öffentliche Interpretation zwischen "Befreiungsschlag" und "Entmachtung von Cheftrainer Terzic". Wie sich darüber hinaus der angekündigte Rückzug von Klub-Chef Hans-Joachim Watzke auf die Statik des Klubs auswirken wird, ist noch völlig offen.
    Wie bei Sancho klappte auch der Transfer von Ian Maatsen erst kurz vor knapp. Der 21 Jahre alte Holländer kommt ohne Form und Rhythmus vom FC Chelsea. Ob er schon zum Liga-Auftakt bei Darmstadt 98 als Linksverteidiger aushelfen kann, ist fraglich. Dabei ist hier die Not am Größten, weil Julian Ryerson weiter verletzt fehlt und Ramy Bensebaini mit Algerien beim Afrika Cup spielt.

    Sancho und Maatsen nur ausgeliehen

    Dass es bei beiden Neuen nur zur Leihe reicht, für die der BVB insgesamt etwa sechs Mio. Euro berappt, unterstreicht den Reparatur-Charakter der Wechsel. Sancho und Maatsen sollen ganz kurzfristig und ohne echte Perspektive in Dortmund helfen, Saisonziel Nummer eins zu retten: die Teilnahme an der Champions League. Die wird durch ihre Reform ab Sommer noch lukrativer.
    Dabei sind sechs Punkte Rückstand auf Rang vier, der sicher für die Königsklasse reicht, nicht mal das größte Problem der Dortmunder: Spielsystem und Hierarchie sind noch kaum erkennbar, die Dominanz ist dahin, das Selbstvertrauen angeknackst. Die Spektakel-Borussia ist Geschichte.
    Eine Hauptzufahrt zum BVB-Stadion läuft über die B1. Dort, wo sie kurz unter der Märkischen Straße abtaucht, prangt Dortmunds Selbstverständnis von der Brücke. "Wir sind guter Fußball". Die Buchstaben haben ordentlich Patina angesetzt. Nur Kosmetik wird auch hier nicht reichen.

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