Tuchel verordnet Bayern gegen BVB neues Erfolgsrezept

    Weg vom riskanten Spielstil:Wie Tuchel den FC Bayern stabilisieren will

    von Maik Rosner
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    Thomas Tuchel will schon in seinen ersten Amtstagen als neuer Bayern-Trainer seinen Fußbabdruck hinterlassen. Gegen den BVB dürften Änderungen in der Spielweise sichtbar werden.

    Die Zeit ist knapp bemessen für Julian Nagelsmanns Nachfolger. Dennoch erhoffen sie sich beim FC Bayern von ihrem neuen Trainer Thomas Tuchel, dass sein Wirken schnell zu erkennen sein wird, wenn der Tabellenzweite der Bundesliga am Sonnabend den Ersten Borussia Dortmund zum Bundesliga-Gipfel empfängt.
    Als Ideal für Tuchels sofortigen Einfluss dient seine vorherige Trainerstation. Beim FC Chelsea schaffte er es, die Mannschaft in sehr kurzer Zeit zu stabilisieren und erfolgreich zu machen. Vier Monate nach seinem Dienstantritt Ende Januar 2021 feierten der FC Chelsea und Tuchel den Titel in der Champions League durch ein 1:0 gegen Manchester City und Pep Guardiola, Tuchels langjähriges Vorbild.

    Das Ziel des FC Bayern: An Dortmund vorbeiziehen

    Ein paar schlüssige Handgriffe erhoffen sich die Münchner von ihrem 49 Jahre alten Fußballlehrer nun auch vor und bei seinem Debüt gegen seinen früheren Arbeitgeber Dortmund, um an diesem in der Tabelle mit einem Sieg vorbeizuziehen.
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    Es sei nicht angesagt, große Wechsel in der Systematik und den Abläufen zu vollziehen, befand Tuchel zwar. Er sagte: "Ich glaube, weniger ist mehr." Aber Änderungen werde es geben, fügte er hinzu, "weil es gibt ja mit Sicherheit Gründe, weshalb die Ergebnisse und Leistungen in den letzten Wochen dazu geführt haben, dass die Entscheidung gefällt wurde." Also die Entscheidung, Nagelsmann von seinen Aufgaben zu entbinden.

    Tuchels Taktik: Kontrolle, Ballbesitz, Spielweise ökonomisieren

    Was von Tuchel taktisch zu erwarten ist und wo er ansetzen dürfte, das lässt sich auch anhand seiner Vorgehensweise auf seinen vorherigen Stationen zumindest erahnen. Die Rollen der einzelnen Spieler dürfte er klar definieren, darunter der Flügelspieler, die als solche wieder deutlich erkennbar sein sollen.
    Bei Nagelsmann zogen diese oft nach innen oder waren ohnehin auf den Halbpositionen in der Offensive postiert. Tuchel bevorzugt eine breitere Spielanlage, weil der Gegner dadurch auseinander gezogen wird und jeder Spieler Zeit gewinnt. Mit dem Ziel, einen kontrollierten Ballbesitzfußball zu etablieren und damit die Spielweise zu ökonomisieren.
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    Mit Tuchel mehr Ruhe und weniger Risiko

    Bei Nagelsmann ging es oft auf direktem Wege nach vorne, was mit dem Risiko verbunden war, Ballverluste zu erleiden. Nach diesen mussten sofort die nächsten Sprints folgen, um im Gegenpressing die Bälle zurückzuerobern. Misslang das, mussten die Bayern dem Konter hinterherrennen, was weitere Hektik in der dann unsortierten Defensive mit sich brachte.
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    Von Tuchel erhoffen sich die Münchner, wieder mehr Ruhe und weniger Risiko ins Spiel zu bringen und damit mehr Dominanz. Einen solch kontrollierten Kombinationsstil hatte er auch seinen spielstarken Belegschaften in Dortmund und Paris Saint-Germain vermittelt.

    Werden die Bayern eine Mischung aus BVB, PSG und Chelsea?

    Bei Chelsea war die Kaderstruktur eine andere, dort legte Tuchel den Schwerpunkt auf eine stabile Defensive. Beim FC Bayern wünschen sie sich bestenfalls eine Mischung aus Tuchels drei vorherigen Stationen: einen Offensivstil mit einer möglichst konstanten Spielkontrolle und weniger Gegentoren.
    Tuchel gilt als detailverliebt. Er kann seine Spieler damit nerven, immer wieder Pässe in der exakten Schärfe und im perfekten Winkel einzufordern, damit es der Adressat bei der Spielfortsetzung möglichst einfach hat und der Fluss des gesamten Gefüges optimiert wird.

    Tuchels Auftrag: "Das erste Ausrufezeichen setzen"

    Doch so richtig tief in diese Feinarbeit dürfte er erst nach und nach einsteigen. Zunächst geht es bei seinen Handgriffen um eine übergeordnete, klare Linie.
    Er wolle "niemanden überfrachten", sagte Tuchel bei seiner Präsentation. Schon dabei formulierte er seinen Auftrag fürs Topspiel. Er sagte: "Es gilt, am Samstag den ersten Schritt zu gehen, das erste Ausrufezeichen zu setzen."

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