Entscheidung im Titelkampf: Köln als Zünglein an der Schale

    Entscheidung im Titelrennen:Köln als Zünglein an der Meisterschale

    von Andreas Morbach
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    Patzt Dortmund gegen Mainz, können die Bayern in Köln doch wieder Meister werden. Der FC will aktiv dagegen halten, in Sachen FIFA-Transfersperre muss sich der Klub dafür gedulden.

    Die Kölner Spieler jubeln nach dem Sieg vor den Fans.
    Die Kölner empfangen im letzten Spiel der Saison den FC Bayern.
    Quelle: dpa

    Die Begeisterungsfähigkeit der Kölner Fans ist Marvin Schwäbe seit seinem Wechsel vom dänischen Erstligisten Bröndby in die Domstadt vor zwei Jahren bestens bekannt. Am Mittwoch, beim letzten öffentlichen Training vor dem Liga-Finale gegen den FC Bayern, war der 28-jährige Keeper aber doch überdurchschnittlich perplex.

    Abschied von zwei Klub-Ikonen

    "Das ist schon extrem, und auch für uns nicht normal. Das euphorisiert komplett", staunte Schwäbe beim Anblick der gut 500 Fans, die sich am Geißbockheim hinter den Werbebanden tummelten, um von dort aus die Klub-Ikonen Jonas Hector (32) und Timo Horn (30) noch einmal angemessen zu feiern.

    In der Bundesliga trafen der 1. FC Köln und Bayern München bislang 97 Mal aufeinander. 23 Siegen der Domstädter stehen dabei 50 Erfolge der Bayern gegenüber, 24 Partien endeten remis. Das Torverhältnis aus Sicht der Kölner steht bei 123:199.

    Die letzten acht Heimspiele der Rheinländer gegen München gingen allesamt verloren. Bei seinen Auftritten beim FC Bayern tat sich der FC dagegen oft leichter: Zwischen 2003 und 2010 zum Beispiel blieb Köln dort bei fünf Vergleichen ungeschlagen (ein Sieg, vier Remis).

    Die guten Erinnerungen an ihre Bayern-Gastspiele ließen die Kölner in dieser Saison wieder aufleben: Im Hinspiel am 24. Januar gelang dem Team von Steffen Baumgart ein 1:1, der Ausgleich für den damals souveränen Spitzenreiter aus München durch Joshua Kimmich fiel erst in der 90. Minute.

    Schwäbe jagte Horn, seit 21 Jahren im Verein, im Januar 2022 den Stammplatz im Tor ab - so dass sich der gebürtige Kölner nun nach einem anderen Arbeitgeber umsieht. Kapitän Hector dagegen wird seine Karriere nach dem Duell mit den Münchnern am Samstag beenden. Nach 13 Jahren beim FC, mit dem er als Nationalspieler 2018 sogar den Gang in die zweite Liga antrat.

    Hochemotionales letztes Derby für Hector

    Das Abstiegsgespenst haben die Domstädter diesmal schon vor drei Wochen mit dem 2:1 beim Lokalrivalen Leverkusen verscheucht. Eine hochemotionale Angelegenheit - gerade für Hector, der sich nach seinem letzten Derby gegen den Werksklub vor dem Kölner Fanblock die Erleichterung von der Seele brüllte.
    Erfolgsdruck lastet beim Saisonabschluss der Kölner nun allein auf dem Gegner. Vor allem, wenn Dortmund den zum Meistertitel notwendigen finalen Sieg gegen Mainz verpassen sollte und die Bayern mit einem eigenen Erfolg auf den letzten Drücker doch wieder am BVB vorbeiziehen könnten.

    Aktive Grundhaltung - dank Trainer Baumgart

    "Es gibt schlimmere Dinge, als das Zünglein an der Waage zu sein", kommentiert Hector diese reizvolle Konstellation entspannt. Und der 43-malige Nationalspieler macht klar:

    Wir wollen uns mit einem Sieg bei den Fans verabschieden, das ist unsere Herangehensweise.

    Jonas Hector

    Nach dieser aktiven Grundhaltung, die Cheftrainer Steffen Baumgart seinen Spielern in den letzten zwei Jahren mit viel Nachdruck vermittelt hat, sehnen sich die FC-Chefs momentan. Doch wegen der von der FIFA Ende März verhängten Transfersperre sind ihnen bei der Spielersuche aktuell die Hände gebunden.
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    Transfersperre wirbelt Planungen durcheinander

    Das durch den Transfer des slowenischen Nachwuchsspielers Jaka Cuber Potocnik (17) ausgelöste Urteil wird noch immer vom Internationalen Sportgerichtshof (CAS) geprüft. "Dieser Fall hat die Planungen für die kommende Saison derart durcheinandergewirbelt, dass wir jetzt keine Entscheidungen mehr treffen können", erklärt Christian Keller.
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    Und der Sport-Geschäftsführer des Geißbockklubs, dessen Vorstand sich schon vor der Abstimmung am Mittwoch in Frankfurt gegen die Investorenpläne der DFL positioniert hatte, fügt hinzu: "Wir warten relativ sehnsüchtig auf eine Entscheidung."
    Eine zeitliche Prognose, wann diese getroffen wird, lässt der CAS offen. Übungsleiter Baumgart geht die Angelegenheit entsprechend pragmatisch an. "Ich beschäftige mich mit dem, was ist. Und laut Ist-Zustand dürfen wir keine Transfers tätigen", sagt der 51-Jährige.

    Auch Ellyes Skhiri verlässt den FC

    Einfluss auf seine Vertragsverlängerung bis Juni 2025, getätigt vor zwei Wochen, hatte die unklare Lage nicht. "Ich freu’ mich, hier zu sein", versicherte Baumgart munter.

    Mit Transfersperre oder ohne - wir werden im nächsten Jahr gute Jungs auf dem Platz haben.

    Steffen Baumgart, Trainer 1. FC Köln

    Nicht mehr mit dabei ist neben Jonas Hector und Timo Horn dann allerdings auch Ellyes Skhiri. Mit dem tunesischen Nationalspieler verlässt ein absoluter Leistungsträger den finanziell nicht eben auf Rosen gebetteten Verein - mit noch ungewissem Ziel und ablösefrei.

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