Bankdrücker beim FC Bayern: Müllers ungewohnte Nebenrolle

    Letzte Saison in München?:Müller nur noch Bankdrücker beim FC Bayern

    von Maik Rosner
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    Für Thomas Müller wird seine unbefriedigende Nebenrolle immer mehr zur Belastung. Befindet sich der 34-Jährige bereits in seiner letzten Saison beim FC Bayern München?

    Thomas Müller
    Ungewohnt und unbefriedigend: Thomas Müller auf der Bank.
    Quelle: Reuters

    Am Mittwochabend werden wohl wieder viele Menschen die Aufstellung des FC Bayern nach dem Namen Thomas Müller durchforsten. Verbunden sein wird damit eine Frage, in der zunehmend Mitleid mitschwingt, was Müller nicht gefallen kann.
    Sie lautet: Spielt er wenigstens diesmal oder sitzt er trotz Jamal Musialas Ausfall erneut nur auf der Bank, obwohl es für die Münchner in der Champions League gegen den FC Kopenhagen sportlich um eigentlich nichts mehr geht, weil sie bereits als Achtelfinalist und Gruppensieger feststehen?
    Münchens Harry Kane (l) und Galatasarays Lucas Torreira kämpfen um den Ball.
    Dank eines Doppelpacks von Harry Kane steht der FC Bayern im Achtelfinale der Champions League. Dabei fielen die Tore beim 2:1 gegen Galatasaray erst auf den letzten Drücker.08.11.2023 | 2:59 min

    Tuchel versteht die Aufregung

    Die Frage, ob Müller gegen Kopenhagen spielt, hat Thomas Tuchel am Dienstag mit "normalerweise" beantwortet. Etwas genervt wirkte der Trainer dabei.

    Thomas ist eine spielende Legende für Bayern.

    Thomas Tuchel

    "Ich verstehe die Aufregung natürlich und wir bekommen die mit, wenn Thomas nicht regelmäßig spielt", sagte Tuchel. Es sei aber so, "dass die, die mehr spielen, sehr, sehr gut spielen". Und es treffe nicht immer den Kern, "wenn man einzig und allein Thomas’ Minuten unters Brennglas legt. Das hilft weder Thomas noch uns."

    "Ikone" auf der Bank

    Ob Müller noch Stammspieler werden könne? "Das weiß er, dass er die Chance hat, und er weiß, wie sehr ich ihn wertschätze. Er kennt meinen Respekt", antwortete Tuchel.
    Harry Kane und Julian Chabot im Zweikampf am 24.11.23.
    Der FC Bayern hat beim 1. FC Köln ein überlegenes Spiel geführt, allein an der Torausbeute haperte es. Immerhin war auf Harry Kane Verlass beim 1:0-Sieg der Münchner.27.11.2023 | 9:14 min
    Immer häufiger besteht zwischen seinen Worten und Taten aber zumindest eine gefühlte Diskrepanz. Wie vergangene Woche, als Tuchel Müller als "Ikone" lobhudelte, um diese tags darauf beim 1. FC Köln 90 Minuten auf der Bank zu belassen.

    Müllers enttäuschende Bilanz

    Schaut man auf Müllers Gesamtbilanz nach 19 Saisonspielen, kommt er in allen Vereinswettbewerben auf insgesamt gerade einmal 485 Einsatzminuten. Nur fünf Mal stand Müller in der Startelf, aber kein einziges Mal in der Champions League, in der er insgesamt nur 66 Minuten mitwirken durfte.
    "Thomas spielt bei uns eine große Rolle, auch wenn man es gerade nicht an den Minuten ablesen kann", versichert Tuchel. Der 50-Jährige sagt sogar, er wünsche sich Müllers Verbleib über dessen Vertragsende im Juni.



    Vielsagender Vergleich mit Laimer

    Man kann das als geflunkerte Schmeichelei empfinden, vor allem dann, wenn man Thomas Müller heißt und sich zumindest in Altersteilzeit regelmäßig einbringen möchte. Und auch deshalb, weil Tuchel zugleich über den deutlich mehr eingesetzten Konrad Laimer sagt: "Das sieht man ja an den Spielminuten, wie wichtig er für uns ist."
    Sportdirektor Christoph Freund verhält sich eher defensiv, wenn es um eine Vertragsverlängerung mit Müller geht. "Als Spieler ist er eine Legende, er gehört zum FC Bayern München. Aber es muss für alle Seiten passen", so Freund.

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    Müllers unorthodoxe Spielweise

    Legende klingt nach Vergangenheit, und nicht nur, weil diese Bezeichnung zunehmend fällt, scheint es immer mehr, als erlebe das Publikum die Müller-Dämmerung beim FC Bayern. Ein Sonderfall im Profibetrieb war Müller mit seiner unorthodoxen, aber intelligenten Spielweise immer. Mittlerweile allerdings wirkt sein Stil zwischen all den filigranen Flitzern fast wie aus einer anderen Zeit.
    Tatsächlich zählt der Weltmeister von 2014 zu einer anderen Generation. Im September wird der nach Titeln erfolgreichste deutsche Fußballer 35 Jahre alt.

    Müller will Karriere bis 2025 fortsetzen

    Doch Müller hat schon angekündigt: "Ich will auf jeden Fall über 2024 hinaus ein Jahr weiterspielen." Am liebsten beim FC Bayern, bei dem er seine gesamte Karriere verbracht hat und für den er als Sympathieträger steht wie kein anderer.
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    Zugleich wird seine Nebenrolle für ihn zunehmend zur Belastung und vielleicht auch für den FC Bayern. Das könnte vor allem dann so kommen, wenn Müllers Ehrenrunde so unbefriedigend weitergehen sollte bis Mitte 2025. Aber vielleicht endet sie beim FC Bayern ja schon im EM-Sommer 2024. So oder so: Viele Fragen zu Müller sind weiterhin garantiert.
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