Halbfinale der Europa League: Bayer rettet Bundesliga-Ehre

    Im Halbfinale der Europa League:Bayers Abenteurer retten die Bundesliga-Ehre

    von Andreas Morbach
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    Mit dem 4:1 bei Saint-Gilloise erreicht Leverkusen zum ersten Mal seit 21 Jahren wieder ein europäisches Halbfinale. Dort trifft der letzte deutsche Vertreter nun auf die AS Rom.

    Die Leverkusen-Spieler Adam Hlozek (2. v.r.) Mitchel Bakker (l) und Moussa Diaby feiern den Sieg gegen Union Saint-Gilloise.
    Die Leverkusen-Spieler Hlozek (2. v.r.) Bakker (l) und Diaby feiern den Sieg gegen Union Saint-Gilloise.
    Quelle: EPA

    Bei seiner Wunschvorstellung für das Halbfinale geriet Robert Andrich kurz ins Wanken. Die Runde der letzten vier in der Europa League hatte der kantige Mittelfeldakteur durch das 4:1 bei Union Saint-Gilloise mit Leverkusen gerade erreicht - und nun stellte sich die Frage nach dem Gegner.

    Leverkusener Reisewunsch wird erfüllt

    Die möglichen Widersacher, die AS Rom oder Feyenoord Rotterdam, waren in der italienischen Metropole gerade in die Verlängerung eingebogen - und Andrich überlegte. "Angenehm", meinte der 28-Jährige zunächst, "werden beide nicht, und beides sind Traditionsklubs. Aber meine Jungs haben gesagt, sie würden gerne mal nach Rom."
    Die Duellanten in der Ewigen Stadt hielten sich dann prompt an Bayers Präferenzen: Im Halbfinal-Hinspiel am 11. Mai tritt Leverkusen bei den Römern, in der Extrazeit 4:1-Bezwinger von Feyenoord, an. Eine Woche später entscheidet sich in der BayArena dann, ob die Rheinländer es erstmals seit 21 Jahren nicht nur ins Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs schaffen. Sondern auch ins Endspiel.

    Doppelte Chance auf die Königsklasse

    Im Mai 2002, als der Werksklub binnen elf Tagen nacheinander mögliche Triumphe in der Meisterschaft, im DFB-Pokal und in der Champions League vergab, wurde der wenig schmeichelhafte Titel Vizekusen geboren. Nun hingegen könnte Bayer eine Saison krönen, in der an der Dhünn im Herbst noch die Abstiegsangst umging.
    Der zwischenzeitliche Absturz des Vorjahresdritten trug Xabi Alonso Anfang Oktober seinen ersten Job als Cheftrainer eines Profiteams ein. Als Nachfolger des Schweizers Gerardo Seoane übernahm er die Mannschaft auf Rang 17. Jetzt steht Leverkusen auf Platz sechs und hat über die Liga oder durch den Gewinn der Europa League noch eine doppelte Chance auf den erneuten Sprung in die Königsklasse.
    Das Logo von Bayer 04 Leverkusen auf Stoff.
    Bayer Leverkusen ist ein Verein mit Geschichte und Geschichten. Auf "Vizekusen" hat man keine Lust mehr im Verein, die Ambitionen sind größere.06.03.2022 | 7:58 min

    Rückenwind für die Aufholjagd

    Am Sonntag gegen Leipzig und sechs Tage später bei Union Berlin kann Alonsos formstarkes Ensemble zwei direkten Konkurrenten um die Champions-League-Tickets weiter auf die Pelle rücken. Zusätzlicher Rückenwind ist durch den souveränen internationalen Erfolg bei Saint-Gilloise dabei garantiert.
    Im Lotto Park, dem Stadion des RSC Anderlecht, erleichterte die frühe Führung durch Angreifer Moussa Diaby nach 67 Sekunden dem Bundesligisten die Arbeit spürbar. Allein nach dem 1:3-Anschlusstreffer der Belgier nach gut einer Stunde geriet der Sieg kurzzeitig ins Wanken.

    Erfolgssicherheit und Kontrolle

    "Wir bauen an einer guten Mentalität für unsere Spiele in Europa", stellte Bank-Chef Alonso am Ende zufrieden fest. Der spanische Weltmeister von 2010 hat dem im Herbst extrem aus der Bahn geratenen Team nach und nach Struktur verliehen, ihm Selbstbewusstsein eingeflößt.
    "Der Trainer strahlt eine Erfolgssicherheit aus", sagt Mittelfeldmotor Andrich über Alonso. Und Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes benennt den Kern des sportlichen Aufschwungs: "Bei allem Offensivgeist, den wir haben, spielen wir immer mit Kontrolle."
    Jubel Sardar Azmoun (Bayer Leverkusen), Timothy Fosu-Mensah (Bayer 04 Leverkusen).
    Bayer Leverkusen baut seine Erfolgsserie weiter aus. Gegen Eintracht Frankfurt gewinnt die Werkself mit 3:1 und zieht an der SGE in der Tabelle vorbei.10.04.2023 | 9:39 min

    Zehn Torschüsse, vier Treffer

    Ganz kontrolliert betonte Señor Alonso nach dem gelungenen Abend in Belgien dann auch, er spreche nur über das Halbfinale - und kein Wort über das Endspiel.
    Um einiges euphorischer gab sich Torhüter Lukas Hradecky. "Im Spiel nach vorne waren wir sehr effektiv", lobte Bayers Kapitän die ansehnliche Quote von vier Treffern bei zehn Torschüssen. Zudem regte Hradecky bei der Gelegenheit an, die Zeit "mal um sechs Monate zurückzuspulen".

    Bayers rasante Entwicklung

    Da werde deutlich, welch rasante Entwicklung die Mannschaft hingelegt habe, schwärmte der Keeper - und rekapitulierte die noch unvollendete Reise durch Europa: "Bis jetzt war das ein geiles Abenteuer." Das mit den beiden Duellen gegen die AS Rom Mitte Mai fortgesetzt wird.
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