DFB-Frauen im WM-Quartier: Erstes Training zur Auflockerung

    Nach Ankunft in WM-Quartier:DFB-Frauen: Erstes Training zur Auflockerung

    von Frank Hellmann
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    Mit der Ankunft in Australien hat für die deutschen Fußballerinnen der Kampf gegen den Jetlag und für die WM-Form begonnen. Ein Fitnessexperte der DFB-Männer hilft.

    Trainingseinheit der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft am 13.07.2023 in Wyong (Australien)
    Erstes Training der DFB-Frauen in ihrem WM-Quartier nördlich von Sydney.
    Quelle: dpa

    Lina Magull stützte sich auf beiden Seiten an den Handgriffen ab, als sie aus dem bunt lackierten Bus kletterte. Dann torkelte die Nationalspielerin angedeutet schlaftrunken aus der Tür, ehe sie ein kurzes "Hallo" für die bereits fröhlich mit Deutschland-Fahnen wedelnde Vorhut rief.
    Kapitänin Alexandra Popp entfuhr ein "Ahoi" für den kleinen Teil der 70-köpfigen Delegation, der bereits das Resort Mercure Kooindah Waters im kleinen Örtchen Wyong 90 Kilometer nördlich von Sydney bezogen hatte.

    Jetlag sitzt Spielerinnen in den Knochen

    Nach einer rund 27-stündigen Reise sind die deutschen Fußballerinnen für die WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) in ihrem Teamquartier angekommen. Dienstagabend vom Frankfurter Flughafen abgehoben und Donnerstagmorgen Ortszeit auf dem Kingsford Smith Airport in Sydney gelandet: Bei solch einem langen Trip vergeht die Zeit nicht wie im Fluge.

    Man ist ein bisschen träge und müde, aber das wird die nächsten Tage auch weggehen.

    Lena Oberdorf

    "Wir sind froh, dass wir jetzt endlich starten können", sagte Abwehrspielerin Marina Hegering. Für sie und Lena Oberdorf vom VfL Wolfsburg steht ein Wettlauf gegen die Zeit an. Die am Oberschenkel verletzte Oberdorf setzte sich am Nachmittag bei einer lockeren Aktivierungseinheit bei strahlendem Sonnenschein auf dem Central Coast Regional Sporting & Recreation Complex abseits auf ein Rad, Hegering fehlte wegen ihrer Fersenprellung ganz.

    Turnierform kommt nicht auf Knopfdruck

    Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg wollte bereits vor der Abreise keine Prognosen über Heilungsverläufe abgeben. "Die ersten drei Tage muss man ein Stück weit vorsichtig sein, damit aufgrund des langen Fluges nichts passiert", erklärte die 55-Jährige, die am Anfang die australische Community einbinden möchte, um für Abwechslung zu sorgen.
    "Es gibt viele Möglichkeiten außerhalb des Platzes, vor allem in den ersten Tagen, wenn es darum geht, uns wachzuhalten: Das geht von Kängurus besuchen bis vielleicht Spinnen jagen. Lassen wir uns mal überraschen, ob eine mit Pfeil und Bogen rumläuft."

    WM-Turnier ist kein Selbstläufer

    Danach gehe es "voll ins Training, dann werden wir uns an den ersten Gegner heranarbeiten." Der heißt Marokko (24. Juli/ 10.30 Uhr MESZ/ZDF), wobei in Melbourne ein klarer Sieg gegen den WM-Neuling aus Nordafrika fast schon Pflicht ist, weil die Gruppengegner Kolumbien (30. Juli) und Südkorea (3. August) deutlich stärker eingeschätzt werden.

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    Fitnesstrainer Nicklas Dietrich vereint viele Bereiche

    Das WM-Feeling werde spätestens kommen, wenn das Eröffnungsspiel geschaut wird, verriet Voss-Tecklenburg. "Unsere Ziele haben sich nicht verändert. Wir wollen um den Titel spielen. Dass wir Fehler minimieren wollen, steht außer Frage." Und weiter:

    Wir streben in erster Linie mal den Gruppensieg an. Gut ins Turnier zu kommen, hilft immer.

    Martina Voss-Tecklenburg

    Schnell den Jetlag aus den Beinen zu schütteln, wird Grundvoraussetzung. Um die Belastung in einer anderen Zeit- und Klimazone optimal zu steuern, gehört erstmals der sonst bei den Männern arbeitende Fitnesstrainer Nicklas Dietrich zum Team: Der 40-Jährige ist Experte auf dem Gebiet Regeneration, Schlaf und Ernährung und hat sogar eine Trainerausbildung im Gewichtheben vorzuweisen.

    Laktat- und Kreatinin-Werte sind nicht alles

    Über seinen interdisziplinären Input war Voss-Tecklenburg bereits in Herzogenaurach dankbar. Doch die erfahrene Chefin weiß auch, dass Laktat- und Kreatinin-Werte nicht alles sind, sondern gerade bei einem langen Aufenthalt - möglichst bis zum Finale am 20. Juli im Australia-Stadion von Sydney - zählen auch weiche Faktoren.
    Lagerkoller darf nicht aufkommen. Aber auch da ist die Trainerin entspannt: "Ich denke, wir haben ein Quartier mit vielen Vorteilen, aber auch einigen Nachteilen. Dieses Team hat doch genau die Stärke, keinen Lagerkoller zu empfinden."
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