Cafeteras brennen auf Spiel gegen DFB-Frauen

    Deutschland gegen Kolumbien:Cafeteras brennen auf Spiel gegen DFB-Frauen

    von Frank Hellmann
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    Kolumbien brennt bei der WM darauf, gegen Deutschland seinen Fortschritt im Frauenfußball vorzuführen. Wunderkind Linda Caicedo ist die Symbolfigur für den Aufwärtstrend.

    Linda Caicedo (Kolumbien).
    Linda Caicedo steht symbolisch für den Aufschwung im kolumbianischen Frauenfußball.
    Quelle: imago

    Natürlich hat der allmächtige Weltverband FIFA auch dieses Stadion umgetauft. Eigentlich ist die multifunktionale Arena im Moore Park unweit des Stadtzentrums vom Sydney nach einem deutschen Versicherungskonzern benannt. Nun haben sie für die Frauen-WM 2023 daraus das "Sydney Football Stadium" gemacht, was nicht ganz stimmt, weil hier das Headquarter der National Rugby League Australiens beherbergt ist.
    Vielleicht ja ein Sinnbild dafür, was auf dem Rasen passiert, wenn sich Deutschland und Kolumbien zum zweiten WM-Gruppenspiel begegnen (Sonntag 11.30 Uhr MESZ). Allenthalben wird erwartet, dass es im Kräftemessen zwischen dem Vize-Europameister und dem Vize-Südamerikameister körperlich an die Grenzen geht; dass die Gangart auf dem Rasen rauer wird. Ein ganz bisschen wie beim Rugby vielleicht.

    Die Härte ist bei Kolumbien nur ein Trumpf

    Eine gewisse Härte ist offenbar Teil des kolumbianischen Spiels, sonst wäre nicht eine Testpartie Kolumbiens gegen Irland auf australischem Boden abgebrochen worden. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg erwartet wie ihre Spielerinnen einen robusten Widersacher:

    Sie haben sehr widerstandsfähige Spielerinnen.

    Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg über Gruppengegner Kolumbien

    "Las Cafeteras", die Kaffeekannen, werden sie zuhause genannt, was unweigerlich Erinnerungen ans berühmte Kaffeeservice weckt, dass die Bundestrainerin als DFB-Dankeschön für den EM-Titel 1989 noch im Schrank stehen hat. So stiefmütterlich wie damals der deutsche Verband hat Kolumbien bis vor einem Jahrzehnt auch den Frauenfußball behandelt.

    Nationaltrainer Nelson Abadia sitzt nicht auf der Bank

    Der Einzug ins Achtelfinale bei der WM 2015 hat ein Umdenken angeregt, dann kam die (erfolglose) Bewerbung um die WM 2023 dazu. Die Nachwuchsteams mischen regelmäßig in der Weltspitze mit. Staatspräsident Gustavo Pedro hat bereits Wunderkind Linda Caicedo im Regierungspalast die Hand geschüttelt - sie ist die Symbolfigur des Aufschwungs.
    Ungefährdeter Erfolg zum Start gegen Südkorea:
    Dass um die wieselflinke Ausnahmetechnikerin gerade so ein Rummel veranstaltet wird, hat damit zu tun, dass die 18-Jährige bereits bei der U17-WM und der U20-WM glänzte. Und auch der Copa America – Kolumbien verlor beim Heimturnier erst das Finale gegen Brasilien (0:1) – drückte die bei Real Madrid bis 2027 gebundene Instinktfußballerin ihren Stempel auf.
    "La Neymar" wird sie von kolumbianischen Medien gerne genannt. Im Training erlitt der Youngster zuletzt einen Schwächeanfall, Caicedo sackte auf den Rasen. "Linda geht’s gut", erklärte der wegen seiner Roten Karte aus der Südamerika-Meisterschaft noch gesperrte Nationaltrainer Nelson Abadia am Samstag. "Das war nur ein Vorfall, er ist total überwunden. Linda ist sehr wichtig für unser Spiel."

    Linda Caicedo erkrankte mit 15 an Krebs

    Dabei schien ihre Karriere vorbei, ehe sie richtig begonnen hatte. Mit 14 gab sie ihr Erstligadebüt, doch mit 15 litt sie ständig unter Bauchschmerzen, ehe die Ärzte herausfanden, dass sie an Eierstockkrebs litt. "Damals dachte ich, ich würde nie wieder professionell Fußball spielen können", sagte sie einmal.
    Dieses Team nur auf einen Star zu reduzieren, wäre allerdings töricht. Auch wenn die kolumbianische Frauen-Liga nur vier Monate im Jahr spielt, immer noch Sponsoren fehlen und die Gehälter lächerlich klingen, hat sich insgesamt viel getan. Der Frauen- und Mädchenfußball wird seit geraumer Zeit von den meisten (männlichen) Funktionären aus Überzeugung gefördert.

    Herzblut, Leidenschaft und Stolz spielen bei Kolumbianerinnen mit

    Und auch kein unwichtiger Faktor: Herzblut, Leidenschaft und Stolz spielen beim Fußball in Südamerika traditionell eine große Rolle, wie auch die Mannen von Hansi Flick bei ihrem ernüchternden Freundschaftsspiel gegen Kolumbien (0:2) zuletzt erfuhren. "Wir wollen eine Überraschung sein. Wir wollen unsere Nation im besten Licht präsentieren", sagt Torhüterin Catalina Pérez. Die ganze Mannschaft würde nun gegen den zweifachen Weltmeister brennen.
    Die 28-Jährige erinnert sich gut, wie sie bei der U20-WM in Deutschland auf der Bank saß, als die junge Alexandra Popp im Vorlauf zur Heim-WM 2011 brillierte. 3:1 gewann der DFB-Nachwuchs damals gegen die Kolumbianerinnen, aber bei der letzten U20-WM in Costa Rica siegten die Südamerikanerinnen mit 1:0 gegen die deutschen Talente, die nach der Gruppenphase wieder heimflogen. Einen solchen Coup hat nun auch Kolumbiens A-Team gegen Deutschland im Kopf.

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