St. Pauli gegen HSV:Was dieses Hamburger Derby besonders macht
von Ralf Lorenzen
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Im Stadtduell zwischen St. Pauli und dem HSV treffen die beiden Topteams der 2. Liga aufeinander. Die Favoritenrolle hat dieses Mal der Tabellenführer vom Millerntor inne.
Kampf um die Nummer eins in Hamburg und in der kompletten 2. Liga: Am Freitagabend empfängt der FC St. Pauli den Hamburger SV zum Topspiel-Derby.
Quelle: imago
Brisanz steckt ohnehin immer im Hamburger Stadtduell zwischen dem FC St. Pauli und dem Hamburger SV. An diesem Freitag (18:30 Uhr) ist das Kräftemessen der beiden Klubs auch rein sportlich ein ganz besonderes: Tabellenführer St. Pauli empfängt den ersten Verfolger HSV im heimischen Millerntor-Stadion zum absoluten Spitzenspiel der 2. Fußball-Bundesliga.
St. Pauli seit 19 Spielen ungeschlagen
Trotz der Ränge eins und zwei in der Tabelle ist die Stimmungslage am Millerntor und im Volkspark aber völlig unterschiedlich. Bei den seit 19 Spielen ungeschlagenen Kiezkickern ist die Euphorie groß, weil die Mannschaft von Trainer Fabian Hürzeler in dieser Saison spielerisch gereift ist und sehr konstant auftritt.
Der Hamburger SV hat den Angriff des aufmüpfigen Stadtrivalen FC St. Pauli in einem wilden Derby mit viel Mühe abgewehrt. Der HSV gewann 4:3 und bleibt auf Aufstiegskurs.24.04.2023 | 9:45 min
"Ich glaube, dass uns der Sieg in Rostock noch ein Stück mehr Selbstbewusstsein gibt", sagte Abwehrchef Hauke Wahl. "Gerade in dem Hexenkessel, du liegst 0:1 hinten, alles läuft gegen dich. Wir sind aber ruhig geblieben. Daraus können wir extrem viel Kraft ziehen."
Kritik am Walter-Ball beim HSV
Der HSV dagegen scheint spielerisch zu stagnieren und zeigt trotz Tabellenplatz zwei immer noch schwankende Leistungen. Nach dem jüngsten Zitter-Sieg in Braunschweig reagierte Trainer Tim Walter dünnhäutig auf Kritik: "Wir müssen uns für nichts entschuldigen. Wir haben uns die ganzen Jahre davor für Dinge entschuldigt. Wir haben gar keinen Grund dazu."
Die Kritiker werfen dem Trainer vor allem vor, nur eine einzige Taktik spielen zu lassen. Für die hat sich der Begriff "Walter-Ball" durchgesetzt. Das bedeutet: viel Ballbesitz, kurze Pässe, ein sehr offensives Torwartspiel, hohes Anlaufen und schnelles Gegenpressing. Das sorgt regelmäßig für viel Spektakel und viele Tore, aber eben auch für Berechenbarkeit und zu viele Gegentore - vor allem auswärts.
Der FC St. Pauli hat den Vormarsch des Lokalrivalen Hamburger SV in der Zweiten Liga erst einmal gestoppt: Am Millerntor feierte St. Pauli einen 3:0-Derbysieg gegen den HSV.17.10.2022 | 6:29 min
Vieles spricht für ein spektakuläres Derby
Damit hat Walter zweimal in der Relegation den Aufstieg verpasst und auch für den dritten Anlauf sind viele pessimistisch. "Wer so einen Fußball spielt wie die Hanseaten, steigt nicht auf", schrieb die "Süddeutsche Zeitung" kürzlich.
Ein Spektakel ist auch für den Freitagabend am Millerntor zu erwarten. Walter setzt auch auswärts auf volle Offensive und der FC St. Pauli strebt ebenfalls den Ballbesitz an. Im Gegensatz zum HSV bescheinigen Experten dem Hürzeler-Stil offensiv ein hohes Maß an Variabilität und defensiv eine größere Stabilität. "Wir haben aktuell Antworten auf alles", sagt Hauke Wahl selbstbewusst.
Wiederholt Ausschreitungen bei vergangenen Derbys
Ein Ziel haben beide Klubs für das Spiel gemeinsam: Dass sich das Spektakel auf das Spielfeld beschränkt. Rund um das Derby gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Ausschreitungen. Im vergangenen Jahr kam es beim Heimspiel des FC St. Pauli zu Schlägereien zwischen der Polizei und St.-Pauli-Hooligans der Gruppe "Rotsport", die versucht hatte, den Fanmarsch des HSV zu attackieren.
Die Ultras beider Vereine haben auch jetzt wieder Fanmärsche zum Stadion angekündigt. Die Fans des FC St. Pauli werden aus dem Norden vom benachbarten Schanzenviertel, die HSV-Anhänger aus dem Süden vom Altonaer Fischmarkt Richtung Millerntor marschieren.
Umfangreiches Sicherheitskonzept
In Zusammenarbeit mit beiden Klubs hat die Polizei ein umfangreiches Sicherheitskonzept für die als Hochrisikospiel eingestufte Begegnung erarbeitet. Beide Trainer, die sich während des letzten Derbys im April (4:3 für den HSV) noch "heftige Scharmützel" (Hamburger Abendblatt) geliefert hatten, bemühen sich im Vorfeld für eine entspannte Atmosphäre und bekundeten sich gegenseitig "großen Respekt".
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