Nach der Para-Leichtathletik-WM ist vor den Paralympics

    Gelungene Generalprobe für Paris:Rehm, Menje und Co. startklar für Paralympics

    von Susanne Rohlfing
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    So richtig glücklich war niemand mit diesem WM-Termin im Paralympics-Jahr. Aber das deutsche Team hat das Beste daraus gemacht und sich für die Spiele warmgelaufen.

    Markus Rehm aus Deutschland jubelt nach seinem Sieg im T64-Finale im Weitsprung der Männer.
    Weitsprung-Weltmeister Markus Rehm mit Blick auf die Paralympics: "Da ist noch viel mehr drin."
    Quelle: Reuters

    Weltmeisterschaften nur gut zwölf Wochen vor dem Start der Paralympischen Spiele am 28. August in Paris, das war ein Novum für die Para-Leichtathleten - und kein erwünschtes. Diese Dopplung an Großereignissen ist ein Relikt aus Coronazeiten: Es galt, die verschobene WM von 2021 nachzuholen. Einfach auslassen war keine gute Option, denn an den neun WM-Tagen im japanischen Kobe wurden noch Startplätze für Paris vergeben.

    Sechsmal WM-Gold für deutsches Para-Team

    Natürlich ging es auch um Titel, und deren Verteidigung wollten sich die deutschen Superstars der Para-Leichtathletik nicht nehmen lassen. Markus Rehm (Weitsprung, Unterschenkel-amputiert), Leon Schäfer (Weitsprung, Oberschenkel-amputiert, ihm fehlt auch das Knie) und Johannes Floors (400 Meter) taten dann auch routiniert ihre Jobs. Schäfer überraschte am letzten Tag der WM zudem mit einem zweiten Sieg über 100 Meter.
    Kugelstoß-Weltrekordler Niko Kappel und die junge Rennrollstuhl-Fahrerin Merle Menje steuerten weitere Siege zur Sechs-Goldmedaillen-Ausbeute des deutschen Teams bei.
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    Para-Leichtathletik-WM "phantastisch organisiert"

    "Der Zeitpunkt für die WM war natürlich äußert ungünstig", sagte Bundestrainerin Marion Peters. Mit Blick auf die Spiele in Paris habe man im Training gerade die Vorbereitungsperiode abgeschlossen, da schon eine WM im Terminkalender stehen zu haben, sei unüblich und ungünstig gewesen: "Aber wir haben uns der Herausforderung gestellt und hatten tolle Bedingungen, die WM war phantastisch organisiert."
    Zu den sechs Siegen deutscher Athletinnen und Athleten steuerten Merle Menje (Rennrollstuhl 5000 Meter) und Lindy Ave (leichte Spastik, 400 Meter) noch zweimal Silber bei, außerdem komplettierte Menje ihren Medaillensatz mit Bronze über 1.500 Meter.
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    Paralympics-Start nach Babypause

    Besonders erfreulich war aus Sicht der Bundestrainerin aber, dass Menje und Ave dem deutschen Team zwei weitere Startplätze für die Paralympischen Spiele in Paris sichern konnten. Dazu war Platz eins oder zwei nötig - allerdings nur von Athleten, die nicht schon bei der WM im vergangenen Jahr einen Slot errungen haben. Ave, die vor zwei Jahren ihr erstes Kind zur Welt brachte und in dieser Saison aus der Babypause zurückgekehrt ist, knackte auch die Norm für Paris.
    Gleiches gelang überraschend der erst 17 Jahre alten Leverkusenerin Jule Roß (Arm-amputiert), die über 400 Meter an einer Medaille kratzte und in 58,78 Sekunden Vierte wurde. Dafür gab es ein Extralob von Bundestrainerin Peters: "Ich glaube, Jule geht mit richtig positiven Emotionen nach Hause, wenn alles gutgeht, können wir sie vielleicht sogar mit zu den Paralympics nehmen."
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    "Heimspiel" am 6. Juli in Leverkusen

    Das hängt am Ende von der Anzahl an Startplätzen und Normerfüllern im deutschen Team ab. Aktuell stehen der Mannschaft 15 Slots zur Verfügung, elf Athletinnen und Athleten konnten bereits die für Paris geforderten Normen erfüllen.
    Weitere Startplätze werden am 28. Juni über das so genannte "High-Performance-Ranking" vergeben; Normen können noch bis zum "Heimspiel" am 6. Juli in Leverkusen geknackt werden. Marion Peters ist nach der WM guter Dinge: "Wir gehen jetzt voller Elan in die letzte Phase der Normerfüllungen, insofern hat sich die lange Reise nach Japan mehr als gelohnt."

    Rehm: "Noch viel mehr drin"

    Auch die Athleten blicken zuversichtlich in Richtung Paris. Rehm, der seinen Weltrekord im vergangenen Jahr auf 8,72 Meter schraubte, kündigte nach seinem WM-Sieg mit 8,30 Metern an: "Da ist noch viel mehr drin." Ein Sprung habe sich richtig gut angefühlt, da habe er am Brett aber zu viel verschenkt. Rehms Fazit:

    Wir sind auf dem richtigen Weg und die ganz großen Sprünge kommen noch.

    Markus Rehm, Weitsprung Para-Athlet

    Lindy Ave will Weltrekord schaffen

    Ähnlich optimistisch äußerte sich Lindy Ave. Ihr Ziel für Paris? Die Antwort kommt ohne ein Zögern: "Weltrekord." Und Johannes Floors kündigte für die Spiele an: "Über die 400 Meter wird das von Tokio 2021 wiederholt, und die 100 Meter werden ein bisschen besser." Er hatte damals Gold über 400 und Bronze über 100 Meter gewonnen.

    Nachrichten | Sport
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