Skispringen: Warten auf die Vierschanzentournee der Frauen

    Skispringen - Two Nights Tour:Frauen-Vierschanzentournee erst 2026?

    von Lars Becker
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    Die Premiere der Two-Nights-Tour der Skispringerinnen war kein durchschlagender Erfolg. Das Warten auf eine echte Vierschanzentournee geht weiter.

    Skispringen: Nika Prevc.
    Die Siegerin der ersten Two Nights Tour der Skispringerinnen: Nika Prevc aus Slowenien.
    Quelle: dpa

    TNT: Die Abkürzung der neuen Two Nights Tour der Skispringerinnen versprach Sprengkraft. Doch die Premiere in Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf, die den Weg zu einer Frauen-Vierschanzentournee ebnen sollte, hat die Erwartungen bestenfalls halbwegs erfüllt. Und das lag nicht nur am enttäuschenden Abschneiden des erfolgsverwöhnten deutschen Teams, für das Rekord-Weltmeisterin Katharina Schmid als beste Fliegerin nur auf Platz 13 in der Gesamtwertung landete.

    Two Nights Tour: Durchwachsene Premiere

    "Es war nicht alles schlecht, aber wir haben sportlich einen höheren Anspruch", kommentierte Horst Hüttel. Organisatorisch sei die Premiere gelungen, so der Weltcup-Sportdirektor. Im TV-Ranking habe die Two Nights Tour vordere Platzierungen erreicht.

    Die Leute da draußen haben teilgenommen an diesem Format.

    DSV-Sportdirektor Horst Hüttel

    Das mag für die Skisprung-Fans im warmen Wohnzimmer richtig sein, an den Schanzen blieben die Zuschauerzahlen allerdings deutlich unter den Erwartungen. Nachdem in Garmisch-Partenkirchen 3.500 Zuschauer vor Ort waren, kamen am Neujahrstag nur 3.000 Fans an den Bakken von Oberstdorf.
    Der Deutsche Skiverband (DSV) hatte auch mit Blick auf die niedrigen Eintrittspreise und einen 50-Prozent Rabatt für ein Kombi-Ticket mit den Vierschanzentournee-Tickets der Männer mit mindestens doppelt so vielen Fans gerechnet. Zum Vergleich: Bei den beiden Männer-Springen der Vierschanzentournee an gleicher Stelle kamen insgesamt 46.500 Zuschauer in die ausverkauften Arenen.

    Weniger Zuschauer, weniger Preisgeld

    Auch beim Preisgeld hinken die Frauen deutlich hinterher: Während TNT-Gesamtsiegerin Nika Prevc 10.000 Euro kassierte, warten auf den Tournee-Gesamtsieger der Männer 100.000 Schweizer Franken (rund 107.000 Euro) plus die begehrte Trophäe des Goldenen Adlers.
    Josephine Pagnier aus Frankreich beim Skisprung-Wettbewerb in Oberstdorf
    Die Two-Nights-Tour der Skispringerinnen aus Garmisch-Partenkirchen in voller Länge.01.01.2024 | 77:46 min
    Womit ein Hauptproblem für die erhoffte Einführung der Frauen-Vierschanzentournee benannt wäre: das Thema Geld. Grob überschlagen betragen die Einnahmen bei einem Frauen-Event höchstens ein Zehntel von dem der Männer. Alle Beteiligten müssten also für die Frauen-Vierschanzentournee finanzielle Zugeständnisse machen.

    Grundsätzliche Bereitschaft ist vorhanden

    Trotzdem existiert ein Schreiben der vier Tournee-Veranstalterorte in Deutschland und Österreich, in der die prinzipielle Bereitschaft für eine Durchführung der Frauen-Vierschanzentournee erklärt wird. "Mit der Two-Nights-Tour haben wir den Stein grundsätzlich erstmal ins Rollen gebracht", so Hüttel.
    In der Nachbetrachtung "werden wir genau evaluieren, wie die Bilanz sportlich, medientechnisch und finanziell ausschaut." Danach werde man eine klare deutsche Position formulieren und das mit den österreichischen Kollegen besprechen.

    2026 als realistische Option

    Der Österreichische Skiverband (ÖSV) hatte die Durchführung einer Frauen-Vierschanzentournee in diesem Winter blockiert, statt an den Männer-Tourneeorten Innsbruck und Bischofshofen springen die Frauen am Mittwoch und Donnerstag auf der Kleinschanze von Villach. Deutschland ist jetzt Vorreiter für die "Schanzengleichheit", allerdings wurden die beiden Springen der Two Nights Tour in umgekehrter Reihenfolge zu denen der Männer-Tournee gesprungen.

    Für den ÖSV kommt nur infrage, die Frauen-Tournee aus logistischen Gründen und wegen der TV-Übertragungen parallel zur Männer-Tournee stattfinden zu lassen.

    ÖSV-Skisprung-Chef Mario Stecher

    "Wir wollen ein Produkt kreieren, das genau wie die Tournee der Männer 70 Jahre und mehr Bestand hat“, hat Mario Stecher als sportlicher Skisprung-Leiter des Österreichischen Skiverbandes in diesen Tagen erklärt. Bedingung dafür sei allerdings Flutlicht an der Bergisel-Schanze von Innsbruck, der letzten der vier Männer-Tournee-Schanzen, an der noch künstliches Licht fehlt.

    Vierschanzentournee
    :Vierschanzen: Qualifikation in Innsbruck

    Das Qualifikationsspringen bei der Vierschanzentournee in Innsbruck/Österreich. Kommentator: Stefan Bier. Moderation: Lena Kesting. Experte: Severin Freund.
    Pius Paschke springt von der Bergiselschanze in Innsbruck
    88:50 min
    "Diesbezüglich sieht es so aus, dass wir das 2026 über die Bühne bringen können", sagt Stecher. Es droht also eine längere Wartezeit für die Gleichberechtigung in der Luft - ganz sicher eine Entscheidung mit Sprengkraft für die kämpferische Szene der fliegenden Frauen.

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