Ex-Langläuferinnen spielen Stärken im Biathlon-Sprint aus

    Ex-Langläuferinnen:Umsteigerinnen im Biathlon-Sprint gefragt

    von Andreas Morbach
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    Beim WM-Sprint peilt die formstarke Denise Herrmann-Wick eine Medaille an. Doch mit der Slowenin Anamarija Lampic lauert eine weitere Ex-Langläuferin als Geheimtipp im Hintergrund.

    Anamarija Lampic aus Slowenien beim Training.
    Wurde in der Mixed-Staffel am Mittwoch geschont: Ex-Langläuferin und Neu-Biathletin Anamarija Lampic aus Slowenien.
    Quelle: Imago

    Am ersten Tag der Biathlon-WM in Oberhof war Denise Herrmann-Wick als Seelentrösterin gefragt. Ihrer enttäuschten Teamkollegin Vanessa Voigt strich sie anteilnehmend über den Rücken. Und auch für Routinier Benedikt Doll, der sich beim sechsten Platz des DSV in der Mixed-Staffel eine Strafrunde geleistet hatte, fand sie aufmunternde Worte.

    Denise Herrmann-Wick hat Lust auf mehr

    Die kamen der 34-Jährigen an diesem sonnigen Nachmittag am Rennsteig leicht über die Lippen: Ihre starke Form aus dem bisherigen Winter hatte sie im gemischten Vierer eindrucksvoll bestätigt, entsprechend angriffslustig erklärte sie nun:

    Es passt alles. Das macht Lust auf mehr.

    Denise Herrmann-Wick

    Ihren bislang einzigen WM-Titel gewann Herrmann-Wick 2019 in Östersund in der Verfolgung. Bei den Pekinger Winterspielen im Vorjahr triumphierte sie dann im Klassiker über 15 Kilometer. Gerade für die frühere Langläuferin ein bemerkenswerter Erfolg, ist der Einzel-Wettbewerb doch der schießlastigste Wettkampf in der Skijägerei.
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    Triumph im Sprint "ein großes Ziel"

    Naturgemäß am nächsten liegt allen Umsteigerinnen und Umsteigern der Sprint. Auf einen Titel in dieser Disziplin wartet Herrmann-Wick noch, auch deshalb steht die 7,5-Kilometer-Schleife am Freitag (14.30 Uhr / ZDF-Livestream ab 14.05 Uhr) bei ihr ganz oben auf der Prioritätenliste für Oberhof.
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    Den Sprint zu gewinnen - "das wäre cool und ein großes Ziel", sagt sie. Kati Wilhelm, ebenfalls als Spezialistin in den Wintersport gestartet, gelang dieses Kunststück gleich im ersten WM-Rennen nach ihrem Spartenwechsel, im Februar 2001 in Pokljuka.

    Kati Wilhelm: Umsteiger mit besten Chancen

    "Denise Herrmann-Wick hat auch in ihrem ersten kompletten Jahr im Weltcup gleich am ersten Wochenende einen Sprint und eine Verfolgung gewonnen", erinnert Wilhelm im Gespräch mit ZDFheute an den Doppelsieg Anfang Dezember 2017 in Östersund.
    Da sei ein Weltcup auch nichts anderes als eine WM, findet die 46-Jährige. Und mit Blick auf mögliche weitere Goldplaketten sei es generell so: "Wenn ein Umsteiger gut laufen kann und ein Talent zum Schießen hat - warum denn nicht?"
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    Magdalena Forsberg mit sechs WM-Titeln

    Gerade im Frauenbereich gab es dafür in der Vergangenheit zahlreiche Belege: Herausragende Erfolge erzielte, vor Wilhelm, vor allem die Schwedin Magdalena Forsberg - mit sechs WM-Titeln und zwei Bronzemedaillen bei den Winterspielen 2002.
    Aufgrund ihrer eigenen Genese im Leistungssport schaut Kati Wilhelm heute besonders genau auf alle Umsattlerinnen. Zum Beispiel auf die Schwedin Stina Nilsson, die sich beim Wechsel zur Skijägerei aktuell allerdings ausgesprochen plagt. Wilhelm wundert sich darüber.

    Manchen fällt der Wechsel schwer

    Als sie Nilsson (29) zuletzt bei einem Rennen im IBU-Cup gesehen habe, sei die Langlauf-Olympiasiegerin von 2018 "läuferisch nicht gerade top unterwegs" gewesen. "Da sieht man eben", so Wilhelm, "dass es trotz allem nicht so einfach ist, den Umstieg hinzubekommen".
    Bei einer anderen Quereinsteigerin, Anamarija Lampic, klappte der Wechsel zum Biathlon deutlich besser: Im Gegensatz zu Nilsson ist die Slowenin in Oberhof dabei - und für Kati Wilhelm nun sogar eine Kandidatin für das erste WM-Gold in einem Einzelrennen.

    Anamarija Lampic als Geheimtipp

    In der Mixed-Staffel am Mittwoch wurde Lampic, zuletzt gesundheitlich angeschlagen, von ihrem Trainer Ricco Groß geschont. Prinzipiell schreibt der deutsche Chefcoach des slowenischen A-Teams der 27-Jährigen aber das Potenzial für sehr gute WM-Platzierungen zu.
    An diese Fähigkeiten glaubt auch Kati Wilhelm, gerade in Oberhof. "Bei ihr bin ich gespannt", sagt die Thüringerin. "Sie ist der Geheimtipp im Sprint. Wenn sie da nur zwei Fehler schießt, hat sie als wahnsinnig starke Läuferin alle Chancen."

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