Entwicklungsländer: Mehr Geld für Klimaschutz. Aber wie?

    Entwicklungsländer:Mehr Geld für Klimaschutz: Aber wie?

    von Nadja Kaltwasser
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    Fehlende Geldmittel gehören zu den größten Problemen bei der Bekämpfung des Klimawandels - vor allem im globalen Süden. Doch es gibt vielversprechende Finanzierungs-Optionen.

    Archiv: Laden mit Solar Panel im Flüchtlingslager Djabal für Flüchtlinge aus Darfur, Sudan.
    Laden mit Solar-Panel im Flüchtlingslager Djabal für Geflüchtete aus dem Sudan.
    Quelle: imago

    Für Eindämmungs- und Anpassungsmaßnahmen angesichts des Klimawandels kommen auf die Entwicklungs- und Schwellenländer - ohne China - ab 2030 jährlich Kosten im Bereich von 2,4 Billionen Dollar zu. So hat es eine neue Studie der London School of Economics vor kurzem berechnet. Das können die Länder nicht allein bewältigen.
    Ohne ausreichende Mittel von den Industrienationen werden die Klimaziele verfehlt und Menschen leiden. Finanzierungen fürs Klima sind deshalb auch ein großes Thema bei der diesjährigen UN-Klimakonferenz, COP27.

    Guterres: Massiv in den Klimaschutz investieren

    "Internationale Finanzinstitutionen und multilaterale Entwicklungsbanken müssen ihr Geschäftsmodell ändern und ihren Teil dazu beitragen, die Anpassungsfinanzierung auszuweiten und private Finanzmittel besser zu mobilisieren, um massiv in den Klimaschutz zu investieren", sagte UN-Generalsekretär Antonio Guterres vergangene Woche in Scharm el Scheich.
    Der wesentliche Teil der bisherigen Hilfen stammt aus den öffentlichen Kassen, den Haushalten der Staaten und von den Entwicklungsbanken.

    "Blended Finance" soll Abhilfe schaffen

    Der Anteil privater Investoren ist aktuell eher gering. Dabei läge dort großes Potential. Private und sogenannte "institutionelle" Investoren, zu denen Banken, Versicherungen, Investment- und Kapitalgesellschaften, Vermögensverwalter oder Pensionskassen gehören, verfügen über riesige Summen. Bisher scheuen diese Geldgeber Klimaprojekte in Entwicklungsländern, vor allem wegen der Risiken.
    "Blended Finance", besondere finanzielle Partnerschaften mit öffentlichen Institutionen, sollen Abhilfe schaffen. "Strukturen wie Blended Finance, Mischfinanzierung, bei denen Geldgeber, wie zum Beispiel Entwicklungsbanken, potenzielle Erstverluste übernehmen, machen Projekte daher leichter investierbar", erklärt Stefan Lutz von Allianz Global Investors.

    Projekt von Allianz und Weltbank

    Die Allianz Gruppe ist eine solche Kooperation eingegangen, mit der IFC, einer Tochter der Weltbank. Das Ergebnis ist ein sektorübergreifendes Darlehensportfolio: Eine Milliarde stellt die Allianz bereit, 112 Millionen kommen von der IFC. Nach Aussage des Unternehmens konnten über dieses Projekt Darlehen an über 200 Unternehmen in 55 Ländern vergeben werden.
    Die Verwendung muss mit den Zielen des Pariser Abkommens in Einklang stehen. Für Auswahl der Projekte und die Überprüfung ist die Weltbank zuständig. Unternehmen in den Entwicklungs- und Schwellenländern bekommen so Kredite, die sie sonst nicht bekommen hätten.

    Ein weiterer Vorteil ist, dass Partner, wie z.B. die Weltbank, jahrzehntelange Investmenterfahrungen in ihren regionalen Märkten mitbringen.

    Stefan Lutz, Allianz Global Investors

    Probleme der Blended Finance

    Doch die Blended-Finance-Partnerschaften bergen auch Probleme: Weil Geld verdient werden muss, stecken Investoren ihr Geld eher in den Bereich der CO2-reduzierenden Projekte z.B. in erneuerbare Energien. Andere wichtige Maßnahmen wie der Bau von Dämmen gegen Überflutungen eigenen sich für dieses konkrete Finanzierungsmodell aber kaum.
    Auf der UN-Klimakonferenz werden auch noch andere Finanzierungsmechanismen diskutiert: unter anderem "Green Bond"-Anleihen, die in nachhaltige Projekte investieren. Oder "Environmental Impact Bonds", die noch in den Anfängen sind und deren Rückzahlung an prognostizierte und/oder realisierte Umweltvorteile gekoppelt ist.

    Staatliche Finanzierung allein reicht wohl nicht

    In vielen Fällen muss noch Transparenz geschaffen werden, für Geldgeber und Empfänger. Auch die Rahmenbedingungen sind teilweise noch nicht ausreichend. Dennoch kann Blended Finance eine Möglichkeit für die Mobilisierung des gewünschten Geldflusses sein.
    "Ziel ist es, mehr privates Kapital in nachhaltige Entwicklung zu lenken. Die Mischfinanzierung der öffentlichen und privaten Geldgeber ist eine gute Möglichkeit, dies zu erreichen und findet zunehmend Nachahmer", sagt Stefan Lutz. Denn allen Seiten ist bewusst: Finanzierung allein durch die Staaten wird wohl nicht reichen.

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