Klimakonferenz: So sollen Klimaschäden finanziert werden

    FAQ

    Verhandlungen auf Klimakonferenz:So sollen bald Klimaschäden finanziert werden

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    Es ist einer der Knackpunkte bei den Verhandlungen in Ägypten: Der Umgang mit Schäden, die der Klimawandel verursacht. Um welche Summen geht es, was wurde erreicht? Ein Überblick.

    Der Umgang mit Schäden und Verlusten, die der Klimawandel jetzt schon in aller Welt verursacht, zählt bei der Weltklimakonferenz in Scharm el Scheich (COP27) zu den Knackpunkten der Verhandlungen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat am Montag in seiner Rede vor dem Konferenzplenum mit einer Zusage in Höhe von 170 Millionen Euro den Blick auf dieses Thema gelenkt, das die Verhandler unter dem Stichwort "Loss and Damage" diskutieren. Ein Überblick über Inhalte und Stand der Verhandlungen:

    Worum geht's?

    Insbesondere Entwicklungsländer und kleine Inselstaaten weisen seit Jahren darauf hin, dass sie die Auswirkungen der Erderhitzung wie Überschwemmungen und Dürren bereits zu spüren bekommen, meist deutlich heftiger als die Industriestaaten. Zunehmende Klimaschäden führen zu einer wachsenden Verschuldung der Entwicklungsländer und einem erschwerten Zugang zu den Finanzmärkten wegen ihrer Klimarisiken. Vielen Entwicklungs- und Inselstaaten werde so "der Hals komplett zugedrückt durch die Klimakrise", sagt Sabine Minninger von Brot für die Welt.
    Entwicklungsländer und NGOs verweisen mit Blick auf die massiven Treibhausgasemissionen der Industriestaaten immer wieder auf das Verursacherprinzip. Die Industrieländer, allen voran die USA, fürchten jedoch, zu enormen Klima-Reparationszahlungen verpflichtet zu werden, und treten daher bei den Verhandlungen auf die Bremse.

    Um welche Summen geht es?

    Allein die V20-Gruppe aus 58 besonders gefährdeten Staaten beziffert ihre Kosten in den vergangenen 20 Jahren auf 525 Milliarden Dollar (587,3 Milliarden Euro). Laut einer Studie der London School of Economics könnten die klimabedingen Schäden und Verluste bis 2050 auf 1,0 bis 1,8 Billionen Dollar jährlich steigen.

    Was wurde bis jetzt erreicht?

    Bei der Klimakonferenz in Glasgow im vergangenen Jahr konnten sich die Entwicklungsländer und kleinen Inselstaaten nicht mit ihrer Forderung nach einem L&D-Finanzierungsmechanismus durchsetzen. Auf Druck der USA und anderer Industriestaaten wurde als Minimalkompromiss nur der "Glasgow Dialogue" beschlossen: Er soll einen Rahmen für die Diskussion über Finanzierungsmaßnahmen mit jährlichen Sitzungen bis 2024 bieten.
    Zusätzlich dazu hat die Gruppe der sieben führenden Industriestaaten (G7) in diesem Jahr unter deutschem Vorsitz den Globalen Schutzschirm gegen Klimarisiken gegründet. Dieser "Global Shield" soll Aktivitäten im Bereich der Klimarisikoabsicherung und -vorsorge bündeln und die schnelle Auszahlung von Hilfen ermöglichen. Deutschland will in Scharm el Scheich für diese Initiative werben. Mit gutem Beispiel voran ging am Montag Kanzler Scholz, indem er 170 Millionen Euro für den Schutzschirm und ergänzende Klimarisikofinanzierung zusagte.

    Was wird von der COP27 erwartet?

    Ein "maximaler Erfolg" bei dem Thema wäre aus Sicht von Sven Harmeling von der Hilfsorganisation Care, ein Grundsatzbeschluss, einen eigenen Fonds für "Loss and Damage" auszuarbeiten. Es sind allerdings harte Verhandlungen zu erwarten und insbesondere die USA werden sich dem entgegenstellen. Denkbar ist, dass eine Art Gruppe der Willigen in der Sache vorangeht. Deutschland dürfte hier mit seinen Initiativen zur Bewältigung von Klimarisiken eine wichtige Rolle spielen.

    ZDFheute-KlimaRadar
    :Daten zum Klimawandel im Überblick

    Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie viel CO2 haben die Länder seit 1990 eingespart? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.
    von Moritz Zajonz
    Fünf Icons mit Fabrikschlot, Blitz, Thermometer vor Deutschland und Weltkarte, und einem Haus über Wellen. Im Hintergrund ein Braunkohlekraftwerk.
    Grafiken
    Quelle: Yvonne Brandenberg, AFP

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