Von Libyen bis Hongkong: Wieso regnet es derzeit so heftig?

    Libyen, Griechenland, Hongkong:Wieso regnet es derzeit weltweit so heftig?

    Oliver Klein
    von Oliver Klein
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    Rekordmengen an Starkregen sorgen weltweit für Überflutungen und Chaos. Experten sehen im Klimawandel den Hauptgrund. Was jetzt als Extremwetter gilt, wird wohl der Normalzustand.

    Regen, Regen, Regen
    Wenn es regnet, fallen meist Wassermassen vom Himmel. In Hongkong, Libyen, Griechenland. Auch hierzulande. Woran liegt das? Fragen an Andreas Stamm aus der ZDF-Umwelt-Redaktion.13.09.2023 | 2:54 min
    Sintflutartiger Regen sorgt seit Tagen in vielen Teilen der Welt für Chaos: Ob in Griechenland, Hongkong, Spanien, Kalifornien, Brasilien - oder zuletzt in Libyen. In dem nordafrikanischen Land wurden nach den Überschwemmungen bisher Tausende Tote geborgen, etwa 10.000 Menschen gelten als vermisst.
    Die Regenmengen sind teils gigantisch: In Hongkong fiel die Rekordmenge von 158 Liter Regen pro Quadratmeter in nur einer Stunde. Tief "Daniel" brachte in Griechenland regional mehr als 700 Liter pro Quadratmeter in weniger als 24 Stunden - ebenfalls ein Rekordwert, sagt der Kieler Meteorologe und Klimaforscher Mojib Latif:

    In der letzten Woche haben wir Niederschläge gemessen, die hat es so in Europa noch nie gegeben. Das war zum Teil ein Vielfaches dessen, was wir bei uns während der Ahrtal-Flut hatten.

    Klimaforscher Mojib Latif im Bayerischen Rundfunk

    Zerstörter Fahrzeuge und beschädigter Gebäude in der östlichen Stadt Darna, aufgenommen am 12.09.2023.
    Eine Küstenstraße in der Stadt Derna nach schweren Überschwemmungen, aufgenommen am 11.09.2023.
    Ein Auto hängt teilweise in den Bäumen, nachdem es von den Fluten in Darna, Libyen, mitgerissen wurde, aufgenommen am 11.09.2023.
    Libyen, Darna: Auf diesem von der libyschen Regierung zur Verfügung gestellten Bild liegen Autos und Trümmer in einer Straße in Darna, Libyen, nachdem sie durch starke Regenfälle überflutet wurde
    Menschen sitzen auf einer Straße fest, als ein starker Sturm und heftige Regenfälle die Stadt Shahhat in Libyen heimsuchten, aufgenommen am 11.09.2023.
    Libyschen Roten Halbmond-Mitglieder arbeiten an der Öffnung von überschwemmten Straßen, aufgenommen am 11.09.2023.
    Ein Auto hängt teilweise in den Bäumen, nachdem es von den Fluten in Darna, Libyen, mitgerissen wurde, aufgenommen am 11.09.2023.

    Zerstörte Hafenstadt

    Es waren die schwersten Regenfälle in Libyen seit mehr als 40 Jahren: Besonders schlimm hat es die Hafenstadt Darna getroffen.

    Quelle: AFP


    Atmosphäre wird wärmer - und feuchter

    Woher kommt der viele Starkregen? Hauptgrund ist wohl der Klimawandel. Denn je wärmer die Atmosphäre ist, desto mehr Wasser verdunstet, erklärt ZDF-Wetterexperte Özden Terli:

    Mit jedem Grad wärmer kann die Luft sieben Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen.

    ZDF-Wetterexperte Özden Terli

    "Die Atmosphäre wird also immer feuchter", so Terli. Heißt: In einer bestimmten Zeitspanne verdunstet nicht nur mehr Wasser - es fällt in kürzerer Zeit auch mehr Regen.
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    Verheerende Überschwemmungen zeigen, dass der Klimawandel auch in Deutschland Folgen hat. Die Extremwetterereignisse nehmen im Zuge der Klimakrise weiter zu. 09.08.2021 | 0:47 min

    Wassertemperatur der Meere hoch wie nie

    Auch die Meere sind warm wie nie, befeuert auch noch durch das Wetterphänomen El Niño. Vor der Küste Floridas wurde im Sommer die möglicherweise wärmste Meerestemperatur aller Zeiten gemessen: 38,9 Grad. Rekordtemperaturen gibt es auch im Nordatlantik, im Pazifik und im Mittelmeer.

    Ein warmes Mittelmeer kann der Treibstoff für Extremwetter auch bei uns sein.

    ZDF-Wetterexperte Özden Terli

    Auch bei der Libyen-Katastrophe spielt das warme Mittelmeer eine zentrale Rolle, so Latif. Die sogenannten Mittelmeertiefs seien gerade im Herbst besonders intensiv, wenn das Mittelmeer noch sehr aufgeheizt ist und auch noch kalte Luft aus dem Norden dazukomme: "Das ist dann so ein explosives Gebräu."
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    Immer häufiger kommt es zu sturzartigen Regenfällen - was macht Starkregen so gefährlich?24.06.2022 | 0:42 min

    Extremwetter bleibt kein Ausnahmefall

    Ein Zustand, der kein Ausnahmefall bleiben wird - denn was heute als Extremwetter gilt, wird durch den Klimawandel wohl zur Normalität: "Klimawandel bedeutet nicht einfach nur höhere Temperaturen, sondern bedeutet vor allem extremeres Wetter, mehr Schadenspotenzial und vor allen Dingen auch eine gigantische Herausforderung für die Menschen im Sinne der Gesundheit", so Latif.
    Menschen könnten sich daran ein Stück weit anpassen, erklärt er. Aber es gebe auch Grenzen: "Bei solchen Wassermassen, was wollen Sie da noch tun?"
    Gewitter an der Mittelmeerküste vor Griechenland
    Nach einem Sommer mit dauerhaft hohen Temperaturen im Mittelmeerraum ist auch das Meer aufgeheizt. Das hat teils massive Auswirkungen auf das Wetter vor Ort.28.08.2023 | 0:46 min

    ZDFheute-KlimaRadar
    :Daten zum Klimawandel im Überblick

    Wie hat sich das Klima bereits verändert? Wie viel CO2 haben die Länder seit 1990 eingespart? Die wichtigsten Zahlen im KlimaRadar von ZDFheute.
    von Moritz Zajonz
    Fünf Icons mit Fabrikschlot, Blitz, Thermometer vor Deutschland und Weltkarte, und einem Haus über Wellen. Im Hintergrund ein Braunkohlekraftwerk.
    Grafiken
    Quelle: mit Material von dpa

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