Bei Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet stürzten viele Gebäude ein. Weil dahinter Baumängel vermutet werden, wurden in der Türkei 184 Verantwortliche festgenommen.
In der Türkei sind nach den schweren Erdbeben Justiz-Angaben zufolge mindestens 184 Menschen unter Verdacht fahrlässigen Handelns in Bezug auf eingestürzte Gebäude festgenommen worden. Das teilte Justizminister Bekir Bozdag am Samstag mit.
Etliche Gebäude in der betroffenen Region waren nicht erdbebensicher gebaut worden. Kritik war laut geworden, die Einhaltung geltender Baustandards sei oft nicht kontrolliert worden.
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Wieder Erdbeben in der Türkei und in Syrien. Wieder viele Tote, die unter den Trümmern begraben sind. Wie können Gebäude und damit Menschen vor Erdbeben geschützt werden?
Bauunternehmer und Politiker unter den Festgenommenen
Zu den Festgenommenen zählen Bauunternehmer. Auch der Bürgermeister des Bezirks Nurdagi in der Provinz Gaziantep, Ökkes Kavak, sei inhaftiert, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.
Unzählige Gebäude hatten den verheerenden Erdbeben von Anfang Februar nicht standgehalten. Nach Angaben der türkischen Regierung wurden mehr als 173.000 Gebäude in elf Provinzen des Landes zerstört. Fast zwei Millionen Menschen hätten ihr Obdach verloren.
Die Versorgungslage in den Erdbebengebieten sei schwierig. Hinzu käme Kritik an der türkischen Katastrophenschutzbehörde, die "Hilfe umetikettiert und als ihre eigene ausgibt", so ZDF-Korrespondentin Anne Brühl.
Insgesamt über 9.000 Nachbeben
Die Erdbebenregion an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien kommt unterdessen nicht zur Ruhe. Am Samstag traf ein Beben der Stärke 5,2 die zentralanatolische Provinz Nigde in der Türkei, wie die Erdbebenwarte Kandilli mitteilte. Das Epizentrum lag demnach im Bezirk Bor. Kurz zuvor hatte es nach Angaben der türkischen Katastrophenschutzbehörde AFAD mehrere Beben der Stärke 4 gegeben.
Die Phase der Nachbeben könne noch zwei Jahre andauern, hieß es von AFAD. Am 6. Februar hatten zwei Beben der Stärke 7,7 und 7,6 die Südosttürkei und den Nordwesten Syriens erschüttert. Darauf folgten nach türkischen Angaben bereits mehr als 9.000 Nachbeben.
Die Zahl bestätigter Todesopfer in den beiden Ländern stieg inzwischen auf mehr als 50.000. Für Istanbul ist diese Zahl eine Vorwarnung: Experten halten ein Beben dort mit einer Magnitude von bis zu 7,4 für überfällig.
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Schulen in Istanbul sollen erdbebensicher gemacht werden
Nötig sei ein schnelles Bauprogramm für mehr Erdbebensicherheit im Wert von etwa 30 bis 40 Milliarden Dollar, sagte Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu am Samstag. "Der Betrag ist dreimal so hoch wie das Jahresbudget der Stadt Istanbul, aber wir müssen bereit sein, bevor es zu spät ist." Kürzlich waren bereits fast 100 Schulgebäude aufgrund von Baurisiken geschlossen worden, die nun erdbebensicher gemacht werden sollen.
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