Umweltschäden in Ohio: Ein Zugunfall wirft Fragen auf

    Umweltschäden in Ohio:Ein Zugunfall wirft Fragen auf

    von Ramon Mebrahtu, Washington D.C.
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    Wie schlimm sind die Auswirkungen des Unglücks mit dem Giftstoff-Zug im US-Bundesstaat Ohio wirklich? Die Behörden beschwichtigen. Doch Anwohner werden krank - und haben Angst.

    Die ausgebrannten Waggons des Güterzuges liegen kreuz und quer am Unfallort.
    Die ausgebrannten Waggons liegen auch fast zwei Wochen nach dem Unglück immer noch am Unfallort.
    Quelle: epa

    "Uns wird gesagt, dass nichts im Wasser ist und dass die Luft in Ordnung ist. Warum werden die Menschen dann krank?" Eine Anwohnerin ruft bei einem Townhall Meeting frustriert dazwischen.
    Am dritten Februar entgleiste ein mit Chemikalien beladener Güterzug in der US-Gemeinde East Palestine und ging in Flammen auf. Drei Tage später verkündete der Gouverneur von Ohio, Mike Dewine, in einer Pressemitteilung, dass die zuständige Eisenbahngesellschaft "Norfolk Southern" das Gas Vinylchlorid aus den Waggons entweichen und "kontrolliert abbrennen" lässt.
    Eine Explosion sollte vermieden werden. Das Ergebnis: eine riesige Rauchwolke über dem Ort im Bundesstaat Ohio an der Grenze zu Pennsylvania. Anwohner im Umfeld von eineinhalb bis drei Kilometer des Unfalls mussten evakuiert werden. Seitdem sorgen sich die Menschen um ihre Gesundheit und fordern Antworten.

    Anwohner klagen über Kopfschmerzen, gereizte Augen, Ausschlag

    Kopfschmerzen, gereizte Augen und Ausschlag sind nur einige Probleme über die Bewohner seit dem Unfall klagen. Auch der chemische Geruch in der Luft sorgt für Verunsicherung. Den Behörden werfen sie vor, dass die sie nicht vollständig informiert hätten. Sie fühlen sich außerdem im Stich gelassen. Die Anwohnerin Rachel Galanda-Dissel sagt in einem Interview mit dem US-Sender CBS:

    Die größte Sorge ist, dass wir nicht wissen, womit wir es zu tun haben und was in Zukunft noch auf uns zukommt.

    Rachel Galanda-Dissel, Anwohnerin East Palestine

    Chemikalien sind leicht entzündlich

    Eine von der US-Umweltschutzbehörde veröffentlichte Liste zeigt: Mehrere der ausgelaufenen Chemikalien sind leicht entzündlich, wie unter anderem das bei Luftkontakt explosive Gas Vinylchlorid. Es wird genutzt, um den Kunststoff PVC herzustellen. Sind Menschen einer hohen Konzentration des Gases ausgesetzt, kann das schwere Folgen für die Gesundheit haben, stellt die Assistenzprofessorin Juliane Beier nach einem Labortest fest. Die Medizinerin von der University of Pittsburgh erklärt in einem PBS-Interview:

    Hochkonzentriert kann Vinylchlorid zu Krebs führen und sofort Symptome wie Schwindel, Hautausschlag, gereizte Augen und Husten auslösen.

    Juliane Beier, Assistenzprofessorin University of Pittsburgh

    Eine geringe Konzentration könne bereits vorhandene Leberschäden verschlimmern. Das gilt zum Beispiel für Menschen, die sich in einem Frühstadium einer Lebererkrankung oder von Krebs befinden, so Beier.

    Gouverneur bittet US-Regierung um Hilfe

    Am Donnerstag forderte Gouverneur Mike Dewine medizinische Unterstützung beim Centers for Disease Control and Prevention (CDC) an, einer Behörde des US-Gesundheitsministeriums. Experten sollen den Bewohnern bei Fragen oder Symptomen helfen.
    Gouverneur Mike Dewine bei Twitter
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    Seit dem Zugunfall beobachtet die Umweltschutzbehörde die Luft- und Wasserqualität in East Palestine. Am Freitag, zwei Wochen nach dem Vorfall, gab der Gouverneur Mike Dewine das Ergebnis der Behörde bekannt:

    Es wurden rund 500 verschiedene Luftproben in den verschiedenen Wohnungen, auf der Straße und in der Community untersucht. Dabei wurden keine Schadstoffe gefunden. Weder draußen noch in den Wohnungen.

    Gouverneur Mike Dewine

    3.500 Fische durch Gift im Wasser getötet

    Obwohl laut den Behörden auch das Wasser sicher sei, berichten mehrere Anwohner von toten Fischen im Fluss. Die Direktorin des Ohio Department of Natural Ressources Mary Mertz, schätzt, dass 3.500 Fische durch die giftigen Chemikalien im Wasser getötet wurden.
    Bewohner kritisieren außerdem die widersprüchliche Kommunikation. Während die Wasserversorger entwarnten, wurden die Menschen aufgerufen, Wasser nur noch aus Flaschen zu trinken.
    In vier bis sechs Wochen soll laut Umweltbehörde der erste Unfallbericht fertig sein. Bis alles untersucht und aufgeräumt ist, werde es hingegen rund zwei Jahre dauern. Gouverneur Mike Dewine versicherte, dass die Wasser- und Luftqualität weiterhin beobachtet wird.

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