UN: 186.000 Migranten 2023 übers Mittelmeer nach Europa gekommen

    UN-Zahlen zu Europa:186.000 Migranten übers Mittelmeer gekommen

    |

    Seit Anfang 2023 haben mehr als 186.000 Migranten das Mittelmeer in Richtung Europa überquert, mindestens 2.500 Menschen starben. Das teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mit.

    Migranten drängen sich an Deck eines Holzbootes, während sie von Helfern der spanischen Nichtregierungsorganisation Open Arms auf dem Mittelmeer, etwa 30 Meilen nördlich von Libyen, unterstützt werden
    Der starke Anstieg von Überfahrten hatte zuletzt zu Spannungen innerhalb der EU über Maßnahmen für ihre Begrenzung gesorgt.
    Quelle: dpa

    Dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zufolge sind in diesem Jahr bereits etwa 186.000 Menschen über das Mittelmeer in Europa angekommen.
    Mit 130.000 seien die meisten in Italien registriert worden, das entspreche einem Anstieg von 83 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum. Dies erklärte die Direktorin des UNHCR-Büros in New York, Ruven Menikdiwela, im UN-Sicherheitsrat.
    Isabell Schäfer zugeschaltet ins ZDF Studio.
    Es kommen immer noch viele Menschen über das Mittelmeer nach Europa. Auf Malta findet deshalb ein Treffen der EU statt. ZDF-Korrespondentin Isabell Schäfer berichtet. 29.09.2023 | 1:52 min

    UN: 2.500 Flüchtlinge im Mittelmeer umgekommen oder vermisst

    Die Zahl der Vermissten und Toten im Zeitraum von Anfang Januar bis zum 24. September liege bei über 2.500 Menschen, hieß es. Die internationale Migrationsorganisation IOM hatte kürzlich bereits von über 2.700 Toten und Vermissten gesprochen.
    Tote und Vermisste im Mittelmeer
    ZDFheute Infografik
    Ein Klick für den Datenschutz
    Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
    IOM zufolge stieg neben der Migration nach Italien auch jene nach Griechenland stark an - die aktuellen Zahlen seien aber nicht mit jenen sehr hohen von 2015 zu vergleichen. Die Ankünfte in Spanien lägen im Jahresvergleich dagegen auf ungefähr demselben Niveau.

    Fluchtursachen sind Unsicherheit und Rassismus

    Laut den Vereinten Nationen legten die meisten Migrantinnen und Migranten mit mehr als 100.000 aus Tunesien ab, gefolgt von Libyen mit mehr als 45.000. Neben Italien, Griechenland und Spanien steuerten die Boote auch Zypern und Malta an. Der starke Anstieg von Überfahrten hatte zuletzt zu Spannungen innerhalb der EU über Maßnahmen für ihre Begrenzung gesorgt.
    Laut Menikdiwela seien die hohen Migrationszahlen aus Tunesien auch auf eine "Unsicherheit unter den Flüchtlingen nach Vorfällen rassistisch motivierter Angriffe und Hassreden" sowie kollektiven Abschiebungen aus Libyen und Algerien zurückzuführen. "Dies geschieht vor dem Hintergrund einer Verschlechterung der Sicherheitslage in mehreren Nachbarländern von nordafrikanischen Staaten."

    Bundesregierung will EU-Asyl-Krisenverordnung zustimmen

    In Europa gab die Bundesregierung derweil nach wochenlanger Blockade ihren Widerstand gegen ein Kernelement der geplanten EU-Asylreform auf. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte am Donnerstag bei einem EU-Treffen in Brüssel an, dass die Koalition aus SPD, Grünen und FDP einem neuen Textvorschlag zur sogenannten Krisenverordnung zustimme.
    Zu einer formellen Einigung auf den neuen Text kam es allerdings nicht. Faeser sprach zwar im Anschluss an das Treffen von einer "politischen Einigung". Die spanische EU-Ratspräsidentschaft äußerte sich allerdings anders: Es gebe einige Details, die noch ausgearbeitet werden müssten, sagte der spanische Innenminister Fernando Grande-Marlaska.
    Auf dem Bild ist unser anderem Bundeskanzler Scholz zu sehen.
    In Brüssel debattierten die EU-Innenminister über eine EU-Asylreform, die unter anderem eine längere haftähnliche Internierung für Asylsuchende vorsieht.28.09.2023 | 4:11 min
    Das Regelwerk ist ein zentrales Element der geplanten EU-Asylreform, mit der unter anderem unerwünschte Migration begrenzt werden soll. So soll etwa bei einem besonders starken Anstieg der Migration der Zeitraum verlängert werden können, in dem Menschen unter haftähnlichen Bedingungen festgehalten werden können.

    Pro Asyl zur Krisenverordnung: Abkehr von Menschenrechten

    Nach den Plänen für die Asylreform müssten die Mitgliedstaaten auch bei einem starken Anstieg der Migration alle ankommenden Menschen registrieren. Eine mögliche Verlängerung von Fristen dafür wäre zudem nur nach vorheriger Zustimmung des Rates der Mitgliedstaaten möglich.
    Das Gleiche gilt auch für die Aufweichung von Schutzstandards. Es blieben demnach auch in einer Krisensituation noch etliche Kontrollmöglichkeiten, um Missbrauch zu verhindern. Die Flüchtlings- und Menschenrechtsorganisation Pro Asyl bezeichnete die Entscheidung der Bundesregierung als "dramatisches Signal, dass Menschenrechte keine Rolle mehr spielen".
    Migranten warten in einer Schlange im Flüchtlingscamp auf der griechischen Insel Lesbos
    Mit der Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems, kurz GEAS, soll es erstmals möglich werden, Asylverfahren bereits an den EU-Außengrenzen durchzuführen.19.09.2023 | 7:58 min
    Quelle: dpa

    Mehr zur Migrationskrise